"Die große Linux-Welle kommt erst"

11.04.2002
Zum ersten Mal lud Suse seine Business-Partner zu einer gemeinsamen Veranstaltung. Der frischgebackene CEO Gerhard Burtscher erläuterte die Details der neuen Partnerstrategie des Linux-Distributors.

Mehr als 120 bestehende und potenzielle Business-Partner kamen vergangene Woche nach Nürnberg, um sich über Suses neue Channel-Initiative informieren zu lassen. Von diesem Andrang zeigte sich der Linux-Distributor völlig überrascht, es gab nicht mal genügend Sitzplätze, und der Vortragssaal hätte ruhig ein wenig größer ausfallen lassen können.

In seiner Eröffnungsrede ließ der seit Dezember amtierende Vorstandsvorsitzende Gerhard Burtscher die Vergangenheit nochmal Revue passieren lassen: "2001 war ein sehr schwieriges Jahr." Aber nun möchte Burtscher von der "alten Suse" Abschied nehmen und die Company runderneuern.

In der Tat: Im Vorjahr ist Suses Umsatzvolumen um 50 Prozent gewachsen, doch bei der Profitabilität haben sich die Franken weiter denn je entwickelt. Mit dem neuen Vorstand soll dies alles nun besser werden. Als erste Maßnahme hat der Interims-CEO Johannes Nuss-bickel 120 der 500 Mitarbeiter entlassen. Nach einer internen Umstrukturierung und der Konzentration auf die folgenden vier Kernbereiche Privatkunden, Geschäftskunden, Key Accounts und OEMs/ISVs hat sich Suse doch dazu durchgerungen, seine Unternehmenskunden ausschließlich über den qualifizierten Fachhandel zu bedienen (siehe ComputerPartner 10/02, Seite 102).

Diese einschneidende Veränderung in der Unternehmenspolitik haben die Verantwortlichen auf der Partnerveranstaltung nun näher erläutert. Michael Kummer, der für Partner zuständige Manager, sprach über Suses neues Partner-Intranet, die Möglichkeit Online-Trainingsmaßnahmen zu buchen, aber auch über die Teilnahme an "echten" technischen Schulungen vor Ort. Er erwähnte auch die Support-Datenbank, die ständig aktualisiert und mit neu-en Produktinformationen gefüttert wird.

Der von IBM zu Suse gewechselte Leiter des Produktmanagements Christian Schneider stellte den Business-Partnern die aktuelle Produkte-Roadmap des Linux-Spezialisten. So soll es im Mai eine neue Version der auf Lotus Notes Domino basierenden Groupware geben. Ferner möchte Suse einen eigenen Webserver herausbringen, der E-Mail-Server 3.1 ist bereits in Produktion. Zertifizierte Partner erhalten die entsprechenden Patches und Updates via Web. Außerdem können sie an ein- bis mehrtägigen Workshops teilnehmen, wo ihnen unter dem Motto "How to do?" Hilfestellung bei der Implementierung geleistet wird.

Um die persönliche Betreuung der Partner ging es in dem Vortrag von Hubert Schweinesbein, seines Zeichens technischer Consultant bei Suse. So wollen die Nürnberger ihre Partner durch Anzeigenkampag-nen, gemeinsame Messeauftritte und Kundenveranstaltungen unterstützen. Vom Suse generierte Leads werden natürlich an die VARs weiter gereicht.

Partner bleiben skeptisch

Mit diesen Aussagen gaben sich aber die anwesenden Teilnehmer nicht zufrieden. "Wie kann ich denn mit Linux denn wirklich Geld verdienen?", fragte der Chef eines schwäbischen Oracle-Partners. "Mit Dienstleistungen vor Ort", antwortete Burtscher. "Dem Kunden einen E-Mail-Server auf den Tisch zu stellen, damit ist es nicht getan", bestätigte Bernd Rieke, Inhaber des gleichnamigen Systemhauses aus Neuried bei München. Stattdessen sollte man seinem Auftraggeber ein neues Gesamtkonzept erstellen, damit er aus seiner PC-lastigen Windows-Welt herausfindet.

Eine weitere Frage aus dem Auditorium betraf die geografische Aufteilung der Suse-Partnerlandschaft. "Einen Gebietsschutz wird es definitiv nicht geben, das macht keinen Sinn", so Burtscher. "Man muss eben lernen, in einem Mehrwelt-Umfeld zu überleben." Dem stimmte auch ein Compaq-Händler aus Weilheim zu: "Es sind keine Reglementierungen notwendig! Wenn man gute Dienste erbringt, bleibt einem der Kunde schon treu."

www.suse.de

ComputerPartner-Meinung:

Mit der Unterstützung der Partner bei technischen Problemen sah es bei Suse vergangenes Jahr ziemlich mau aus, das gaben einige Teilnehmer des Symposiums zu Protokoll. Nun geloben die Franken Besserung, sie wollen ihren Partnern die nötige Unterstützung zukommen lassen. An diesem Versprechen wird sich Suse in den kommenden Monaten, wenn es bei Kundenprojekten wirklich ernst wird, messen lassen müssen. Mit ein paar "Success Stories" ist es da nicht getan. (rw)

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