Mitarbeiter brauchen Motivation

Gefahr der inneren Kündigung

14.02.2017
In vielen Unternehmen ist die Motivationskrise verbreiteter als angenommen, speziell unter den Millennials. Unterforderung, Langeweile und fehlende Belohnung im Job treiben Mitarbeiter zwangsläufig in die innere Kündigung. Das birgt nicht nur in Sachen Produktivität große Gefahren für Betriebe, die aber mit gezielten Maßnahmen gegensteuern können.
 
  • Demotivierte Angestellte kündigen ihren Job mit 2,5-facher Wahrscheinlichkeit.
  • Die Generation der Millennials langweilt sich bei der Arbeit mehr als Babyboomer.
  • Jüngere Arbeitnehmer verweilen immer kürzer in einem Job.

Heutzutage kennt das Management die Umsätze und Leistungskennzahlen des Unternehmens in- und auswendig. Was jedoch im Team vor sich geht, und wie die Stimmung und Motivation bei jedem einzelnen Teammitglied ist, bleibt häufig im Dunkel. Das Problem: Herrscht erst einmal Unzufriedenheit vor, ist der Grund oft nicht so leicht herauszufinden. Zum einen decken die Befragungs- und Bewertungsmethoden nicht immer die wahren Gründe für die Unzufriedenheit auf, zum andern sagen Mitarbeiter häufig nicht die volle Wahrheit. Die direkten Vorgesetzten haben deshalb oft keinen realistischen Einblick oder sind per se voreingenommen. All das könnte erklären, warum sich viele Unternehmen derzeit mit einer Mitarbeiter-Motivationskrise konfrontiert sehen.

Demotivierte Mitarbeiter vergiften das Arbeitsklima.
Demotivierte Mitarbeiter vergiften das Arbeitsklima.
Foto: Ai825 - shutterstock.com

Laut dem Markt-und Meinungsforschungsinstitut Gallup ist nur jeder dritte Beschäftigte in den USA bei der Arbeit motiviert. Die Arbeitgeber kommt das teuer zu stehen. Gallup zufolge entgehen ihnen aufgrund mangelhafter Produktivität 450 bis 550 Milliarden Dollar im Jahr. Dieses Problem ist schwerwiegend und lässt sich mit Kuchen oder Tischkicker allein sicher nicht lösen.

Millennials langweilen sich mehr als Babyboomer

Udemy hat deshalb eine Befragung von Angestellten in den USA in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie sie sich in ihren Jobs wirklich fühlen. Die Ergebnisse sind alarmierend:

  • 43 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in US-amerikanischen Büros geben an, sich bei der Arbeit zu langweilen und nicht motiviert zu sein.

  • Langeweile am Arbeitsplatz ist für fast zwei Drittel (61 Prozent) der Angestellten ein Thema. Sie haben vor, sich voraussichtlich in den nächsten drei bis sechs Monaten einen neuen Job zu suchen.

  • Die Generation der Millennials, die inzwischen die größte Altersgruppe in den USA bilden, ist bei der Arbeit fast doppelt so häufig gelangweilt wie die Generation der Babyboomer.

Schlechte Stimmung ist ansteckend

Arbeitgeber sollten sich um gelangweilte Mitarbeiter unbedingt kümmern. Zum einen, weil sie möglicherweise ein großes Potenzial haben, es aber aus irgendeinem Grund nicht in die Arbeit einbringen. Häufig liegt das daran, dass sie sich nicht oder nicht ausreichend gefordert und belohnt fühlen und deshalb einen Arbeitsplatz mit mehr Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten suchen. Zum anderen birgt der Zustand der inneren Kündigung selbst bei Einzelpersonen für das gesamte Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Wird nichts dagegen unternommen, kann sich diese negative Stimmung ausbreiten und anderes Personal infizieren.

