Die Karten werden neu gemischt

28.01.1999

In den Grafikkartenmarkt kommt Bewegung. Auslöser ist die Übernahme von STB Vision durch die Hardwareschmiede 3Dfx. Diese erlangte eine weite Verbreitung mit dem Voodoo-Chipsatz für 3D-Beschleuniger-Karten. Die neueste Generation "Voodoo 3" ist zwar noch nicht ganz fertig, sie soll aber ausschließlich auf STB-Grafikkarten eingesetzt werden. Andere Hersteller, wie beispielsweise Diamond, hat 3Dfx von seiner Kundenliste verbannt. Die Entscheidung, den Chipsatz ausschließlich an STB zu liefern, kann aber zum Eigentor werden. Denn STB ist bislang in Europa - außer im OEM-Geschäft - relativ unbekannt. Grafikkarten für Spiele werden indes meist über den Retailkanal unters Volk der PC-Spieler gebracht. Gelingt es 3Dfx nicht, auch in diesem Kanal Fuß zu fassen, ist der jetzt etablierte Standard Voodoo schon praktisch tot.Denn auch die anderen Grafikkartenhersteller schlafen nicht. Wer bislang auf Voodoo setzte, sieht sich jetzt natürlich nach einem neuen Chip um. Gute Karten dürften hierbei Videologic und NEC haben. Ihr neuer 3D-Beschleuniger-Chip "Power VR, Second Generation" ist ein direktes Konkurrenzprodukt - mit ähnlicher oder sogar noch besserer Beschleunigung.

Einen Erfolg bei der Vermarktung des Chipsets konnte Videologic bereits jetzt verbuchen. In der brandneuen Spielkonsole "Dreamcast" von Sega (wird in Deutschland erstmals auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorgestellt) sorgen Power-VR-Chips für die nötige Grafikbeschleunigung (siehe Seite 10). In Arcade-Games (Spielhallenkonsolen) werden in Zukunft ebenfalls die Power-VR-Chips für rasante Grafiken sorgen. Und schließlich sollen auch PC-Spieler von der Grafikpower des Chips profitieren. Zur Cebit will Videologic die ersten Karten mit Power-VR-Chips vorstellen.

Ob die Dreamcast ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, denn die neue Spielkonsole arbeitet mit dem PC-ähnlichen Betriebssystem Windows CE. Das bedeutet: Alle Konsolenspiele für Dreamcast lassen sich deswegen in Rekordzeit auf den PC portieren. Bisher veranschlagte ein Hersteller bei anderen Systemen zirka drei Monate für die Umsetzung. Bei Spielen für Dreamcast soll die Umsetzung innerhalb von ein bis zwei Tagen abgeschlossen sein. Umgekehrt geht der Weg natürlich auch. Auch PC-Spiele lassen sich blitzschnell für die Konsole umsetzen.

Aber dabei gibt es einen Haken: Die Umsetzung läuft dann natürlich nur auf PCs, die eine Grafikkarte mit Power-VR-Beschleuniger haben. Kann Sega mit der Dreamcast an Sony verlorene Marktanteile zurückerobern, wird ein gewaltiger Ansturm auf Grafikkarten mit diesen Chipsatz einsetzen. Videologic und Sega haben jetzt alle Trümpfe in der Hand. Nun kommt es nur darauf an, sie auch richtig auszuspielen.

Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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