Die IT-Branche braucht echte Analysen statt wilder Spekulationen

22.08.2002

Die wirtschaftliche Situation ist nicht die beste, der Euro sitzt dem Bundesbürger nicht mehr so locker in der Tasche wie seinerzeit die Mark. Trotzdem dürfte es für IT-Händler eigentlich keinen Grund zur Klage geben: 35 Milliarden Euro wollen die Kunden allein in diesem Jahr für technisches Equipment ausgeben, die Lust auf Technik steigt - trotz wirtschaftlicher Krise. Das sagen jedenfalls die Analysten.

Die Stimmung in der IT-Branche ist aber trotzdem schlecht. Und das Vertrauen in solche Jubelvoraussagen schwindet: Zu oft haben die Marktforscher ihre Prognosen schon berichtigen müssen. Zu viele der vorausgesagten Booms sind ausgeblieben, mit zu wenigen von denen, die wirklich eintrafen, hat jemand gerechnet.

Die aktuelle Wirtschaftslage ist für alle Branchen schwierig. Wäre es da nicht sinnvoller, auf Spekulationen zu verzichten und stattdessen eine nachvollziehbare Bestandsaufnahme anzubieten? Eine, die das aktuelle Geschäft und die kurzfristige Planung erleichtert - statt auf eine angeblich rosige Zukunft zu vertrösten? Sicher. Doch so etwas gab es für die deutschen IT-Händler bislang leider noch nicht.

Diese Lücke hat ComputerPartner jetzt geschlossen: Wir bieten unseren Lesern in diesem Heft eine umfangreiche Analyse der deutschen IT-Fachhandelslandschaft: Statt wilden Zukunftsszenarien finden Sie hier die aktuelle Zahl Ihrer potenziellen Kunden. Statt Produkten, die vielleicht mal einer haben will, die derzeitige Ausstattung der deutschen Haushalte mit IT-Technik und damit einen Hinweis auf das noch mögliche Absatzvolumen.

Und wir liefern eine Erklärung dafür, warum ein IT-Händler in München wahrscheinlich weniger Umsatz macht als einer in Leipzig: Bislang haben sich nämlich nur zehn Prozent der deutschen IT-Händler, Systemhäuser und Dienstleister in den neuen Bundesländern niedergelassen. Selbst die Großanbieter wie Media-Markt und Saturn Hansa sind hier vergleichsweise selten anzutreffen. Verständlicherweise wurden bislang Regionen mit großer Kaufkraft - wie beispielsweise Bayern - als Standort bevorzugt. Doch hier ist die Konkurrenz so groß, dass nicht mehr das Geschäft, sondern nur noch der Preiskrieg belebt wird. Der Osten holt hingegen bei der Kaufkraft langsam, aber sicher auf, einen Mangel gibt es hier derzeit vor allem in puncto Wettbewerb. Die Ergebnisse werden Sie auf jeden Fall überraschen.

Dennoch ist auch diese Bestandsaufnahme natürlich keine Garantie für ein florierendes Geschäft. Es gibt zu viele Aspekte, die selbst von der genauesten Statistik nicht erfasst werden können: Die erschütternde Hochwasser-Katastrophe, die vielen Menschen die Existenzgrundlage entrissen hat, hat uns das wieder deutlich vor Augen geführt. Und es sind nicht nur die finanziellen Folgen, die sich hier auf die gesamte Wirtschaft auswirken werden, sondern vor allem die Gefühle der Menschen. Denn die Emotionen der Kunden sind es letztendlich, die über Erfolg oder Misserfolg des Einzelnen entscheiden werden, und die lassen sich nicht in Zahlen erfassen.

Marzena Fiok

mfiok@computerpartner.de

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