"Die dümmsten Kaufleute Deutschlands haben sich in unserer Branche versammelt"

17.07.2003
Nur mit hartem Kostenmanagement konnte das Kölner Systemhaus Sysdat im vergangenen Jahr das Abrutschen in die roten Zahlen vermeiden. Die Hoffnung, dass 2003 der Aufschwung kommt, ist inzwischen dahin. Das Augenmerk von Firmenchef Hellmann gilt daher nach wie vor der Kostenkontrolle.

Wenn man so lange in der Branche ist wie der 63-jährige Lothar Hellmann, dann sagt man Sätze, die sich andere nicht zu sagen trauen - zumindest nicht, wenn sie anschließend in der Zeitung stehen. "Die dümmsten Kaufleute Deutschlands haben sich in unserer Branche versammelt", sagt der Chef des Kölner Systemhauses.

Was den Sysdat-Chef so in Rage bringt, ist ein sattsam bekanntes Phänomen in der Branche, das zwar alle ärgert, gegen das aber seltsamerweise niemand wirklich etwas tut: die Preisschlacht mit all ihren negativen Folgen für die Unternehmen. "Wir leben von dem, was zwischen Ankauf und Verkauf hängen bleibt. Wichtig ist daher, dass etwas hängen bleibt. Leider haben das noch immer nicht alle kapiert", sagt Hellmann. Umsatz sei zwar nicht ganz unwichtig, aber vor allem zu Marketingzwecken, weil Banken und Kunden eine gewisse Größe erwarten. So durften sich die Kölner im Frühjahr zwar auch über den größten Einzelauftrag freuen, den sie mit IBM zusammen realisiert haben (über fünf Millionen Euro Umsatz), aber der war "eher für die Moral der Truppe gut als für die Kasse", meint Hellmann.

Apropos Moral der Truppe: Um die stand es im vergangenen Jahr aufgrund der schlechten Auftragslage und der von Hellmann verordneten Kurzarbeit verständlicherweise nicht zum Besten. Zudem wurden frei werdende Stellen nicht wieder besetzt. Ende des Jahres 2002 standen daher 60 Namen weniger auf der Gehaltsliste als im Vorjahr. Der Umsatz ging von 180 auf 159 Millionen Euro zurück.

Noch Anfang dieses Jahres waren die Kölner optimistisch, das Schlimmste überstanden zu haben, und glaubten an eine konjunkturelle Erholung in Deutschland. Doch dann kam der Irak-Krieg und einiges andere noch dazu, und Firmenchef Hellmann musste seine Wachstumspläne verschieben. "Wir straffen weiter", sagt er und geht davon aus, dass Sysdat am Ende dieses Jahres weniger als 400 Mitarbeiter haben wird, wobei er die natürliche Fluktuation ausnutzen will.

Die Banken sind in dieser Situation für die deutsche Wirtschaft keine Hilfe. Bei diesem Thema steigt der Blutdruck des Kölner Unternehmers stark an. Er ärgert sich maßlos über die Bankvorstände, die mit waghalsigen Finanztransaktionen und riskanten Beteiligungen eine schwere Bankenkrise verursacht haben. Die Suppe müssen andere auslöffeln: "Der Mittelstand muss durch teure Kredite jetzt für das Missmanagement der Banken büßen", wettert Hellmann.

Er meint, dass es zwar eigentlich nicht mehr schlechter werden kann, aber momentan seien auch keine steigenden IT-Investitionen zu erkennen, die Hoffnung machen. Stattdessen hat er bei den IT-Leitern seiner Kunden eine Besorgnis erregende Einstellungsveränderung festgestellt. "Früher", sagt er, "mussten spätestens nach drei Jahren die Rechner ausgetauscht werden. Heute dagegen berichten die IT-Leiter mit vor Stolz geschwellter Brust, dass die Rechner bei ihnen schon seit fünf Jahren laufen. Das ist für uns natürlich ein Problem."

"Das Wichtigste ist heute, die Kosten im Griff zu haben", sagt Hellmann. Ohne die befristete Kurzarbeit im vergangenen Jahr und andere Kosten senkende Maßnahmen wäre das Unternehmen in die roten Zahlen gerauscht. Und das kann Hellmann überhaupt nicht leiden. (sic)

www.sysdat.de

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