Vom Kabelschacht in die Chefetage

Die Geschichte von Cisco

Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

2011: Enttäuschte Investoren und verwirrte Angestellte

Chief operating officer Gary Moore kündigt 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
Chief operating officer Gary Moore kündigt 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
Foto: Cisco

Drei enttäuschend verlaufende Quartale in Folge veranlassen Firmenchef Chambers Anfang 2011 zu einem ungewöhnlichen Schritt: er veröffentlicht einen langen Brief indem er Angestellten, Kunden, Aktionären und Partner darlegt, dass die Unternehmensleitung die Misere diagnostiziert und Gegenmaßnahmen ergriffen habe.

Zusammengefasst liest sich das so: "Wir haben unsere Investoren enttäuscht und unsere Angestellten verwirrt". Er identifiziert fünf Kernbereiche ("routing, switching and services; collaboration; data centre virtualisation and cloud; architectures; and video") auf die sich Cisco in Zukunft konzentrieren wolle.

Der Rest steht zur Disposition. Tatsächlich wird im April der Flip-Unternehmensbereich im Zuge der Reorganisation des Consumer Business geschlossen, 550 Jobs gehen verloren.

Im Sommer machen Gerüchte um die Entlassung von 10.000 Mitarbeitern die Runde. Im August legt Gary Moore, kürzlich davor zum Chief Operating Officer (COO) befördert, die Einsparungen offen: Im ersten Quartal des neuen Fiskaljahres (beginnt am 31. Juli) werden 4.400 Angestellte entlassen und weitere 2.100 sollen in den Vorruhestand geschickt werden.

Zudem wird die Fabrik in Mexiko, wo Set-top-Boxen gebaut werden, verkauft. Weitere 5.000 Mitarbeiter verschwinden von der Gehaltsliste. Auch 1.200 Leiharbeiter sollen die Firma verlassen.

Um das Ziel zu erreichen, eine Milliarde Dollar einzusparen, kam auch das Management nicht ungeschoren davon: 17 Prozent der Vice Presidents und höher Positionierte mussten gehen. Der Personalstand am Ende des Fiskaljahrs 2010 (31.7.201) lag bei gut 70 000 Mitarbeiter, ein Jahr später waren es trotz rückläufigem Geschäft rund 1000 Arbeitnehmer mehr.

Der Einschnitt war notwendig geworden, weil sich die Ertragssituation weiter verschlechtert hatte: Lag der Nettogewinn im vierten Quartal 2010 noch bei 1,9 Milliarden Dollar, sank er in der Vergleichsperiode 2011 um 36,3 Prozent auf 1,2 Milliarden. Im Jahresvergleich reduzierte sich der Gewinn von 7,8 Milliarden Dollar im Fiskaljahr 2010 auf 6,5 Milliarden ein Jahr später, ein Minus von 16,4 Prozent.

Aber es gibt auch Erfreuliches zu berichten: Laut den Marktforschern der IDC erreicht Cisco hinter HP und IBM Rang drei im weltweiten Markt für Blade-Server - und das nur zwei Jahre nach Einführung der Produktlinie.

Außerdem legte der Umsatz zu: 3,3 Prozent im Vergleich der vierten Quartale 2010/2011 und im Jahresvergleich 2010 auf 2011 sogar um 7,9 Prozent.

Firmenchef Chambers erklärt, dass die Kürzungen überfällig gewesen waren. Jetzt aber werde man in die Belegschaft investieren und die "neue Cisco" bilden.

In London, Cisco zählt zu den Technik-Ausrüstern der kommenden Olympiade, gibt sich Chambers auf einer Hausmesse kämpferisch: "Wir wollen die Nummer Eins werden" unter den IT-Playern.

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