Was der IT-Kompass 2015 offenbart

Die IT sollte sich neue Prioritäten setzen

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Als ihre wichtigsten Aufgaben sehen IT-Verantwortliche Sicherheit, IT-Performance sowie die Standardisierung und Konsolidierung ihrer Systeme. Erst danach folgt die Ausrichtung der IT an den Geschäftsprozessen. Das verrät der diesjährige "IT-Kompass".

Die Transformation der Unternehmen auf der Basis von Cloud, Mobility, Analytics und Social Business findet auf zwei Ebenen statt, sagt Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC Central Europe: Da ist zum einen der reine IT-Betrieb, wo es gilt zu standardisieren und den Aufwand zu reduzieren. Je besser das gelingt, desto größer wird der Spielraum auf der zweiten Ebene, auf der es um die digitale Umgestaltung des Unternehmens geht.

Was die betrieblichen Hausaufgaben betrifft, sind die IT-Chefs hierzulande gut unterwegs: Die Konsolidierung der IT-Landschaften sowie Verfügbarkeit, Durchsatz und Service-Level-Agreements stehen ganz oben auf ihrer Prioritätenliste. Doch es besteht die Gefahr, dass sie darüber den zweiten, wichtigeren Teil vernachlässigen. Punkte wie "Einsatz innovativer IT-Lösungen", "Einbindung sozialer Medien" oder auch "Entscheidungsunterstützung durch Analytics-Tools" rangieren unten auf der Skala der wichtigsten Aufgaben. Das belegt der "IT-Kompass", den unsere Schwesterpublikation Computerwoche in diesem Jahr bereits zum fünften Mal von IDC und der IDG-Marktforschung erstellen ließ.

Infrastruktur ohne Management-Overhead

Die Standardisierung der Infrastrukturlandschaft ist für die 308 befragten IT-Entscheider derzeit das wichtigste Thema überhaupt. 49 Prozent der Teilnehmer räumen ihm eine hohe Bedeutung ein. Fast gleichauf (mit 48 Prozent der Nennungen) liegen die Server-Virtualisierung und die "Senkung der operativen Betriebskosten". Wie Kraus erläutert, entstehen hohe Betriebskosten vor allem durch überflüssigen Management-Aufwand. Den gelte es zu verringern, um Geld und Manpower für innovative Projekte freizusetzen.

Unter den wichtigsten Infrastrukturthemen findet sich auch die Einführung beziehungsweise das Management mobiler Endgeräte. Mit 43 Prozent erhielt es diesmal aber weniger Nennungen als 2014 (48 Prozent). Kraus begründet das damit, dass die Unternehmen "beim Thema mobiles Arbeiten inzwischen weit vorangekommen" seien.

In diesem Jahr zum ersten Mal abgefragt wurden Trendthemen wie die Verknüpfung der eigenen Infrastruktur mit externen (Cloud-)Services, Netzvirtualisierung, Infrastructure as a Service (IaaS), Nutzung konvergenter Systeme sowie Software-defined Datacenters. Sie landeten alle unter ferner liefen. "Nach der Überzeugung von IDC müssen die IT-Verantwortlichen den neuen Verwaltungs-Tools und Management-Ansätzen größere Aufmerksamkeit widmen", mahnt Kraus. Mit den bisherigen Methoden ließen sich die zunehmend komplexen Umgebungen nicht mehr effizient und zuverlässig managen.

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Applikationen für die Kundenzentrierung

Als "Dauerbrenner" bezeichnet Matthias Zacher, Senior Consultant bei IDC, die Optimierung der Softwarelandschaft. Hier gelte es, unterschiedliche Themen gleichzeitig im Auge zu behalten. Dabei konzentrierten sich die IT-Verantwortlichen derzeit vor allem auf die Konsolidierung der Applikationslandschaft (40 Prozent). Laut Zacher reicht die Palette hier vom Verringern der Instanzen und der Lieferanten über die Vereinheitlichung von Business-Szenarien bis zum Software-Asset-Management.

Matthias Zacher: "Die Zuwachsrate bei Analytics ist außerordentlich hoch."
Matthias Zacher: "Die Zuwachsrate bei Analytics ist außerordentlich hoch."
Foto: IDC

Fast ebenso wichtig ist den IT-Chefs die Modernisierung der Business-Anwendungen (39 Prozent). Zacher erklärt das mit der immer stärkeren Kundenzentrierung der Unternehmen und der Notwendigkeit, die Applikationen darauf auszurichten. Demselben Zweck dienten die Bemühungen, mobilen Zugriff auf Anwendungen und Unternehmensdaten zu ermöglichen (ebenfalls 39 Prozent).

Die Einführung neuer Big-Data und Analytics-Tools hat gerade erst begonnen. Derzeit halten zwar nur 15 Prozent der Befragten diese Aufgabe für wichtig, aber "die Zuwachsrate ist außerordentlich hoch", wie Zacher bestätigt: im Vorjahr hatte der Wert bei acht Prozent gelegen - nahezu eine Verdopplung des Anteils an Nennungen also.

Dass die deutschen Unternehmen ihren IT-Betrieb mittlerweile besser im Griff haben, wird nach IDC-Auffassung auch durch die Rangfolge der wichtigsten IT-Service-Themen bestätigt. Hier liegt zwar die "Erhöhung des Service-Levels" immer noch auf Platz eins, aber nur mit 45 Prozent der Nennungen - nach 58 Prozent im Vorjahr. Auch die Dringlichkeit des Helpdesk-Themas hat nachgelassen (von 46 auf 40 Prozent). Dafür legte die "Schulung der Mitarbeiter" deutlich zu (von 34 auf 38 Prozent).

Laut IDC-Analyst Kraus sind die Anforderungen der Fachbereiche an das IT-Serviceniveau zuletzt rasant gestiegen: "Service-Levels, die in der Vergangenheit noch als ausreichend erachtet wurden, müssen sich nun weiter steigern." Denn die Verfügbarkeit der IT-Tools werde für das Alltagsgeschäft immer wichtiger: "Längere Unterbrechungen wirken sich direkt und negativ auf das Geschäft aus."

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