Datenhoheit als Erfolgsbasis digitaler Wertschöpfung

Die DNA digitaler Produkte und Business Modelle



Anna-Lena Schwalm ist als Junior Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research tätig. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind Mobile Technologies, Coworking und datenbasierte Geschäftsmodelle. Weiterhin unterstützt sie im Rahmen des Research sowie individueller Kundenprojekte bei der Recherche und Beratungsarbeit. Anna-Lena Schwalm studiert Business Studies mit dem Schwerpunkt Innovation, Information & Management im Masterstudiengang.
Unternehmen haben die wesentliche Bedeutung von Daten erkannt und nutzen diese immer häufiger als Ausgangspunkt für neue vernetzte Produkte und datenbasierte Geschäftsmodelle. Die Herausforderung: die Daten müssen gespeichert, verarbeitet und vor allen Dingen beherrscht werden.
 
  • Unternehmen haben die wesentliche Bedeutung von Daten erkannt und nutzen diese immer häufiger als Ausgangspunkt für neue vernetzte Produkte und datenbasierte Geschäftsmodelle.
  • Kunden, Globalisierung/Internationalisierung und die Digitalisierung der Geschäftsmodelle sind maßgebliche Treiber des Datenwachstums. Die Herausforderung dabei: die Daten müssen gespeichert, verarbeitet und vor allen Dingen, beherrscht werden.
  • Neue Strategien und Vorgehensweisen des Daten- und Speicher-Managements müssen Anforderungen der Skalierbarkeit, Echtzeit-Verfügbarkeit, Datenhoheit und Effizienz erfüllen.
Die DNA trägt bekanntermaßen die gesamte Erbinformation eines Lebewesens. Eine gigantische Mange an Informationen, die generationsübergreifend weitergereicht wird. Daten können im digitalen Geschäftsleben eine ähnliche Funktion übernehmen.
Die DNA trägt bekanntermaßen die gesamte Erbinformation eines Lebewesens. Eine gigantische Mange an Informationen, die generationsübergreifend weitergereicht wird. Daten können im digitalen Geschäftsleben eine ähnliche Funktion übernehmen.
Foto: ymgerman - shutterstock.com

Daten als DNA - Digitaler Lieferant von Informationen und Wertschöpfung

In der vollständig digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft nehmen Daten eine gleichbedeutende Rolle ein. Als Träger relevanter Informationen bilden Daten das öffentliche Leben und die Wirtschafts- und Kundenbeziehungen bald ganzheitlich ab und zeigen so auf, wo die Digitalisierung ansetzen muss, um neue, intelligente und lebensvereinfachende Gestaltungs- und Innovationsmöglichkeiten zu schaffen und diese in Wertschöpfung zu transformieren. Sie bringen damit nicht nur zum Ausdruck wo diese Wertschöpfungspotenziale stecken, sondern sind gleichzeitig auch Grundlage für die daraus resultierenden digitalen Produkte und Geschäftsmodelle.

Per Definition fokussieren sich Dynamic IT Environments auf die Interaktion und Zusammenarbeit mit Kunden, Mitarbeitern, Partnern, Lieferanten und so weiter am Digital Point of Presence. Hierbei handelt es sich um ein vollständig neu entwickeltes System, welches über Social Media, Internet of Things, Web und Mobile Apps auf Basis einer modernen Datenanalyse mit Menschen interagiert. Die von Unternehmen bereits gespeicherten Daten innerhalb der Static IT Environments, das heißt in Datenbanken, IT-Infrastrukturen, ERP- oder CRM-Systemen bieten ebenfalls wertvolle Informationen, die auf das zukünftige Verhalten und Bedürfnisse der Kunden schließen lässt

Der entscheidende Punkt bei der Auswertung der Daten, richtet sich in der Regel darauf, neue effizientere Lösung zu generieren. Fast die Hälfte der deutschen Mittelstands- und Großunternehmen kennt diese wichtige Rolle der Daten als DNA und ist dabei, diese Informationen für die Entwicklung und Vermarktung datenbasierter Geschäftsmodelle und neuer vernetzter Produkte zu nutzen.

