Die Highlights der Networld '96 waren Switching in allen Preisklassen, ISDN und Internet

28.06.1996
FRANKFURT: Ein Rundgang auf der Networld zeigte, daß die Wachstumsbranche sich vor allem auf Switchinglösungen für alle Preisklassen und Netze, ISDN-Produkte für Remote-Anbindungen an die Netze und Internettools für kommerzielle Anwender eingeschossen hat.Die Netzwerkbranche kann über ihre Aussichten nicht klagen: Ein jährliches 50prozentiges Umsatzwachstum beschert ihr satte Gewinne. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht, und infolgedessen ist der Stellenwert, den die Netzwerker in der IT-Branche haben, gewaltig gewachsen.

FRANKFURT: Ein Rundgang auf der Networld zeigte, daß die Wachstumsbranche sich vor allem auf Switchinglösungen für alle Preisklassen und Netze, ISDN-Produkte für Remote-Anbindungen an die Netze und Internettools für kommerzielle Anwender eingeschossen hat.Die Netzwerkbranche kann über ihre Aussichten nicht klagen: Ein jährliches 50prozentiges Umsatzwachstum beschert ihr satte Gewinne. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht, und infolgedessen ist der Stellenwert, den die Netzwerker in der IT-Branche haben, gewaltig gewachsen.

So verstanden einige der 330 kleinen und großen Aussteller auf den insgesamt 30.000 Quadratmetern die Messe als Forum, um rund um das Internet neue beziehungsweise in Deutschland noch nicht vorgestellte Produkte dem zumeist deutschen Publikum zu präsentieren.

Highlights der Messe, 1.Teil: Green River, Switching und Managementsoftware

Novell zeigte seine neue 32-Bit- Netware-Version 4.11 ("Green River") mit integrierter, internetfähiger TCP/IP-Unterstützung ("Netware/IP"). Damit soll dem Vormarsch von Microsofts Windows-NT-Serverversion 3.51 Einhalt geboten werden. "Wir haben gegenwärtig 65 Prozent Marktanteil bei Netzwerk-Betriebssystemen", erklärt Novell-Geschäftsführer Andreas Zeitler. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr waren es noch zirka 75 Prozent. In diesem Zusammenhang war auch etwas zu den 180 Millionen Dollar Verlust, die Novell gerade für das 1. Quartal 1996 bekannt geben mußte, zu erfahren: "Wir haben weltweit unsere Kanäle bereinigt. Statt Lagerbestände für 100 Tage sind es jetzt nur noch 42 Tage", erklärte der deutsche Novell-Statthalter die Maßnahme zur Marktbereinigung bei Netware.

Als Vorteile von Green River nennt Zeitler "Network Directory Service" (NDS) mitsamt dem Verwaltungstool Nwadmin, womit Administratoren die Datenbank, die NDS zugrunde liegt, verwalten können. Und da Novell Green River zusätzlich mit der Workgroup-Lösung "Groupwise 5", (bisher XTD) und Symetrischer Multiprozessing-Unterstützung (SMP) ausliefern will, sei auch die Novell-Strategie bestätigt: "Netware ist die Serverlösung für verteilte Netze, während Windows NT als File- und Print-Server seine Berechtigung hat", so Zeitler. Um diesen zu integrieren, geht es "selbstverständlich auch um Zusammenarbeit mit Microsofts Windows NT". So soll es 1997 die Implementation eines NT-Clients für Netware geben.

Bei Router-Primus Cisco wurden nebst einem Formel-1-Boliden zum Anfassen neue Multiprotokoll-Router der Serie 7200 vorgestellt. Damit soll die Lücke zwischen den Mid-range Routern 7000 und den High-end-Routern der Serie 7500 geschlossen werden. Die Serie 7200, die unter anderem Ethernet, Fast Ethernet, Token Ring und FDDI unterstützt und ab Herbst dieses Jahres neben ATM- und ISDN-Schnittstellen auch mit der Switching-Software Netflow angeboten werden sollen, können zudem mit einem Web-Browser verwaltet werden.

