Die Mini-Festplatte: Kleiner ist feiner

08.07.2004
Nach der Unterhaltungselektronik schicken sich die Festplatten an, auch die mobilen Geräte zu erobern.MP3-Player mit integrierter Harddisk sind heute schon der Renner. Weitere Miniaturisierung soll aber auch den Einsatz in PDAs und sogar Handys erlauben. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Als die Festplatte 1956 als Nachfolger der Lochkarten eingeführt wurde, konnte sich niemand vorstellen, dass diese Speichersysteme einmal in tragbaren Geräten zum Einsatz kommen würden. Heute, fast 50 Jahre später, sind die Platten auf Minimaße geschrumpft, während die Speicherkapazität pro Quadrat-Inch um das 36.000fache gesteigert werden konnte.

Hitachi Global Storage Systems baut zusammen mit IBM die kleinsten Massenspeicher der Welt. Aufgrund ihrer nun wirklich minimalen Abmessungen finden sich überall neue Einsatzmöglichkeiten. Neben dem klassischen Einsatz in Computersystemen halten die Plattenspeicher jetzt auch Einzug in die Unterhaltungselektronik, den Automobilbau sowie bei Digitalkameras und werden demnächst sogar auch in Handys zu finden sein. Zurzeit erleben MP3-Player mit integrierter Festplatte einen richtigen Boom. Nur eine Festplatte kann die hohe Kapazität bei vertretbaren Kosten bieten. Aus diesem Grund verdoppelt Hitachi die Produktionskapazität von 1-Zoll-Microdrives mit vier GByte von 30 Millionen auf 60 Millionen Stück.

Mitbewerb ist gut

Dass nun auch Seagate in den Bereich der Microdrives mit 1- und 1,8-Zoll-Platten aktiv wird, findet Robert Holleran, General Manager für 1,8 und 2,5-Zoll-Festplatten bei Hitachi Global Storage, gut.

"Große OEMs, die diese Miniplatten verbauen, sind immer auf der Suche nach einem Zweitlieferanten", erklärt er. "Und durch den Einstieg von Seagate in dieses Segment bekommen sie eine gute Ausweichadresse," führt er weiter aus.

Deshalb werden nun auch weitere OEMs in die Produktion von Minigeräten mit Festplatten einsteigen, glaubt Holleran. Er sieht die Festplatte neben den Geräten der Unterhaltungselektronik auch in modernen Küchengeräten. "Letztens hat mich ein Hersteller von Cappuccino-Maschinen angesprochen", erzählt er, "der unsere 40-GB-Platte in seine Maschinen einbauen will". Die Festplatte soll dabei aber nicht zum Abspielen von Musik genutzt werden. Sie dient einzig und allein dazu, Daten über die Maschine zu speichern.

Solche Anwendungen sind heute noch Sonderfälle, aber Holleran ist sich sicher, dass der nicht traditionelle Markt in den nächsten Jahren weiter stark wachsen wird. In Autos sind Festplatten heute schon Realität. Die dabei aufgetretenen Probleme konnten beseitigt werden. Die größte Schwierigkeit, die es zu meistern galt, war nicht die Schockresistenz, sondern der geforderte große Temperaturbereich. Die nun eingesetzten Festplatten arbeiten im Bereich von minus 20 bis plus 85 Grad stabil. In ersten Testphasen wurden die Platten in Taxis, Bussen und Ambulanzen eingebaut. Dort übernehmen sie die Speicherung wichtiger Fahrzeug- und Streckendaten, ähnlich der Blackbox in Flugzeugen. Bald sollen die Platten auch in Nobelkarossen eingesetzt werden.

Meinung des Redakteurs

Mit der fortschreitenden Miniaturisierung erobern Festplatten immer neue Bereiche. Denn der Speicherplatz ist um einiges billiger als beim Flash-Speicher. Mit neuen Schockabsorbern sind die heutigen Platten nicht mehr so empfindlich wie ihre früheren Kollegen, sodass sie bald auch in Handys zu finden sein werden.

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