Infrastruktur digitaler Plattformen
Infrastruktur digitaler Plattformen
Foto: Crisp Research AG 2017

Daten sind das Bindeglied zwischen Unternehmen und Kunden, Partnern und Lieferanten und tragen im Zuge der Digitalisierung dazu bei ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und proaktiv zu unterstützen, um sie schließlich wieder am Ort des Geschehens (Digital Touchpoint) gewinnbringend einzusetzen.

Die Mehrheit der Unternehmen fassen diesen digitalen Mehrwert ins Auge und beabsichtigen bis zu 20 Prozent Umsatzbeitrag durch digitale Lösungen und datenbasierte Dienste bis zum Jahr 2020. Um diesen Plan umsetzen zu können, müssen IT-Manager zukünftig immer mehr Daten, für immer mehr Use Cases in immer kürzeren Zeitfenstern bereitstellen. Dabei müssen Daten flexibel und in Echtzeit verfügbar sein, um den Anforderungen der Digitalisierung, insbesondere im Hinblick auf Anwendungen und Lösungen aus den Bereichen des Machine Learning, Cognititive Computing und der Künstlichen Intelligenz, gerecht zu werden.

Dem Datenwachstum auf der Spur

Crisp Research schätzt, dass bis zum Jahr 2020 der weltweite Datenberg auf über 50 Zettabyte angewachsen sein wird. Dabei sind die Gründe für das gegenwärtige und zukünftige Datenwachstum in den Unternehmen vielfältig, wenngleich einige Umstände in den Augen der befragten Entscheider von höherer Relevanz sind.

Die Digitalisierung der Kundenbeziehungen ist der größte Treiber des Datenwachstums in Unternehmen
Die Digitalisierung der Kundenbeziehungen ist der größte Treiber des Datenwachstums in Unternehmen
Foto: Crisp Research AG 2017

Als maßgeblicher Treiber des Datenwachstums in den Unternehmen ist laut der Studie von Crisp Research und NetApp die Digitalisierung der Kundenbeziehungen. So nennen knapp 45 Prozent der Befragten Kunden, welche über immer mehr digitale Kanäle mit den Unternehmen kommunizieren und Transaktionen und Support-Prozesse anstoßen. Das daraus resultierende immer größer werdende Datenaufkommen muss allerdings auch gespeichert, verarbeitet und insbesondere beherrscht werden. Neben dem kundengetriebenen Datenwachstum, hinterlässt die fortschreitende Globalisierung (42 Prozent) sichtbare Spuren als Wachstumstreiber des Datenbestandes.

Viele Unternehmen verzeichnen mit der Internationalisierung des Geschäfts ständig neue Datenquellen, welche sowohl größentechnisch gemeistert, als auch durchdacht und zweckmäßig in ein unternehmensweites Datenmanagement integriert werden müssen. Weiterhin werden digitale Geschäftsmodelle als Treiber höheren Datenaufkommens identifiziert, die bedingt durch das kontinuierliche Überwachen und Speichern von Nutzungs-, Log-, Sensor- und Transaktionsdaten die Datenspeicher der Unternehmen füllen.

Auch sinkende Speicherkosten, undefinierte Verantwortungsbereiche und die Möglichkeit, dass durch bereits gespeicherte Daten zukunftsweisende Ideen für neue, datenbasierte Systeme und Strategien entstehen könnten, veranlassen dazu, keine Daten mehr zu löschen. So können auch nicht genutzte Datenbestände das Datenlager von Unternehmen füllen. In Folge des hohen Datenaufkommens erhöhen sich die Anforderungen an das Datenmanagement und stellt IT-Infrastrukturmanager und IT-Architekten vor echte Herausforderungen.

