Die braven Deutschen

21.09.2000

Die Zahlungsmoral wird immer schlechter, beklagen sich viele. Dass diese Behauptung so nicht stimmt und es außerdem allemal eine Frage der Sichtweise ist, beweist die jüngste Studie des Frankfurter Wirtschaftsinformations-Unternehmens Dun & Bradstreet.

Die Marktforscher aus Hessen haben im zweiten Quartal 2000 mehr als 11,8 Millionen Zahlungsvorgänge von über 1,3 Millionen Unternehmen in sechs europäischen Ländern genauer unter die Lupe genommen. Das Resultat: "Deutsche Unternehmen schneiden weiter gut ab, verbuchen aber gleichzeitig einen hohen Prozentsatz an extrem säumigen Zahlern, die beim Begleichen ihrer Rechnungen weit über die marktüblichen Zahlungsziele hinausschießen. Die schlechteste Zahlungsmoral ist in der öffentlichen Hand Italiens zu finden."

Dieter Warnke, leitender Mitarbeiter bei D&B, ergänzt: "Die Organe des italienischen Staatsdienstes zahlen durchschnittlich erst 25 Tage nach Fälligkeit. In Italien herrschen grundsätzlich andere Zahlungsgepflogenheiten als bei uns. Vertragliche Fristen von bis zu 120 Tagen sind keine Seltenheit."

Laut Studie haben Rechnungssteller eine Chance von 3:1, dass sie ihre Zahlungsaufforderung von deutschen Unternehmen vereinba- rungsgemäß beziehungsweise innerhalb von 14 Tagen beglichen bekommen. Dies ist in Europa absolute Spitze, denn nur knapp 60 Prozent der Italiener, 57 Prozent der Briten und Franzosen sowie knapp 50 Prozent der Belgier und der Niederländer halten sich an diesen Zeitraum.

Doch so brav ein Großteil der deutschen Unternehmen seine Rechnungen begleicht, so sehr sind für vier Prozent der deutschen Firmen Zahlungseingänge überhaupt kein Thema, denn für sie sind Terminüberschreitungen von mehr als 90 Tagen die Regel.

Nur die italienischen Zahlungsmuffel liegen um 0,2 Prozent über den Deutschen. Hinter den beiden sind die Belgier mit 2,9 Prozent sowie die Briten, Franzosen und Niederländer mit jeweils rund zwei Prozent zu finden. (mm)

www.dbgermany.com

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