"Die Distributoren sollten Online-Bestellungen besser honorieren"

22.04.1999

MÜNCHEN: Immer mehr Fachhändler akzeptieren Online-Bestellsysteme als wertvolles Arbeitsmittel. Zwar bieten die Distributoren bereits die dritte oder vierte Version an, doch wirklich ausgereift ist noch keines der Tools.Wer einmal Blut geleckt und Bestellungen bei Distributoren online ausgeführt hat, kommt so leicht nicht mehr davon los. "Wir bestellen beinahe ausschließlich über das Internet, das mit dem Telefon ist mir zu umständlich", berichtet Jens Annighöfer, bei ITU System GmbH in Hamburg für den Einkauf zuständig. Barbara Puisis, Mitinhaberin von

"The Comworker" in Ludwigshafen, pflichtet ihm bei: "Ich bestelle generell online."

Soviel Begeisterung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß erst ein kleiner Prozentsatz der Distributionskunden über das Web einkauft. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, weil sich die meisten Distis bezüglich ihrer Online-Umsätze noch sehr bedeckt halten. Computer 2000 behauptet, zwischen einer und zwei Millionen Mark pro Woche durch E-Business einzunehmen. CHS hat erst zur Cebit das neue System vorgestellt, so daß es für Umsatzzahlen noch zu früh ist. Die Macrotron Distribution GmbH macht eigenen Angaben zufolge zehn Prozent des Umsatzes übers Internet. Peacock will keine Umsatzzahlen nennen. Die Actebis-Lösung "Wiosa" läuft nach Angaben des Unternehmens "als Informationsmedium sehr gut, als Bestellmedium sehr schlecht".

Zwar bemühen sich die Großhändler, die Vorteile des Online-Bestellens immer wieder hervorzuheben, dennoch weisen ihre Lösungen in den Augen des Fachhandels noch erhebliche Mängel auf. Die technischen Informationen über die Produkte sind oft unvollständig. Die Datenübertragung bei Online-Lösungen zu langsam. "Ich erhalte oft keine Antwort, wenn ich zu einer Bestellung Fragen per E-Mail mitschicke", nennt Puisis einen weiteren Kritikpunkt. Und: Aktuelle Faxangebote tauchen online oft zu spät oder gar nicht auf.

Insgesamt hat bei den Fachhändlern innerhalb des letzten Jahres ein Sinneswandel stattgefunden: Während sie anfangs befürchteten, den persönlichen Kontakt zu ihrem Distributor zu verlieren, gehen sie mit den Online-Tools jetzt entspannter um. Die Distributoren versuchen allesamt, die Zahl der Online-Bestellungen zu erhöhen, um ihren Innendienst zu entlasten. Damit aber noch mehr Kunden per Internet einkaufen, "müßten die Distributoren das noch viel

stärker als jetzt honorieren", fordert Puisis (siehe Artikel Seite 74). (is)

Immer mehr Fachhändler bestellen Ware elektronisch. Die Systeme, die die Distributoren anbieten, sind in ihren Augen aber noch stark verbesserungsfähig.

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