Datenhoheit lässt bitten

Da die Daten nicht bloß abgelegt werden, sondern durch die Bereitstellung und Analyse einen Beitrag zur digitalen Wertschöpfung von Unternehmen leisten sollten, müssen sich Digitalisierungs und IT-Entscheider zwangsläufig Gedanken über neue Strategien und Vorgehensweisen des Daten- und Speicher-Managements machen, um folgenden Anforderungen gerecht zu werden:

  • Skalierbarkeit: Speicherkapazitäten müssen „on the fly“ und ohne Technologiebrüche, Ausfallzeiten oder Integrationsproblemen erweiterbar sein

  • Geschwindigkeit & Verfügbarkeit: Zugriff und Datenverarbeitung in nahezu Echtzeit für immer mehr Applikationen

  • Datenhoheit & Sicherheit: Sicherstellen von Compliance, Sicherheit und Business Continuity sowie Verschlüsselung der Daten und Risikomanagement durch eine intelligente Verteilung über Regionen, Rechenzentren und Anbieter

  • Effizienz: Entgegen aller genannten Anforderungen und hoher Service Level Agreements gegenüber internen und externen Kunden, müssen CIOs die Kosten pro Terrabyte im Überblick behalten und sich Gedanken über die langfristige Entwicklung der Total Cost of Ownership, Strom und Rechenzentrumsfläche machen

Angesichts des hohen Datenvolumen und der wesentlichen Bedeutung von Daten sehen sich viele Unternehmen mit der Gefahr konfrontiert, die Datenhoheit zu verlieren. Die Datenhoheit beziehungsweise Daten-Souveränität beschreibt die Art und Weise, wie Organisationen die Verwaltung und Bewirtschaftung ihrer Daten über Unternehmens- und Dienstleister-Grenzen hinweg technisch und organisatorisch gestalten.
Darüber hinaus sind viele Unternehmen durch die weltweit massiven Cyberattacken auf Firmen und Behörden, multiplen Sourcing-Möglichkeiten im Kontext von Cloud Computing und die Folgen der in 2018 in Kraft tretenden Europäischen Datenschutzgrundverordnung verunsichert.

Datenhoheit

Der Begriff der Datenhoheit beziehungsweise der Daten-Souveränität beschreibt die Art und Weise, wie Organisationen die Verwaltung und Bewirtschaftung ihrer Daten über Unternehmens- und Dienstleister-Grenzen hinweg technisch und organisatorisch gestalten.

Hierzu gehört, dass
• die Daten des Nutzers jederzeit verfügbar sind
• der Speicherort und die Übertragungswege dem Nutzer transparent gemacht werden
• der Nutzer die Verfügungsbefugnis über die Daten hat
• die Daten im jeweils genutzten System vertraulich und datenschutzkonform behandelt werden
• Technologien existieren, die vor der Überwachung, dem Missbrauch und der Veränderung der gespeicherten Daten bewahrt

Insbesondere für IT- und Digitalisierungsverantwortliche stellt sich die Frage, wie sie die steigenden Anforderungen bewältigen und den Spagat zwischen einer dynamischen Umsetzung der datenbasierten Wertschöpfung und einer gleichzeitig geeigneten Absicherung der eigenen Datenbestände technisch und organisatorisch meistern können. Zielführend sind nur jene Szenarien, in denen Unternehmen die Hoheit über ihre Daten nicht verlieren und sich ein Refugium für unternehmenskritischen Daten schaffen, gleichzeitig aber die Agilität und Innovationskraft einer hybriden Cloud-Welt nutzen können. Unternehmen sollten bedenken, dass insbesondere die durch digitale Kundenbeziehungen erhobenen Daten zwar zur Optimierung und Personalisierung der User Experience notwendig sind, dennoch sollte im Umgang mit den Daten der zielgerichtete Nutzen im Vordergrund stehen.

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