Womit das zentrale Thema Switching, also die verbindungsorientierte Bandbreitenerweiterung für Netze, angesprochen ist. Es bildete bei den Netzwerkern den Generalbaß zum hellen Ton ISDN. Switching-Software wird mittlerweile in allen Preisklassen und für alle Netzgrößen angeboten.

So bietet jetzt beispielsweise Cabletron in Dreieich Switching-Lösungen für Ethernet- und Fast-Ethernet auch in kleinen Netzen an. Für die Verwaltung geswitchter Intranets und Virtuelle LANs (VLANs) soll dann die Netzwerk-Managementsoftware SecureFast Virtual Network in der Version 7.0 und SecureFastVLANManager zum Einsatz kommen.

Auch die 3COM GmbH in München wartete mit der skalierbaren Software "Transcend Networking" auf. Erhöhte Bandbreite mit dezidierten Netzverbindungen in Netzwerken ist das Thema der Software, die auch VLANs und Desktops mit einbeziehen kann. Ebenso setzt UB Networks neben ATM-Switchen auf eine komplette Switching- und Management-Lösung in nach wie vor weit verbreiteten Token-Ring-LANs. Für das Management-Tool EMPower präsentierten die Netzwerker zudem Java-Anwendungen, die automatisierte Rekonfiguration und Reports ermöglichen sollen.

Bay Network stellte im Rahmen seiner Switching-Lösungen die neue Netzwerkmanagement-Lösung Optivity 7.0 vor. Sie wurde um Remote Monitoring (RMON2)-Funktionen LANarchitect für Konfiguration und Verwaltung von VLANs sowie das Navigationstool "Network Atlas" erweitert. Mit diesem können die physikalischen und logischen Strukturen eines Netzes grafisch dargestellt werden.

Allied Telesyn zeigte für Unix- und Windows-Plattformen RMON-Probes inklusive Software für Ethernet-LANs zum Kampfpreis von 2.499 Mark. Diese unterstützen laut dem Hersteller alle neun RMON-Gruppen, so daß sie eine umfassende Netzwerkanalyse und -überwachung garantieren. Und um noch mehr ATI-Wiederverkäufer ins gemeinsame Boot zu ziehen, bietet das Unternehmen ihnen jetzt beim Kauf von ATI-Produkten an, Punkte auf ihr Konto zu sammeln. Nach Angaben von Geschäftsführer Meisenburg sollen damit europaweit zirka 2.000 Wiederverkäufer gewonnen werden.

Highlights der Messe, 2. Teil: ISDN und Internet

Die zweite große Produktabteilung auf der Networld bildeten ISDN und Internet-Tools. Das Thema VLANs und Remote Access beschäftigt die Hersteller intensiv, denn ihre Kunden drängen darauf, ihre Außenstellen und -mitarbeiter in die firmeneigenen Netze einzubinden - und das möglichst kostengünstig.

Deshalb wird bei Remote Access jetzt auch vollständig auf ISDN gesetzt.

So offeriert beispielsweise Digital Equipment aus München mit der Software RouteAbout die Vernetzung von Zweigstellen via ISDN beziehungsweise Frame Relay über WANs. RouteAbout ist Teil der Netzwerklösung Envisn, womit DEC den Aufbau virtueller LANs verspricht.

Daß DEC auch im ISDN-Router-Markt präsent sein will, zeigt das Abkommen mit dem Karlsruher Anbieter Conware. Dessen ISDN-Router Conet-XS und TS, die Spoofing, also das kostensparende Filtern von Server- und Client-Protokoll-Meldungen über die WAN-Verbindung via zweier Conet-Router, und Point-to-point-Verbindungen in heterogenen Netzen beherrschen, soll die WAN-Anbindung zu DEC-LANs ermöglichen.

