IDC befragt 235 Unternehmen

Die Cloud ist etabliert

Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.
Die deutliche Mehrheit der deutschen Unternehmen hat sich einer Studie von IDC zufolge für eine nachhaltige Cloud-Strategie entschieden.

Ist die Cloud nur eine Wolke, die vorbeizieht, wie so schon viele Trends in der Unternehmens-IT und am Ende verblasst? Diese Frage hat IDC in den Raum gestellt und 235 deutsche Firmen aller Größenordnungen zu genau diesem Thema ausführlich befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: 70 Prozent aller deutschen Unternehmen befassen sich derzeit mit dem Thema Cloud und haben zumindest in Teilbereichen ihrer Firmen-IT Cloud-Services im Einsatz. Nur sechs Prozent schließen die Einführung von Cloud-Services kategorisch bei sich aus.

Lynn-Kerstin Thorenz, IDC
Lynn-Kerstin Thorenz, IDC
Foto: IDC

Die Studie untersucht auch die unterschiedliche Nachfrage nach Public und Private Clouds. Die Zusammenfassung lautet hier: Die deutsche Unternehmenswelt ist zwar technikaffin und somit sehr an den Möglichkeiten der Cloud interessiert, gleichzeitig jedoch eher konservativ im Hinblick auf die einhergehenden Risiken. "Deshalb haben Private Clouds, also Cloud-Umgebungen, die sich Firmen für Eigenzwecke intern im eigenen Rechenzentrum bereitstellen, besondere Relevanz in Deutschland", betont Lynn Thorenz, Director Research & Consulting bei IDC in Frankfurt. "Wir gehen davon aus, dass zukünftig vor allem hybride IT-Umgebungen in den Unternehmen entstehen werden, denn die Befragten, die einen schrittweisen Ansatz vorziehen, wollen Teile ihrer IT in die Cloud verlagern oder eine Mischung aus Private und Public Cloud nutzen". IDC zufolge wird sich damit der Mix aus verschiedenen Beschaffungsmodellen hierzulande etablieren: der herkömmliche lokale Betrieb von IT-Lösungen "On Premise" in Kombination mit (meist virtualisierten) Private Clouds sowie Public Clouds.

Die Studie im Detail

Welche Strategie verfolgen Sie beim Thema Cloud Computing? (Quelle: IDC)
Welche Strategie verfolgen Sie beim Thema Cloud Computing? (Quelle: IDC)

29 Prozent der befragten Firmen wollen Cloud-Services "in so vielen Bereichen wie möglich" nutzen. 41 Prozent haben dagegen vor, sich dem Thema schrittweise zu nähern. Die übrigen Unternehmen geben an, "keine aktive Cloud-Strategie" vorweisen zu können (30 Prozent). So haben sich bisher 17 Prozent der Befragten mit Cloud-Services beschäftigt, aber noch "keine konkreten Pläne gefasst". Weitere 6 Prozent gaben an, über Cloud-Services beraten und sich gegen deren Nutzung entschieden zu haben. Den fehlenden 7 Prozent fehlt jedweder Bezug zu Cloud Computing.

Wenn es um die Bedenken geht, liegt die Angst um den Erhalt rechtlicher (Governance, 34 Prozent) und strategischer Richtlinien vorne (Compliance, 24 Prozent - Mehrfachnennung möglich). Auch äußerten viele Firmen Zweifel an Performance und Verfügbarkeit von Cloud-Lösungen (24 Prozent). Was den Aufbau von Private-Cloud-Services betrifft, bemängeln viele Firmen das "fehlende Wissen" im Unternehmen (32 Prozent) sowie die eigene, rückständige IT, die den Anforderungen von Cloud Computing noch nicht entsprechen würde (27 Prozent). Ebenso kritisch wird die "mangelnde Sicherheit des Rechenzentrums" betrachtet (26 Prozent).

IDC zufolge werde dabei der Umstieg von IT-Insellösungen auf virtualisierte, konsolidierte und standardisierte Umgebungen mitunter bewusst verzögert. "Solange diese Kernvoraussetzung zumindest in Teilen noch nicht erfüllt ist, braucht ein Unternehmen gar nicht erst an den Aufbau von Private Clouds zu denken", sagt Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC. Deshalb würden genau diese Hemmfaktoren einen Antrieb für die Nutzung von Public-Cloud-Services darstellen. "Um Services aus der Public Cloud zu nutzen, muss die interne IT-Infrastruktur nicht erst modernisiert, konsolidiert oder virtualisiert werden. Die Unternehmen können sich Investitionen in Hardware, Lösungen, Zeit und Ressourcen sparen und auf direktem Wege vermutlich viel schneller neue Technik durch Public-Cloud-Services einsetzen". Da aber die Wahl der Cloud-Computing-Variante eher durch Sicherheitsbedenken beeinflusst sei und damit häufig zu einer Entscheidung für Private Cloud führte, fehle es im Umfeld von Private Clouds noch oft an Kosteneffizienz. (aro)

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