Bei der Umfrage hat sich außerdem gezeigt, dass demotivierte Angestellte mit 2,5-facher Wahrscheinlichkeit ihren Job kündigen. Die Hälfte der Befragten gab an, dass ihre Kollegen oft über Langeweile klagen. Eine solche Stimmungslage bringt ehrgeizige und motivierte Mitarbeiter in eine unangenehme Situation. Sind sie von gelangweilten Menschen umgeben, erzeugt das ein Gefühl, an diesem Arbeitsplatz nicht weiterkommen zu können. Für Unternehmen kann dieser Effekt richtig teuer werden. Die Einstellung und Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters kostet im Schnitt das 1,5- bis 3-fache seines Gehalts.

Strategien gegen eine Kündigungswelle

Um der Gefahr der inneren Kündigung bei Einzelpersonen sowie der gesamten Belegschaft vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen sinnvoll:

1. Regeln lockern

Vor allem die Generation der Millennials lehnt Regeln ab, die ihr nicht sinnvoll erscheinen. So wird in vielen Unternehmen nach wie vor erwartet, dass die Mitarbeiter acht Stunden täglich am Schreibtisch sitzen, wobei allerdings unklar bleibt, ob diese Zeit auch wirklich effizient genutzt wird. Angestellte möchten heute flexibel mitbestimmen können, wann und wo sie arbeiten. Wenn Betriebe ihre besten Mitarbeiter behalten möchten, müssen sie sich also anpassen - und nicht umgekehrt.

2. Stellen intern besetzen

Mitarbeiter sind Menschen, kein Inventar. Ihre Interessen und Ziele ändern sich im Lauf der Zeit. Das gilt jedoch auch für die Geschäftsanforderungen des Arbeitgebers. Wenn zwischen beiden Interessenfeldern ein Schnittpunkt gefunden wird, können interne Lücken beziehungsweise Positionen mit eigenen Mitarbeitern geschlossen werden.

In der Untersuchung zur Langeweile am Arbeitsplatz gaben 44 Prozent der Befragten an, dass anspruchslose Arbeit, bei der sie ihre Ausbildung oder ihren Hintergrund nicht einbringen können, zur Demotivation beiträgt. Clevere Unternehmen sehen hier nicht tatenlos zu, sondern entwickeln kreative Strategien, um diese Mitarbeiter neu zu motivieren, zum Beispiel durch Job-Rotation oder Einarbeitung in neue Gebiete und Aufgaben.

3. Entwicklungsmöglichkeiten anbieten

Bei der Studie gaben 80 Prozent der Angestellten an, ihr Interesse und Engagement würde steigen, wenn sie sich über ihren Job hinaus weiterqualifizieren könnten. Vorrangiges Ziel ist hier, dass sie sich in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln und einbringen. Nochmal: Es geht bei diesem Ansatz weniger darum, Defizite in der aktuellen Arbeit auszugleichen.

Auch hier geben die Millennials den Ton an: Sie möchten inspirierende Fähigkeiten erlernen und sich weiterentwickeln. Aufgezwungene Lernprogramme lehnen sie ab. Clevere Unternehmen setzen Lernangebote gezielt zur Motivation ein und nicht, um auf Defizite hinzuweisen.

4. Gespräch statt Bewertung

Herkömmliche Leistungsbeurteilungen bewirken nicht viel. Stattdessen sollten Vorgesetzte ihre Teammitglieder animieren, in einen offenen Dialog zu treten, in dem auch Unzufriedenheit oder Probleme ehrlich angesprochen werden können. Mitarbeiter sollten ferner ermutigt werden, ihre kurz- und langfristigen Karriereziele klar zu formulieren, um mit ihnen zu besprechen, ob und wie sie dabei unterstützt werden können.

Fazit

Heutzutage verweilen vor allem jüngere Arbeitnehmer durchschnittlich immer kürzer in einem Job. Unternehmen müssen diesen Trend erkennen und darauf reagieren. Ein dauerhaftes Halten von motivierten Mitarbeitern muss ins Zentrum rücken. Engagiert sich ein Unternehmen für seine Mitarbeiter, dann engagieren sich die Mitarbeiter auch für das Unternehmen! Keine neue Erkenntnis, aber relevanter denn je. (pg)

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