Die Konkurrenz formiert sich

10.07.1999

MÜNCHEN: Intel hat den "i820"-Chipsatz zurückgepfiffen. Aufgrund der schlechten Verfügbarkeit des BX bleibt PC-Herstellern als Alternative nur der Whitney oder der Wechsel zu Via. Der "Apollo Pro 133A" scheint jedenfalls die Marktbedürfnisse erfüllen zu können.Die Nachricht kam für alle Beteiligten überraschend. Intel stoppt die Auslieferung des i820-Chipsatzes. Als Grund werden technische Probleme bei einer Bestückung mit drei Rimm-Bausteinen angegeben. Darüber, wie lange sich die Markteinführung verzögern wird, gibt es keine Auskunft. Insider berichten aber, daß es sich um Monate handeln könnte.

Hinter vorgehaltener Hand wird die Intel-Begründung stark angezweifelt. "Es kann nicht sein, daß dieses Problem erst einen Tag vor dem geplanten Launch entdeckt wurde. Wahrscheinlich hat Intel aufgrund der mangelnden Akzeptanz des Chipsatzes die Handbremse gezogen", kommentiert ein Insider gegenüber ComputerPartner. Rambus gelte sowieso als teuer und mit den sprunghaft steigenden Speicherpreisen werde die neue Technologie für Integratoren immer uninteressanter.

Irgendwie scheint die gewaltige Maschinerie Intel aus dem Tritt gekommen zu sein. Stur hält der Marktführer an der These fest, daß nur RDRAM (Rambus) die einzig vernünftige Speichertechnologie der Zukunft sei. Der Markt bevorzugt aber zunächst den Schritt in Richtung PC133. Hinzu kommt, daß Intel nicht in der Lage ist, den BX-Chipsatz in ausreichenden Stückzahlen zu liefern. Kritiker vermuten dahinter eine von Intel geplante Verschwörung.

Es könnte jedoch auch sein, daß sich der Hersteller vollkommen verkalkuliert hat. "Die BX-Verknappung war nicht von langer Hand geplant", glaubt ein Insider. "Ansonsten würden bei Intel alle dieselbe Sprache sprechen, dies ist nicht der Fall. Entgegen den sonstigen Gepflogenheiten ist man dort sehr hektisch. Es sieht so aus, als ob hinter den Kulissen einiges schiefgelaufen ist."

Via füllt Lücken in der Produktlinie von Intel

Dem Mitbewerb kann das nur recht sein. Nachdem AMD mit dem Athlon nicht mehr nur länger im Low-End mitmischt, geht auch Via auf Konfrontationskurs. "Der BX-Chipsatz hat ein Vakuum kreiert", sagt Dean Hayes, Director of Marketing bei Via Technologies. "Und wir sind fest entschlossen, dieses zu füllen." In der Tat scheint Vias Apollo Pro 133A die einzige Alternative für den Markt zu sein.

Der Pro-133A-Chipsatz unterstützt einen FSB von 133 MHz, Ultra-DMA/66 und AGP 4x. Laut Hayes ist der Chipsatz in Kürze verfügbar. Bereits in der Massenproduktion befindet sich der Apollo Pro 133, der bis auf AGP 2x über die selben Eigenschaften verfügt. "Mit dem Pro133 bieten wir Integratoren, die bisher auf den 440-BX gesetzt haben, einen Migrationspfad. Der Pro133A erfüllt alles, was der i820 versprochen hat - ohne RDRAM-Kopfschmerzen", konstatiert Hayes. Mit dem "Apollo Promedia" bringt Via auch einen Chipsatz mit integrierter Grafik- und Audiofunktion auf den Markt. Der Hersteller will mit diesem Produkt eine Alternative für preiswerte PCs auf Sockel370-Basis bieten. Mitte des vierten Quartals folgt der "Promedia II" mit integriertem Savage-4-Grafikchip von S3.

Gespannt wartet der Markt auf die breite Verfügbarkeit des "Apollo KX133". Mit diesem Chipsatz soll dem Athlon endlich der Durchbruch gelingen. Der KX133 arbeitet mit einem Frontside Bus von 200 MHz und erlaubt den Einsatz von PC133-Speichermodulen und AGP-4x-Grafikkarten. "Wir werden im Oktober die ersten Athlon-Platinen mit Via-Chip- satz ausliefern", kommentiert Michael Thedens, Marketingleiter von Motherboard-Hersteller NMC, die Verfügbarkeit. (kfr)

Die Board-Hersteller wurden von Intels Aktion komplett überrascht: Datenblätter für die neuesten Motherboards waren schon fertig, als das Aus für den Chipsatz vom Branchenführer kam.

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