Die DEC-Integration fordert Ihren Tribut

07.09.1998

MÜNCHEN: Daß so eine Gigantenhochzeit wie die von Compaq und Digital nicht ohne Blessuren abgehen kann, war abzusehen. Nach und nach - gut dosiert - gibt Compaq jetzt Einzelheiten dazu heraus, mit wievielen Entlassungen und möglichen Verlusten zu rechnen ist.Durch die kürzlich erfolgte Übernahme von Digital Equipment avancierte Compaq Computer, vom Umsatzvolumen her betrachtet, zum zweitgrößten Computerkonzern der Welt (addierter Umsatz 1997: 37,6 Milliarden Dollar), verwies die Konkurrenz von HP auf den dritten Platz und wird gerade noch überrundet von IBM. Im vergangenen Jahr rangierte der Computerriese noch auf Platz drei. Doch dieser Erfolg fordert einen hohen Tribut: Laut Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer werden weltweit noch 17.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen - zwischen 4.000 und 5.000 davon allein in Europa (derzeit noch rund 25.500 Mitarbeiter). Zudem rechnet er mit fast fünf Milliarden Dollar Restrukturierungskosten, die ihm die Integration von Digital abverlangen werde.

Und da Pfeiffer die Verschmelzung der beiden Unternehmen bis zum Ende des Jahres weitestgehend über die Bühne gebracht haben möchte, könnten sich diese Kosten negativ in den Gewinnzahlen niederschlagen. "Wir rechnen im laufenden Jahr zwar mit weiterem Wachstum und einem operativen Gewinn", erklärt Pfeiffer. Wenn auch unterm Strich nach Abzug der rund drei Milliarden Dollar Abschreibungen und der 1,7 Milliarden Dollar operative Kosten wohl ein Minuszeichen vor dem Ertrag stehen wird. "Doch es handelt sich ja ganz klar um eine Zukunftsinvestition", versichert der Compaq-Vormann.

Welche Veränderungen die Europäer durch die geplanten Entlassungen erwartet, zeigt schon Pfeiffers Plan, hier in der Produktion 500 Stellen zu streichen. Deshalb werden beispielsweise die Werke der Compaq-Tochter Tandem sowie von Digital im schottischen Stirlin beziehungsweise in Irvine geschlossen und in die Compaq-Fabrik in Erskine (ebenfalls Schottland) integriert. Nach Irvine zieht dann die europäische Service-Organisation von Compaq. Ansonsten konnte Pfeiffer noch keine Angaben über die Aufteilung der Entlassungen auf die europäischen Länder machen.

Abgesehen von dem unerfreulichen Entlassungszwang, scheint Pfeiffer allerdings sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung in seinem Konzern. Er wiederholte nochmals sein Ziel, bis zum Jahr 2000 die 50-Milliarden-Dollar-Grenze beim Umsatz überschreiten zu können. Dabei hat er sich vor allem die Themen "Internet" und "Windows-NT" auf die Fahne geschrieben. "Compaq und seine Vertriebspartner verkaufen heute über das Internet täglich tatsächlich für mehr als sechs Millionen Dollar - das ist mehr als Dell", klopft er sich und seinen Geschäftskollegen auf die Schulter. (du)

Laut Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer reagiert der Markt auf die Digital-Übernahme fast durchweg positiv.

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