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Cancom IT Systeme AG Vorstand Herrn Klaus Weinmann Messerschmidtstraße 20 89343 Scheppach
München, 04.04.2005
"... die im Dunkeln sieht man nicht"
Sehr geehrter Herr Weinmann,
erst Ibex, dann Taskarena, dann ECS und zuletzt BOG: Bedeutende Systemhäuser, die alle in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden mussten. Und das sind nur die Großen. Es gibt ganz klar eine Dunkelziffer, die Frage ist nur, wie hoch sie ist. Frei nach Bertold Brecht: "Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht." (Dreigroschenoper)
Was ist los in der Systemhauslandschaft? Was ist die Ursache für die sich häufenden Pleiten? Eine weitere Verschlechterung der Konjunktur? Forderungsausfälle? Unterkapitalisierung? Defokussierung? Managementfehler? Handelt es sich nur um "Einzelschicksale"? Sind es einfach "schlechte" Unternehmen und "schlechte" Unternehmer? Wie heißt es doch: "In guten Zeiten geht es allen gut - in schlechten Zeiten geht es nur den Guten gut."
Oder sind die Pleiten dieser Unternehmen am Ende ein Indiz dafür, dass es mit der Branche wieder auf-wärts geht? Ich kann mich noch gut erinnern, dass es Leute gibt, die genau dies gesagt haben. Sie haben behauptet, dass die meisten Pleiten dann eintreten werden, wenn das Geschäft auf breiter Front wieder anzieht. Warum? Weil viele Unternehmen aufgrund der vorherigen mageren Zeiten einfach so ausgelaugt sind, dass sie die Aufträge nicht mehr finanzieren können. Im Radsport nennt man so etwas einen "Hungerast": Man kann einfach nicht mehr.
Kann das ein Grund sein? Das wäre dann ja so etwas wie das Gute im Schlechten.
Die Cancom AG scheint sich ja wieder berappelt zu haben. Ich kann mich noch gut an das schwierige Jahr 2003 erinnern, als Sie sogar die Mitarbeiter zum Gehaltsverzicht aufrufen mussten. Jetzt steht bei Ihnen wieder Wachstum auf dem Stundenplan, wie Sie auf der Bilanzpressekonferenz vorige Woche erklärten (Artikel dazu auf Seite 10 dieser Ausgabe). Das ist schön zu hören.
Cancom hat zu Beginn dieses Jahres die ECS ComputerPartner übernommen. Es wird sicher nicht die einzige Systemhausübernahme in diesem Jahr sein. Meine These lautet: In der deutschen Systemhauslandschaft steht das Jahr 2005 unter dem Motto "Kaufen oder gekauft werden". Ausgenommen sind die kleinen "Local Heros" mit weniger als zehn Mitarbeitern, die können es auch allein schaffen. Oder wie sehen Sie das?
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking