Die Cebit ist, was sie ist - nicht mehr und nicht weniger

20.03.2003

Kann man die Cebit schlechtschreiben? Oder sie schönreden? Wenn man sich so auf der Cebit umhört, scheint dies durchaus möglich. Die Unternehmen und die Messegesellschaft werfen der Presse vor, sie schreibe die Messe schlecht. Branchenbeobachter meinen, die Aussteller und die Messegesellschaft redeten die Cebit schön. Welch ein Kuddelmuddel!

Die Frage ist doch: Was erwarten wir als Branche von der Cebit? Warum nimmt man an der alljährlichen Völkerwanderung nach Hannover wieder und wieder teil? Ganz einfach: Weil die Cebit ist, was sie ist. Sie ist ein Treffpunkt. Shakehands, gibt's was Neues? Wie läuft's denn so? Das war sie früher in den "Goldenen Neunzigern", und das ist sie auch heute. Natürlich gab es damals mehr Produktinnovationen in Hannover. Aber das konnte es auch nur auf der Cebit geben, weil die Branche diese Innovationen hervorbrachte.

Heute können viele Unternehmen kaum mehr mit wirklichen Neuheiten aufwarten. Entweder sie hängen in der Vergangenheit fest, indem sie versuchen, alte Produktkonzepte aufzumöbeln und als neu zu verkaufen. Oder sie sehnen sich nach der Zukunft - ganz nach dem Motto: Wenn erst einmal diese oder jene Supertechnologie, beispielsweise UMTS, greift, dann wird alles wieder gut. Kaum ein Unternehmen lebt wirklich in der Gegenwart und nimmt sie, wie sie ist: Die Kunden geben zwar noch Geld aus, aber sie schmeißen es nicht mehr raus. Sie wollen wissen, was genau sie dafür bekommen.

Aus diesem Grund ist die Cebit auch ein Spiegel der Branche. Kein Besucher reist heute mal eben so auf die Cebit, um ein bisschen zu gu-cken. Wer auf die Cebit geht, will sich gezielt informieren. Die Investition muss sich lohnen. Die Messegesellschaft hätte am liebsten eine Fachmesse mit einer Million hochqualifizierter, zahlungskräftiger Besucher. Das geht aber nicht, denn Fachbesucher sind nicht die Masse. Und die Messegesellschaft weiß genau: Jedes Mal, wenn die Besucherzahlen absacken, wird lauthals darüber nachgedacht, ob man nicht nächstes Jahr besser daheim bleibt. Die Schlussfolgerung der Messeleitung ist: Mehr Besucher müssen her. Die Folge: Es wird ein zusätzlicher Endverbrauchertag zum halben Preis eingeführt. Womit wir wieder bei den Werbegeschenke-Sammlern wären, die - bis auf die Handyhersteller in Halle 26 - eh keiner haben will. Das bringt die Kritiker wiederum dazu, lauthals zu verkünden, dass die Cebit auf dem Weg zu einer Endverbrauchermesse ist. Und sofort denken alle darüber nach, ob man nicht nächs-tes Jahr besser zu Hause bleibt. Die Cebit-Leitung ist währenddessen vor lauter Planlosigkeit dabei, den guten alten Zeiten nachzuhängen und sich mit der Zukunft zu trösten: Wenn es der Branche wieder besser geht, wird alles wieder gut.

Ein kleiner Tipp an die Messegesellschaft: Vielleicht wäre es eine gute Entscheidung für die Gegenwart, ein wenig von den Wucherpreisen Abstand zu nehmen. Denn eins ist die Cebit eindeutig: zu teuer. Angefangen bei den horrenden Standpreisen bis hin zur Verschnaufpause zwischen zwei Terminen, die mit satten sieben Euro für eine Tasse Kaffe und ein Glas Wasser zu Buche schlägt. Realistische Preise dürften dem einen oder anderen Aussteller die Entscheidung erleichtern, sich auch nächstes Jahr mit seinen Fachbesuchern wieder in Hannover zu treffen.

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