Wahrheit oder Lüge

Die großen Technik-Mythen

Da im Internet jeder fast alles behaupten kann, weiß man oft nicht, was wahr und was falsch ist. Grund Genug, mit den acht größten Mythen und Legenden der Technik aufzuräumen.

Was ist echte Information und was schlicht und ergreifend erfunden? Bei all den Lügen, Halbwahrheiten und falschen Informationen im Internet ist es teilweise wirklich nicht einfach, Wahrheit von Flunkerei zu unterscheiden.

Da im Internet jeder fast alles behaupten kann, weiß man oft nicht, was wahr und was falsch ist. Wir helfen ein bisschen dabei.
Da im Internet jeder fast alles behaupten kann, weiß man oft nicht, was wahr und was falsch ist. Wir helfen ein bisschen dabei.
Foto: Gina Sanders - Fotolia.com

Wir haben uns daran gemacht, Ihnen auf den nächsten Seiten acht der berüchtigsten Vorurteile und angeblichen Binsenweisheiten aus dem Netz zu filtern um herauszufinden: Wahrheit oder nur üble Nachrede?

Mythos 1: Der Desktop-PC liegt im Sterben

Sterben Desktop-PCs aus?
Sterben Desktop-PCs aus?

Sicher, Laptops sind günstiger und leistungsstärker als jemals zuvor und bedienen mittlerweile so ziemlich alle Computer-Bedürfnisse. Doch zu behaupten, der Desktop-PC wäre vom Aussterben bedroht, ist ungefähr so gewagt wie die Aussage, dass niemand mehr Autos braucht, weil ja jeder die U-Bahn nehmen kann.

Leistungsorientierte Nutzer, die die Power eines Desktop-Rechners in einem Notebook wollen, zahlen immerhin noch horrende Preise dafür. Und wenn der Kunde ein Blu-ray-Laufwerk im Laptop will, eine bessere Grafikkarte oder ein 3D-Display, dann kann man das nicht immer einfach nachrüsten, sondern er muss auf ein anderes Modell umsteigen. Zudem haben Hobby-PC-Bastler mit tragbaren Rechnern deutlich eingeschränktere Möglichkeiten als mit einem Desktop-PC.

Zudem entwickelt sich der Desktop-PC-Sektor immer weiter, um die Bedürfnisse der Käufer zu befriedigen. Nutzer, die einen großen Bildschirm wollen, aber keinen wuchtigen Tower am Schreibtisch stehen haben möchten, können mittlerweile auf All-in-One-Systeme zurückgreifen.

Andere wiederum wollen einen Computer, der sich perfekt in ihr 50-Zoll-HDTV-Heimkino einfügt. Und Studenten, die normalerweise gut von einem Laptop profitieren, kaufen sich einen leistungsstärkeren Heim-PC für Computerspiele, Filme und anspruchsvolle Multimedia-Projekte - und nehmen ein Ultrabook mit in die Vorlesungen.

Mythos 2: Teure HDMI-Kabel lassen das Bild einfach besser aussehen

Liefert nur ein teures HDMI-Kabel entsprechende Bildqualität?
Liefert nur ein teures HDMI-Kabel entsprechende Bildqualität?

Wenn man knapp 1.000 Euro oder mehr für einen neuen HD-Fernseher und nochmal 250 Euro für einen Blu-ray-Player ausgibt, ist die Behauptung naheliegend, dass nur ein sehr teures HDMI-Kabel die entsprechende Bildqualität liefern kann. Doch ganz ehrlich: ein No-Name-Kabel für 30 Euro macht es auch – denn Ihr neuer HD-TV wird sich einen Kehricht darum kümmern, ob das 30- Euro- oder das 100-Euro-HDMI-Kabel in ihm steckt.

Hochqualitative Kabel waren schon immer eine Hauptverkaufssparte im Audio- und Video-Bereich – aus gutem Grund: da analoge Audio- und Videosignale von einem Gerät zum anderen wandern, sind sie anfällig für Störungen und Unterbrechungen. Soll heißen: das Signal, das einen DVD-Player verlässt, ist nicht zu 100 Prozent das Signal, das am Ende aus dem Fernseher herauskommt, da bestimmte Teile des Signals auf dem Weg zum Audio- oder Videoausgang des TV-Geräts einfach verloren gehen.

Digitale Audio- und Video-Standards wie DisplayPort, DVI und HDMI kennen dieses Problem hingegen nicht, da ihre Signale nicht so sensitiv sind wie analoge. Sie bestehen gänzlich aus Einsen und Nullen - und es müsste schon ein beachtlicher Einsturz bei der Signalspannung entstehen, damit eine Eins am Ende der Leitung plötzlich eine Null ist. Wenn das trotzdem einmal passiert, sieht man in aller Regel ein paar kleine, weiße Sternchen auf dem Bildschirm – doch das passiert höchstens bei Kabellängen von 8 Metern und mehr.

