"Die Kundenzufriedenheit ist hoch"

04.05.2006
Ulrich Müller-Albring, Gesamtvertriebsleiter bei AVM, zieht im Gespräch mit ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen nach einem Jahr VoIP-Hype Bilanz.

Hat Voice over IP im Jahr 2005 Ihrer Meinung nach den postulierten "Durchbruch" geschafft?

Ulrich Müller-Albring: Wenn Sie mit VoIP die Internet-Telefonie über Breitbandanschlüsse meinen, dann auf jeden Fall! Wir haben 2005 über zwei Millionen Endgeräte verkauft, davon waren rund 65 Prozent VoIP-fähig. Beim Provider 1 & 1 beispielsweise hat sich die Zahl ins Festnetz terminierter IP-Telefonie-Minuten innerhalb eines Jahres von 25 Millionen auf über 300 Millionen im Monat erhöht. Ich denke, diese Zahlen sprechen für sich.

Zu Beginn des Booms gab es vor allem Diskussionen über Qualität und Verfügbarkeit. Wie gut ist IP-Telefonie heute?

Müller-Albring: Wenn es um Internet-Telefonie geht, ist die Kundenzufriedenheit enorm hoch. Die Provider haben massiv investiert. Wir werten die Verfügbarkeit der Netze regelmäßig aus und haben einen sehr guten Eindruck von der VoIP-Qualität bei den großen Providern.

Was ist mit der Sicherheit? Themen wie Abhören, Virengefahr oder Spam over Internet Telephony (SPIT) beschäftigten ja eine ganze Weile die Medien.

Müller-Albring: Ich kann keine Sicherheitsprobleme erkennen, die durch die Internet-Telefonie entstehen. Um ein VoIP-Telefonat abzuhören, ist mehr kriminelle Energie nötig als bei der herkömmlichen Telefonie. Schadcode lässt sich über unsere Anlagen nicht per VoIP auf einen Rechner schleusen, da Daten- und Sprachverkehr physikalisch getrennt sind. Und von SPIT habe ich bisher nur gelesen, aber noch nichts gehört.

Welche Rolle wird der Channel in Zukunft bei der Vermarktung von Internet-Telefonie spielen?

Müller-Albring: Die Beratungs- und Fachkompetenz des Fachhandels wird bei der Breitband-Vermarktung zunehmend eine Rolle spielen. Der Kundenanteil, der sich direkt ansprechen lässt, ist weit gehend versorgt. Deshalb werden Zielgruppen, die Beratung brauchen und Fragen haben, bevor sie sich zum Kauf entscheiden, immer wichtiger. Und die sind nur über den Fachhandel zu erreichen.

Ist der Händler bei der Breitband-Vermarktung nicht im Nachteil gegenüber den Providern, die attraktive Bundle-Angebote schnüren können?

Müller-Albring: Wir haben mit "DSL direkt" den Fachhandel in die Lage versetzt, dieselben Angebote wie die Provider zu machen. Er kann Produkte für null Euro verkaufen und trotzdem noch ordentlich Marge machen.

Wie nimmt der Fachhandel dieses Angebot an?

Müller-Albring: Wir verkaufen über diesen Kanal jeden Monat im oberen vierstelligen Bereich Anschlüsse - Tendenz steigend. Und allein im ersten Quartal dieses Jahres sind nur über den Fachhandel mehr als 250.000 Internet-Access-Produkte von AVM verkauft worden - Tendenz ebenfalls steigend. Wir werden das Thema ausbauen - beispielsweise mit Shop-in-Shop-Systemen für die DSL-Vermarktung am POS. Mit dem VoIP-Gateway, das wir demnächst auf den Markt bringen, hat der Händler außerdem ein Instrument, kleinere und mittlere Unternehmen mit Internet-Telefonie zu versorgen - ein Klientel, das zu 100 Prozent fachhandelsaffin ist.

Hat sich durch den Erfolg von VoIP etwas an der Kluft zwischen TK- und IT-Händlern geändert?

Müller-Albring: Die Diskussion, ob TK-Händler Datenprodukte und IT-Händler TK-Anlagen verkaufen sollen, gibt es schon seit vielen Jahren. Das war immer reine Theorie. Jetzt ist mit erfolgreichen Produkten wie der Fritz Box Fon WLAN 7170 die Konvergenz beim Kunden angekommen. Damit erschließt sich die Konvergenz innerhalb der Händlerlandschaft von ganz alleine.

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