Die Deutschen sind angeblich die größten Euro-Muffel

03.06.1998

MÜNCHEN: Abschied tut weh: Die deutsche Mark wird aus unseren Taschen verschwinden, und dann erleben wir auch noch die Jahrtausendwende - das ist für viele Firmen offenbar zuviel. Die meisten scheinen vor Streß gelähmt und unternehmen erst einmal nichts.Diesmal kann keiner jammern "die da oben" hätten ihn nicht informiert - alle oder zumindest die meisten wissen, daß der Euro 1999 kommt. Aber die Unternehmen in den europäischen Schlüsselbranchen scheinen dieses Ereignis zu verschlafen. Denn sie haben ihre Computersysteme noch nicht auf das währungspolitische Großereignis umgestellt.

Aus einem Bericht des britischen Buchprüfungsunternehmens Grant Thornton geht hervor, daß europaweit nur elf Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen erste Schritte in Richtung Euro-Einführung getan haben. Und man höre und staune: Die größten Euro-Muffel sind angeblich die sonst so vorbildlichen Deutschen. Hier wissen laut der britischen Untersuchung 51 Prozent der Unternehmen nicht einmal, wie sie ihre Rechner fit für das neue Zahlungsmittel machen können. Die nächsten Zahlen verraten uns auch warum, denn nur 16 Prozent der deutschen Firmen stehen der Währungsunion positiv gegenüber.

Leider handelt es sich bei diesen Zahlen nicht etwa um britischen Humor. Denn Untersuchungen aus dem Inland kommen zum gleichen Ergebnis: "Die deutschen Unternehmen drohen die Einführung des Euro und die Datumsumstellung im Jahr 2000 zu verpassen", so der Tenor einer Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Sage KHK durchführte. Befragt haben die Statistiker aus Allensbach über 1.100 sogenannte "Entscheider" (Inhaber, Geschäftsführer, kaufmännische Leiter) in kleinen und mittel-ständischen Betrieben, die aber nichts entscheiden wollten. Denn obwohl 80 Prozent mit einem pünktlichen Start der Wärungsunion rechnen, hat sich erst ein Drittel der Befragten mit dem Thema Euro beschäftigt. Ähnlich die Datumsumstellung zum Jahrtausendwechsel: Für fast 70 Prozent der befragten Unternehmen ist das noch kein Thema. Erst magere acht Prozent haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen. (ch)

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