Trotzdem kann diese Tatsache die Heimkino-Enthusiasten und Heimkino-Verkäufer nicht davon abbringen zu behaupten, sie sähen einen Unterschied zwischen billigen und sehr teuren HDMI-Kabeln. Also haben wir die Probe aufs Exempel gemacht, um selbst herauszufinden, ob der Preis tatsächlich die Qualität des Signals beeinflusst. Wir ließen zwei teure HDMI-Kabel gegen zwei günstige Modelle antreten. Fazit: Alle Kandidaten lieferten sich ein Kopf-an-Kopf.

Mythos 3: Windows Vista ist langsamer als Windows 7

Als Windows Vista veröffentlicht wurde, erlangte es binnen kürzester Zeit den Ruf, langsam zu arbeiten und massiv an den Ressourcen des PCs zu zehren. Als dann später Windows 7 herauskam, stieg es hingegen bald zum schnellen, schlanken Betriebssystem auf, das Vista hätte sein sollen. Berechtigt?

Wir haben eine Reihe von Leistungstests bei Laptops und Desktop-PCs mit 32- und 64-Bit-Versionen von Vista und 7 durchgeführt, jeweils kurz nachdem die einzelnen Systeme auf den Markt gekommen waren. Dabei ließen sich einige grundsätzliche Trends feststellen: Windows 7 schaffte zum Beispiel deutlich schnellere Laufwerksoperationen und die Akkulaufzeiten bei Laptops stiegen leicht an.

Während Windows 7 also einige Arbeitsprozesse tatsächlich beschleunigt, zeigten ein paar Tests auch das genaue Gegenteil. Programme starteten deutlich langsamer als unter Vista, ebenso ließ sich eine leichte Verzögerung beim Boot-Prozess feststellen.

Warum wird Windows 7 trotzdem als das bessere Betriebssystem angesehen? Das hängt mit einigen Registry-Optimierungen und kleineren Veränderungen zusammen, die es insgesamt angenehmer in der Bedienung erscheinen lassen – auch wenn die Unterschiede zu Vista gar nicht so gravierend sind.

Mythos 4: Alle Smartphones verlieren an Signalstärke beim "Todesgriff"

Ist nur das iPhone 4 empfindlich?
Ist nur das iPhone 4 empfindlich?

Als frühe iPhone-4-Nutzer feststellten, dass das Berühren eines bestimmten Punktes an der Außenhaut des Gerätes zum Einbruch der Signalstärke führt, stellte Apple folgende Behauptung auf: Dies sei ein Problem aller Smartphones, nicht nur des iPhones. Wir haben diese Anschuldigung an fünf anderen Smartphones getestet.

Wir beobachteten Signalstärke, Geschwindigkeit der Datenübertragung und Qualität der Sprachanrufe in Gebieten mit starkem und schwachem Empfang. Und während zwar jedes getestete Gerät in irgendeiner Weise beeinträchtigt wurde, wenn man seine Antenne überdeckte, leidet doch keines so sehr darunter, wie Apples iPhone 4.

Mythos 5: LCDs sind besser als Plasma

Sind LCDs den Plasma-Monitoren vorzuziehen?
Sind LCDs den Plasma-Monitoren vorzuziehen?

Glauben Sie das nicht! Der Hersteller Ihres Vertrauens mag Ihnen zwar einen coolen, neuen LCD-Fernseher andrehen wollen, doch es gibt nach wie vor viele gute Gründe, stattdessen zu einem Plasma-Gerät zu greifen. Plasmafernseher stellen schwarze Bildbereiche noch immer schärfer und intensiver dar, haben einen weiteren Blickwinkel und sind vor allem deutlich günstiger als LCDs – besonders bei großen Bilddiagonalen. Und Panasonic und Samsung bieten noch immer jede Menge Plasma-TVs an, darunter auch eine Reihe von 3D-fähigen Geräten und einem luxuriösen 152-Zoll-3D-TV.

LCDs holen jedoch in einigen Bereichen auf. LCD-TVs mit LED-Hintergrundbeleuchtung und schnelleren Bildraten haben nicht mehr die traditionellen Probleme eines LCDs und verbrauchen zudem deutlich weniger Strom als Plasma-Geräte. Der höhere Anschaffungspreis könnte sich also irgendwann in Ihrer Stromrechnung positiv bemerkbar machen.

Trotz der bisher noch augenscheinlichen Vorteile von Plasma-Bildschirmen ist es erstaunlich zu beobachten, dass sich immer mehr Hersteller aus dem Bereich der Plasma-Produktion zurückziehen – allen voran Pioneer und Vizio. Der US-Bundesstaat Kalifornien plant zudem, stromhungrige TV-Geräte gesetzlich zu verbieten.

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