Die Kostenfalle: Ein PDA verschlingt jährlich bis zu 4.600 Euro

20.06.2002
Kleines Endgerät - große Kostenwirkung! Gartner-Analyst Philip Redman hat die Gesamtkosten (Total Costs of Ownership) für mobile Wireless-Geräte berechnet und ist auf die ungeheure Summe von bis zu 4.400 Dollar pro Anwender und Jahr gekommen. ComputerPartner fragte bei deutschen IT-Unternehmen nach, wie hoch sie die TCO für ihren eigenen Mobil-Pool und für ihre Kunden berechnen.

Anfang der Woche stellte der Analyst Philip Redman auf der Mobile Conference von Gartner in Kopenhagen seine Studie zu den tatsächlichen Kosten für den Einsatz mobiler Endgeräte in Unternehmen vor. Da sich PDAs, Communicators und Notebooks mit Wireless-Anbindung in den letzten Jahren vom schicken Manager-Spielzeug zum ernsthaften Business-Werkzeug entwickelt haben, werden sie nun auch verstärkt in Unternehmensstrukturen eingebunden. In vielen Fällen sehen die Entscheider in der Wirtschaft nach Ansicht von Redman aber weder die Vorteile noch die tatsächlichen Kosten im vollen Umfang. TCO wird oftmals vereinfacht dargestellt als die Summe der Kosten für Hardware, Software und anfallenden Service - aber da kommt noch viel mehr dazu. Beim Abschätzen der TCO für mobile Produkte erkannten die Gartner-Analysten, dass mit steigender Leistungsfähigkeit auch die Kosten steigen. Mit höherer Prozessorleistung kann das Gerät auch für mehr Anwendungen eingesetzt werden - und das führt zu steigenden Support- und Betriebskosten. Neben den typischen Kosten für mobile Endgeräte wie PDAs und Notebooks kommen zusätzliche und fortlaufende Kosten für die Wireless-Verbindung, was bei Gartner "wuchernde Kosten für Wireless" genannt wird.

Die TCO für ein Wireless-Gerät sind höher als für ein einfaches mobiles Gerät, da in den meisten Fällen Extra-Kosten für Hardware, Software und Service pro Anwender anfallen. Die Extrakosten für Software (Treiber, anwenderoptimierte Integration) und Service variieren. Der Durchschnitt liegt aber laut Gartner-Analyst Philip Redman bei 50 Dollar pro Monat. In einer Studie zu den laufenden PDA-Kosten "TCO for PDAs: Higher than expected" kam Gartner zum Schluss, dass die Unterhaltungskosten für ein PDA pro Anwender und Jahr bei rund 3.000 Dollar liegen. Nimmt man dann noch ein Wireless-Modem dazu, schnellen die Gesamtkosten auf 4.392 Dollar hoch. In dieser Relation ist ein integriertes Wireless-Modem mit 4.192 Dollar Kosten pro Mann und Jahr geradezu günstig. Der Preisunterschied entsteht laut Redman zum Beispiel durch geringere Hardware- und Treiberkonflikte.

Der Service schlägt bei den Grundkosten für Wireless WAN am stärksten zu Buche, können aber je nach Endgerätetyp stark variieren. Ein Standard-Handy mit Internetzugang verursacht viel weniger Kos-ten als ein Smartphone, bei dem der Support allein rund 55 Prozent der jährlichen Kosten ausmacht; beim Standard-Handy sind es 40 Prozent. Der Grund ist ganz einfach: Auf einem Standardtelefon laufen keine Extra-Applikationen, es ist normalerweise Thin-Client-basiert und für den Informationsaustausch auf den Zugang zu einem Netzwerk angewiesen.

Gelten diese Summen auch für Deutschland?

Die Befragten können diese Studie weitest gehend bestätigen. Beim Mobil-Disti Birkhold werden sowohl Notebook-PCs als auch PDAs mit Wireless-Access eingesetzt, "jedoch keine Handys mit Internetzugriff, da die Darstellung der Daten für unsere geschäftlichen Zwecke nicht ausreichend ist", wie Geschäftsführer Martin Birkhold erklärt. "Das Gerät an sich anzuschaffen, ist wirklich der kleinste Akt. Wenn man es dann als reinen PDA verwendet, bleiben die Kosten auch relativ gering, die dann danach anfallen. Ich würde diese auf maximal zehn Dollar pro Monat schätzen", so Birkhold weiter.

Wenn nun aber eine Wireless-Verbindung zu irgendwelchen Host-Computern stattfinden soll, dann ist seiner Meinung nach absolute Spitzenkenntnis vorausgesetzt und die Wartung sowie die ständige Aktualisierung der Software ein zwingendes Muss. Damit seien hier die nachträglich anfallenden Kosten wesentlich höher. Ein Unternehmen muss entweder einen IT-Spezialisten für dieses Thema im Hause haben oder aber ein anderes Unternehmen beauftragen, diesen Service zu übernehmen.

Die angesetzten Kosten von 50 bis 70 Dollar sind für Birkhold keinesfalls zu gering angesetzt, wobei er hier jedoch klar unterscheidet: "Es gab ja erst jüngst eine andere Studie zum Thema TCO bei den Handhelds, dort liegt Palm bei den TCO mit 40 Prozent unter Windows CE. Das resultiert daraus, dass der Anwender bei Windows CE selber viel extremer in den Konfigurationen herumändern kann und dann die Herren Administratoren es eben wieder für teures Geld richten müssen."

Auch Walter Daguhn, Geschäftsführer der RFI Mobile Technologies AG, findet die Gartner-Zahlen realistisch. Aus seiner Erfahrung heraus belaufen sich die Servicekosten in den ersten drei Jahren auf jeweils 2.400 Euro, der Support schlägt im ersten Jahr mit 500 Euro zu Buche, in den folgenden Jahren jeweils mit 250 Euro.

Laut Herbert Wenk, Unterneh-menssprecher der ehemaligen Compaq GmbH, sind "die Kosten pro Jahr und Mitarbeiter in Höhe von rund 3.500 Euro für den Betrieb eines "Wireless-Arbeitsplatzes" durchaus realistisch, wenn die gesamte Infrastruktur, ihr Aufbau und ihr Betrieb bei Abschreibungszeiträumen von rund drei Jahren berücksichtigt wird." Compaq stimmt auch der Aussage zu, dass die Fokussierung auf Projekte, die nachweisbaren Einsparungen und Prozessverbesserungen ermöglichen, durchaus attraktive "Pay-back-Zeiten" für diese Investitionen geben. Diese lägen in einer Größe von rund 14 bis 18 Monate.

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Die TCO für Wireless-Technologien schreckt wohl den einen oder anderen Kunden ab. Wer aber als IT-Fachhändler seine volle Kompetenz schon in der Beratungsphase zur Geltung bringt, gewinnt nicht nur Vertrauen, sondern eventuell sogar einen langfristigen und margenträchtigen Servicevertrag. (go)

Zur Startseite