Die Kunden sind praktisch schon vorhanden

02.05.2002

In Zukunft wird die ständig wachsende Zahl der Internetnutzer ihre Waren online bestellen, statt sich in ein Kaufhaus oder den Supermarkt um die Ecke zu bemühen. Nach verlustreichen Jahren erhalten dadurch auch die Anbieter von E-Shop-Lösungen neuen Auftrieb (siehe hierzu auch Seite 32). Marktforscher Gartner stellte gerade erst fest, dass die Europäer im vergangenen Jahr Waren für rund 66 Milliarden Euro über das Internet geordert haben. 2002 sollen es gar 97 Milliarden Euro werden, ein Viertel dieses Handelsvolumens entfällt dabei auf Deutschland. Auch wenn diese Zahlen lediglich ein paar Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes in Europa repräsentieren, so zeigen die Wachstumsraten von 48 Prozent, dass der Verkauf über das Internet funktioniert und sich zunehmender Beliebtheit erfreut.

Im vergangenen Jahr nutzten 28 Millionen Menschen das Internet. Bereits 2003 werden 47,7 Millionen Menschen durch den Gebrauch dieses Mediums zu potenziellen Online-Käufern. Die heutigen Jugendlichen und Kinder wachsen mit Computern und dem Internet auf. Diese Generation findet das Einkaufen über das Internet so normal wie jeder heutzutage das Telefonieren. In den zukünftigen Gehältern der heutigen Jugend steckt also ein enormes Potenzial für Online-Shops. Spätestens bis dahin hat sich auch die Frage des sicheren Bezahlens erledigt.

Trotz dieser erfreulichen Perspektiven darf einem Online-Shop allerdings eine klare Strategie nicht fehlen. E-Shops ohne Konzept haben weder heute noch in Zukunft Aussicht auf Erfolg. Viele vermitteln leider durch unlogische Menüsteuerung den Eindruck, ihre Kunden am Einkauf eher hindern zu wollen. Oder sie scheinen nicht genau zu wissen, wen sie mit ihrem Angebot ansprechen möchten. Deshalb sollte jeder Online-Händler genau überlegen, welchem Anbieter von E-Shop-Lösungen er seinen Laden anvertraut.

Ein oft genanntes Problem des Online-Handels ist der fehlende persönliche Kontakt zu den Kunden, worunter unter Umständen auch die Beratung leidet. Während das Kaufhaus um die Ecke dieses Dilemma jedoch scheinbar nie mehr in den Griff bekommen wird (hinter irgendeinem Regal kann man sich als Verkäuferin immer verstecken), gibt es für den Online-Handel mehrere Möglichkeiten, sich der Herausforderung zu stellen. Über telefonischen Support für beratungsintensive Produkte oder im Netz hinterlegte Zusatzinformationen lässt sich dieser Schwierigkeit begegnen. Jeder Shop-Betreiber mit ein wenig Fantasie und technischem Verständnis findet mit den einzigartigen Möglichkeiten des Internets einen Weg, seinen Kunden ausreichende Kaufberatung zu bieten.

Den Fehler, sich in einen Wettbewerb zu lokalen Ladengeschäften zu stellen, muss ein Online-Shop allerdings vermeiden. Es kommt nicht darauf an, einen Laden im Internet nachzuahmen oder sogar ausschließlich ins Internet zu verlagern, sondern vielmehr darauf, einen neuen, vielleicht vorerst zusätzlichen, Verkaufskanal anzubieten. Dabei müssen die spezifischen Möglichkeiten des Internets genutzt werden. Die Marketing-Strategien der Ladengeschäfte gelten hier nicht oder nur eingeschränkt. Dafür stehen im Web andere Möglichkeiten offen. Kein Geschäft der Welt besitzt die Macht, Kunden so genau zu beobachten und auf ihre Wünsche reagieren zu können wie ein Online-Shop. Wer die Verkaufsgesetze des Internets kennt und beachtet, kann den Online-Kunden dieser Welt in Zukunft (fast) alles verkaufen, und davon profitieren auch die Anbieter von E-Shop-Lösungen. Christine Robl

crobl@computerpartner.de

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