Vom Kabelschacht in die Chefetage

Die Geschichte von Cisco

Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

2014: Neue Koalitionen und starke Visionen

Einen neuen Schlag gegen EMC und die VCE-Allianz führt Cisco mit der Ankündigung, die Flash-Arrays von Pure Storage mit den hauseigenen UCS-Server-Systemen koppeln zu wollen. "FlashStack converged infrastructure" nennt sich die Kombination aus den Flash-Arrays der 400-Serie von Pure Storage, Ciscos UCS Blade Servern, Nexus Switche und VMware vSphere 5 und Horizon 6, für die eine Referenzarchitektur entwickelt wurde.

Zuvor war Cisco offiziell aus der VCE-Allianz ausgeschieden und ist nur mehr als stiller Teilhaber tätig. EMC hatte das einst selbständige Unternehmen VCE zurück in den Konzern geholt. Der aggressive Schritt von Cisco, sich mit Pure Storage zu liieren - dem Erzrivalen von EMCs Xtreme I/0 - muss die Tucci-Company als weiteren Affront ansehen. Zudem wendet sich Cisco immer mehr Red Hat zu, deren KVM-Virtualisierung im Wettbewerb zur Lösung der EMC-Tochter VMware steht. Zeitgleich tauchen Gerüchte auf, dass Ciscos eigenes Flash-Array "Invicta", das durch die Übernahme von Whiptail ins Haus kam, mit Performance-Problemen zu kämpfen hat.

Ebenfalls um die bessere Vermarktung der eigenen Hardware dreht sich die Kooperation zwischen Cisco und IBM. Unter dem Namen "VersaStack" werden die UCS-Server und Switche von Cisco mit den IBM-Speichersystemen Storwize 7000 gekoppelt. Die VersaStack-Maschinen ähneln damit den "Flexpod"-Systemen, wo Netapp die Speicher beisteuert.

Das Geschäft in Übersee, insbesondere in Brasilien und noch stärker in China, läuft nach Angaben von Firmenchef Chambers schlechter als erwartet und zieht den Abbau von acht Prozent der Mitarbeiter nach sich: 6000 Angestellte sollen gehen. Die Kosten der Verschlankung dürften bei rund 700 Millionen Dollar liegen.

Am 31. Juli ist es soweit: Die Application-Centric Infrastructure (ACI) kann ausgeliefert werden. Die Definition des Herstellers: "Die ACI sieht die Bereitstellung, Überwachung und Verwaltung des Netzwerks anhand eines Ansatzes vor, der DevOps und schnelle Anwendungsänderungen unterstützt. Dies wird durch die Reduzierung der Komplexität und ein einheitliches Richtlinien-Framework erreicht, über das die Bereitstellung und Verwaltung der Ressourcen automatisiert wird."

Anlässlich der Hausmesse "Cisco Live!" prognostiziert CEO Chambers eine weitreichende Konsolidierung der Netzwerkindustrie: "Die Kunden wollen keine Produkte sondern Lösungen für ihre speziellen Bedürfnisse." Cisco müsse sich deshalb bewegen und zwar schnell, so die Vorgabe für die eigenen Mitarbeiter. Die Ziele gibt er auch gleich vor: Das "Internet of Everything", "Intercloud" und die "Application-Centric Infrastructure". Damit will er der Konkurrenz der Boxenlieferanten begegnen, die auf herkömmlicher Hardware Open-Source-Programme laufen lassen. Mit Intercloud-Techniken sollen die privaten Cloud-Rechenzentren der Unternehmen mit den Data Centers der Public-Cloud-Anbieter verbunden werden.

Cloud und IoT

Während Chambers in San Franzisko seine Keynotes hält, tätigen seine Broker Aktiengeschäfte: Sie verkaufen über zwei Millionen langjährig gehaltene Cisco-Aktien zum durchschnittlichen Stückpreis von 24, 31 Dollar und spülen so rund 50 Millionen Dollar in die Taschen des CEO. Gleichzeitig üben sie in seinem Namen Rückkaufoptionen für 1,3 Millionen Cisco-Aktien zum Stückpreis von 17,86 Dollar aus, was ihn zirka 23 Millionen Dollar kostet. Die in der Keynote angekündigte Strategie gefällt offenbar den Analysten, denn der Aktienkurs steigt kurz nach dem Verkauf des Aktienpakets. Chambers dürfte sich auch gefreut haben über die rund 25 Millionen Dollar, die er an einem Tag verdient hat.

In den kommenden zwei Jahren will Cisco eine Milliarde Dollar für die Entwicklung seines globalen "Intercloud"-Angebots stecken. Im Fokus liegen Firmenkunden, die Cisco's Dienste für Hybrid-Cloud-Services nutzen sollen.

Mit "Nebel-Computing" (fog computing) will Cisco dem Internet of Things (IoT) zuleibe rücken. Das Betriebssystem iOX - eine Mischung aus Cisco IOS und Linux - soll die Daten von IoT-Geräten handhabbar machen. Beispielsweise könnte eine Anwendung auf einem Edge-Router die vielen Daten, die von Sensoren dorthin geschickt werden, schon mal vorverarbeiten und so die Datenmengen verdichten. Damit würden die Router mit Anwendungen bestückt werden.

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