Die Kids legen Wert auf Marken - den Eltern ist das "schnuppe"

01.03.2001
Des Deutschen liebstes Kind - das Auto - hat eine ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen: das Handy. Es ist fast immer dabei und wird vor allem wegen seiner SMS-Funktion geliebt - von Jung und Alt. Die geheimen Handy-Sehnsüchte der Bevölkerung verraten zwei Studien.

Der typische Bundesbürger hat mehrere Handys, führt Gehaltsverhandlungen mobil und sendet Liebeserklärungen per SMS." So lautet das Fazit einer repräsentativen Umfrage, die Trium gemeinsam mit der Gewis (Gesellschaft für Erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung) durchgeführt hat. Rund 1.040 Personen von 16 bis 60 Jahre wurden in Fußgängerzonen herausgepickt und zu ihren Handy-Vorlieben befragt.

Rund 75 Prozent haben ihr Handy inzwischen ständig bei sich. Dabei sind es vor allem die Männer (50 Prozent), die ständig erreichbar sein wollen. Nicht zuletzt verspricht sich der Mann dadurch berufliche Vorteile. Für Frauen steht dieser Aspekt erst an zweiter Stelle (30 Prozent); das Wichtigste (41 Prozent) ist die Sicherheit, die ihnen ein Handy in der Tasche gibt. So sind es auch hier wieder vorwiegend die männlichen Handy-Nutzer, die ihre private Mobilnummer auch an Geschäftspartner weitergeben. 46 Prozent haben nichts dagegen, auch am Wochenende oder am Abend geschäftliche Gespräche zu führen. Bei den Frauen sind es nur 22 Prozent.

Die Deutschen telefonieren am liebsten im Auto oder im Zug. Dummerweise ist dies seit dem 1. Februar zumindest im Auto nicht mehr erlaubt. Dies hat zwar seinen guten Grund, dürfte aber für 67 Prozent ärgerlich und zudem ein Anlass sein, sich eine Freisprechanlage zuzulegen - eine Produktkategorie, die in den kommenden Monaten sicherlich gute Umsätze verzeichnen wird.

Jeder "SMSst", was das Zeug hält

Dem Himmel sei Dank, dass die SMS-Kurznachrichten erfunden wurden. Denn 71 Prozent der Befragten bezeichnen den "Short Message Service" als wichtigste Funktion ihres Handys. Bei den "Jungen" unter 40 Jahren sind es sogar 88 Prozent, welche die SMS nicht mehr missen möchten.

Sie wird für alles verwendet - auch für Liebesschwüre an den oder die Liebste(n). Hier allerdings kann man eindeutig ein Altersgefälle beobachten: Je jünger die Befragten, desto inniger die Nachrichten. Denn Sprüche wie "HDGDL" ("Hab Dich Ganz Doll Lieb" in der SMS-Sprache) haben nur 14 Prozent der über 40-Jährigen bereits praktiziert, wohingegen bei den Jüngeren schon jeder Zweite seine Flirts über die Handy-Tastatur ausficht.

Auch bei den ganz Jungen - unter 16 Jahren - steht das Handy hoch im Kurs. Laut einer Umfrage der Jugendzeitschrift "Bravo" wünschen sich 34 Prozent der Sechs- bis 17-jährigen ein Handy; im Jahr 1999 waren es nur 20 Prozent. Zwischen Wunsch und Realität ist ja bekanntlich oft ein großer Unterschied: Der Handy-Wunsch der Kids wurde denn auch nur für rund sieben Prozent im Jahr 2000 Wirklichkeit. 1999 konnten nur zwei Prozent ein Handy ihr Eigen nennen. Dieser Anstieg hat sicherlich auch etwas mit der verstärkten Markteinführung der Prepaid-Verträge durch die Netzbetreiber zu tun. Denn Loop, Callya, Xtra und Konsorten ermöglichen es den Eltern, ihren Kleinen ein Handy zu schenken, ohne danach vierstellige Telefonrechnungen befürchten zu müssen. Vor allem die Jugendlichen von 14 bis 17 besitzen ein Mobiltelefon - nahezu 17 Prozent der Jungen und 13 Prozent der Mädchen. Lediglich im Alter von sechs bis 13 Jahren ist der Anteil von Handy-Besitzern noch verschwindend gering.

Wie in anderen Bereichen auch, kommt es für die Kids beim Mobiltelefon sehr stark darauf an, welche Marke der Papa im Geschenkpapier versteckt hat. 40 Prozent der Jugendlichen - egal welchen Alters - wissen ganz genau, welche Handy-Marke im Moment "hip" ist. Dies steigert sich mit zunehmenden Alter. Bei den Jungen ab 14 lassen sich nur mehr 33 Prozent mit einem Modell des Vorjahres hinterm Ofen vorlocken. Und nur 40 Prozent der Mädchen in dieser Alterstufe sind nicht auf eine bestimmte Marke fixiert.

Besagtem Papa ist dies anscheinend ziemlich egal, denn nur zehn Prozent der Jugendlichen bekommen ihren Markenwunsch erfüllt (siehe Grafik). Dabei könnte der Nachwuchs ganz leicht Tipps für die richtige Handywahl geben. In höchster Gunst bei der Jugend steht laut der Bravo-Umfrage nämlich nach wie vor Nokia. Die Vier-Zielgruppen-Strategie des Marktführers scheint bei den Fun- Handys aufgegangen zu sein. Ein Taschentelefon aus Finnland ist für 31 Prozent der Jungtelefonierer das Nonplusultra (siehe Grafik).

Im Allgemeinen sieht die Wunschliste der Kleinen ziemlich anspruchsvoll aus. Fernseher und Videorekorder belegen nach wie vor die ersten Plätze, mussten aber im Vergleich zur Vorjahresumfrage an den Computer einige Prozentpunkte abgeben (siehe Grafik). Das Fazit von Bravo: Die Wünsche der Kids werden zunehmend teurer - weniger durch den Anschaffungspreis, sondern vielmehr durch die Folgekosten, die durch Computer, Internet und Handy verursacht werden. Für die Anbieter heißt dies mehr Umsatz, doch ist in dieser Hinsicht eine gewisse Sorgfalt angebracht: Sie sollten Angebote finden, mit denen Eltern die anfallenden Folge-kosten im Rahmen halten können. Je niedriger diese sind, desto eher werden die Wünsche erfüllt - und dies bedeutet wiederum Umsatz für die Branche.

www.trium.net

www.hbv.de

Um Faktor 400 gesteigert

Deutschland im SMS-Wahn

SMS oder Short Messaging Service hat in den vergangenen drei Jahren einen Boom sondergleichen erlebt. Mehr als 400 Millionen SMS-Nachrichten wurden in Deutschland allein im Dezember 2000 durch den Äther gejagt. Im Januar 1998 lag die Zahl der Funknachrichten mal gerade bei einer Million. Das Wachstum liegt derzeit bei 15 bis 20 Prozent im Monat. Der UMTS-Nachfolger von SMS heißt MMS (Multimedia Messaging Service). (sic)

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