Die kommenden Speicher-Switches schalten und lenken

15.05.2003
Bisher installierten Administratoren Speichermanagement-Software auf einem Server, einem Storage-Array oder auf speziellen Management-Appliances. Mit der neuen Generation Speicher-Switches ist dies nicht mehr nötig, dennder Switch dient gleichzeitig als Applikations-Plattform.

Switches sind für Fibre-Channel-Speichernetze unerlässlich. Sie sorgen dafür, dass Daten von einem Punkt des Netzwerks zu einem anderen gelangen. Hierfür stellen sie Highspeed-Verbindungen bereit. Jeder Host eines Netzwerks und jedes Speichergerät ist mit den Switches verbunden. Miteinander verknüpfte Switches bilden eine Struktur, eine so genannte "Fabric".

Storage Area Networks (SANs) wurden bisher hauptsächlich aus Hardware-Konsolidierungsgründen installiert. In Zukunft könnte das Zusammenfassen und Selektieren von Management-Funktionalitäten im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Um die verschiedenen Softwareprogramme zu bündeln, könnten bald nicht mehr Server oder Arrays gefragt sein, sondern eine neue Generation intelligenter Switches. Die Multiprotokoll-fähigen Geräte transportieren nicht nur Daten über das Netzwerk. Mittlerweile sind sie so konstruiert, dass sich auch Speichermanagement-Software darauf installieren lässt.

Brocades neuer Switch beherbergt Applikationen

Die Anbieter solcher Geräte behaupten, Switches eignen sich als Hardwaregrundlage für Management-Applikationen besser als Server oder Arrays und führen folgende Vorteile an: Switches verfügen über mehr Power als Server, sie sind Array-neutral und befinden sich in der Mitte des Datenpfades, also in einer strategisch günstigen Position zur Verwaltung des Datenstroms. Softwareapplikationen für Speichervirtualisierung, Datenreplikation und Datenmanagement könnten also schon bald als so genannte "Fab-ric-Applikationen" auf einem Switch innerhalb der SAN-Struktur installiert sein.

Um dies zu ermöglichen, entwickelte beispielsweise Brocade Communications Systems die"Silk Worm Fabric Application Platform", kurz Fabric AP. Das Device basiert auf Brocades "X-Path"-Technologie. Durch sie können eine oder mehrere Applikationen die an das SAN angeschlossenen Hosts und Speichersysteme erreichen. Die Architektur besteht im Wesentlichen aus vier Bausteinen: dem "X-Path Partitioned Processing Model", den "X-Path Storage Processors", der "X-Path Multiprotocol Fabric" und dem "X-Path Operating System".

Das X-Path Partitioned Processing Model trennt die Datenströme in Kontroll- und Datenpfad-Operationen. Der Hersteller behauptet, diese Methode führe zu einer besseren Applikations-Performance und -Skalierbarkeit. Die verwendeten X-Path Storage Processors sind speziell an Speichernetzwerke angepasst, insbeson-dere auf den Performance-empfindlichen Datenfluss von Speicherapplikationen.

Brocade optimierte die X-Path Multiprotocol Fabric auf hohe Bandbreiten und niedrige Latenz. Sie ermöglicht laut Hersteller einen protokollneutralen Datenaustausch zwischen allen Komponenten der Architektur.

Das Fabric AP arbeitet mit dem X-Path-Operating-System. Über dessen Application Programming Interfaces (APIs) können Softwarehersteller ihre Applikationen anschließen. Das Betriebssystem stellt gleichzeitig eine zentrale Plattform für die einheitliche Administration unterschiedlicher Managementprogramme bereit.

Mehr Flexibilität bei der Speicherverwaltung

Mit den auf der Silk Worm Fabric Application Platform installierten Programmen verspricht Brocade neue Möglichkeiten in der Speicherverwaltung und eine größere Flexibilität. Der Hersteller plant, zusammen mit seinen OEM-Partnern die unterschiedlichsten Managementfunktionen anzubieten. Dazu zählen eine Fabric-basierende Virtualisierung von Disk- und Tape-Speichergeräten, Fabric-basierende Copy-Services, Datenreplikationsmöglichkeiten sowie Backup- und Recovery-Funktionen.

Verschiedene Speichermanagement-Companys kündigten bereits an, entsprechende Applikationen entwickeln zu wollen, darunter Alcritus Software, Comm Vault, Falcon Stor, Incipient, Inter SAN, Stor Age und Topio. Daneben will Hewlett-Packard, seine "Versa Stor"-Technologie an die Silk Worm Fabric AP anpassen. Auch EMC plant, Speichermanagement-Software für Brocades neue Switch-Generation auf den Markt zu bringen. Veritas plant, eine Volume-Management- und eine Storage-Resource-Manage-ment-Software für-Brocade zu entwickeln.