Der kleine Lausanner Anbieter Lightning Instrumentation SAS zeigte ebenfalls einen ISDN-Router. Der Pocket Multicom, der mit einer 128- Bit-Verschlüsselungssoftware für IP-Adressen versehen ist, kann unter anderem als Remote-Zugang für die WAN-Anbindung via Internet eingesetzt werden. Seine Vorteile: Er ist SNMP-fähig, kann in Ethernet-Umgebungen eingesetzt werden und transportiert bis zu 1 MB verschlüsselte Daten. Und außerdem paßt er mit zwöf mal sechs mal drei Zentimeter wirklich in jede Westentasche.

Bei dem Berliner ISDN-Anbieter Data Telemark GmbH (DTM) waren unter anderem der Sprach-Daten-Multiplexer D.I.C.A. 6400 für komprimierte ISDN-Übertragungen zu sehen. Außerdem zeigte DTM E-Mail-Software für die verbliebenen Banyan-Netze sowie eine ISDN-Videokonferenzlösung.

Highlights der Messe, 3. Teil: Neue Tools

Daß das Internet die Entwicklerphantasien beflügelt, zeigen die komplett in Java geschriebene VRML-Tools (Virtuell Reality Modeling Language) der Black Sun Interactive in München sowie Mindmap 2.0, eine objektorientierte, pur grafische Anwendungsentwicklungsumgebung für Client-Server-Umgebungen des gleichnamigen deutsch-amerikanischen Softwarehauses in Frankfurt.

Mindmap, ursprünglich von der Bundeswehr in Auftrag gegeben, soll jetzt kommerzielle Nutzer finden. Die Software, die nach Angaben von Mindmap-Gründer Steven Blythe "von jedem für beliebig komplexe Anwendungen eingesetzt werden kann, ohne daß er eine Zeile Code programmieren muß", beruht auf einer ereignisgesteuerten Messaging Architektur. So behandelt Mindmap jede Eingabe als Ereignis ("Event"), womit gleichzeitig eine Nachricht ("Message") an die interne Bibliothek weitergeben wird. Von der Bibliothek erhält der Anwender Objekte, die er mittels schlichtem Befehl zu einer Anwendung verknüpfen kann. Diese werden mit EXE-Dateien ausgeführt. Und da Mindmap unter anderem Video, Sound und Animation über OLE und Windows MCI einbinden kann, außerdem Treiber für SQL-Datenbanken, eine ODCB-Schnittstelle und ein HTML-Objekt für Web-Zugriffe auf die Anwendungen zur Verfügung stehen, ist sich Blythe sicher, daß "Mindmap im Multimedia- und Internet-Markt auf große Resonanz stoßen wird. Wir sind auf der Suche nach Händlern und OEMs", erklärt er. Derzeit vertreibt nur Distributor Garmhausen in Bonn das Produkt.

Die 3D-Produkte von Blacksun, die wie alle VRML-Tools auf den drei Parametern Aufbau (Geometrie), Ablauf (Verhalten) und Koordination (Sozibilität) aufbauen, zielen nach Angaben von Chefentwickler Robert Rockwell auf Internetanbieter aller Art. "Es gibt im Moment zirka 500.000 Web-Seiten. Allerdings sind sie statisch und deshalb für Interessenten meistens langweilig. Erst wenn man sie betreten kann und sich in ihnen auch zu mehreren interaktiv und in Echtzeit aufhalten kann, unterscheidet sich das Internet im Gebrauch deutlich von konkurrierenden Medien. Das ist für Anbieter und für Benutzer entscheidend", ist sich Rockwell sicher. Seiner Meinung nach werden sie bereits 1997 von Firmen wie etwa "Reisebüros oder Shopping-Anbieter eingesetzt werden".

Dazu erklärt der Entwickler gegenüber ComputerPartner: "Derzeit arbeiten bei Blacksun 40 Mitarbeiter. Das Geld haben wir mittels Capital- Venture-Firmen erhalten, wir sind also noch in der Investmentphase. Aber ich bin mir sicher: Für Spiele, Werbung oder Messen sowie gesellschaftliche Anwendungen aller Art im Internet können wir der führende VRML-Anbieter werden."

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