Switch-Plattformen junger Unternehmen

Brocade ist allerdings nicht der einzige Hersteller, der Switches mit erweiterten Managementfunktionen anbietet. Eine ganze Reihe junger und weniger bekannter Unternehmen hat ähnliche Produkte im Programm. Sanera Systems zum Beispiel, eine Company aus dem kalifornischen Sunyvale, stellte zur Storage Networking World in Phoenix den Direktor "DS 10000" vor. Mit seinen 256 Ports lassen sich SAN-Inseln konsolidieren, gleichzeitig bietet sich das Gerät als zentrale Plattform für Speichernetzwerkdienste an. Applikationen für Backup, Desaster Recovery sowie für Spiegelung und Replikation sind auf dem DS 10000 installiert.

Das Produkt verspricht eine 99,999-prozentige Verfügbarkeit mit voller Hardwareredundanz sowie unterbrechungsfreien Code-Load und -Aktivierung. Es unterstützt sowohl Fibre-Channel als auch Ethernet/iSCSI und Ficon. Auf Wunsch kann der Direktor in vier unabhängige Switches unterteilt werden. Mit verschiedenen Speicherherstellern arbeitet Sanera daran, Speichermanagementdienste in das Netzwerk zu integrieren. Derzeit stehen auf Saneras Partnerliste die Unternehmen Creekpath, Falcon Stor, Fujitsu Softek, Incipient, Inter SAN and Store Age. Gerüchten zufolge ist McData am Kauf des Unterneh mens interessiert. Angeblich bot McData rund 100 Millionen Dollar für das Start-up.

Auch Maxxan Systems, eine Company aus San Jose in Kalifornien, baut auf das "Network-Centric"-Konzept. Das Unternehmen versteht darunter eine Architektur, in der statt der Server und Speicher-Arrays das Netzwerkgeflecht selbst die Hauptrolle spielt. Das Netzwerk verbindet nicht nur die Host-Server und Speicher-Arrays, sondern ist nach Ansicht des Unternehmens der ideale Ort um Speichermanagement-Funktionen zu beherbergen.

Maxxans intelligente Switching-Plattform "MXV 320" kann dem Netzwerk verschiedene Funktionen von Speicherapplikationen als Service anbieten.Der 320-Port-Switch verfügt über Fibre-Channel-, Fibre-Channel-over-IP- und Gigabit-Ethernet-Technologie. Seine "Gehirnzelle" ist eine separate "Application-Card", die Programme verschiedener Softwarehersteller unterstützt, wie zum Beispiel Veritas’ Datenreplikationsanwendungen, Kopier- und Virtualisierungs-Programme.

Den MXV 320 verwaltet der "Maxxan San Cruiser", ein spezielles GUI-basierendes Managementsystem. Es fügt sich in verschiedenen Management-Frameworks, wie zum Beispiel "Unicenter" von Computer Associates, "Openview" von HP oder in BMCs "Patrol" ein.

Maranti Networks, eine Firma, die im vergangenen Jahr auf der "Network-World-10-Startups-to-Watch"-Liste stand, will noch in diesem Sommer einen Speicher-Switch der nächsten Generation präsentieren. Anfang des Jahres verpflichtete Maranti James Kuenzel als Vice President Engineering. Kuenzel besetzte zuvor die gleiche Position bei dem Direktoren-Hersteller McData.

Genauere Angaben zu Marantis Produkt sind derzeit nicht bekannt. Ebenso wenig ist derzeit über das Produkt des Herstellers Sandial Systems zu erfahren. Im zweiten Quartal dieses Jahres will die Company einen Highend-Multiprotokoll-Switch vorstellen, der die darauf installierten Applikationen voneinander isoliert betreiben kann, um die Qualität der Speicherdienste zu sichern.

EMC entwickelt zusammen mit Cisco neue Lösungen

Anfang Mai ging Speichergigant EMC eine Kooperation mit dem Netzwerkspezialisten Cisco ein. Demnach wird EMC die Speicher-Switch-Familie "MDS 9000" von Cisco unter der Connectix-Produktlinie verkaufen. Auch IBM, HP und Hitachi Data Systems vertreiben die Multiprotokoll-Switches von Cisco, die Fibre-Channel, Fibre-Channel-Over-IP und iSCSI unterstützen.

Neben der Vertriebsvereinbarung versprach EMC, verschiedene Anwendungen auf dem Applikationsmodul der MDS-9000er-Serie lauffähig zu machen. Die beiden Unternehmen verraten nicht, wann mit den Features gerechnet werden kann. Voraussichtlich wird es sich um Programme für die Pfadoptimierung und die Datenklassifikation handeln. EMC und Cisco planen ferner, der Storage Networking Industry Association (SNIA) einen Standard für Application Programming Interfaces von Switches vorzulegen.

www.brocade.com

www.sanera.net

www.marantinetworks.com

www.sandial.com

www.maxxan.com

www.cisco.de

www.emc2.de

www.snia.org

ComputerPartner-Meinung

Die neuen Switches werden sich auf dem Markt durchsetzen, denn sie bieten sich als Plattform für Speichermanagement-Applikationen geradezu an. Die Anbieter sind jedoch darauf angewiesen, dass die Softwarehersteller ihre Applikationen an die neue Technologie anpassen. Denn die Plattform zeigt nur dann ihre volle Stärke, wenn entsprechende Programme darauf installiert sind. (ce)

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