Die Motherboard-Hersteller haben sich viel vorgenommen

13.04.2000
So ziemlich alle Motherboard-Hersteller aus Taiwan schreiben sich für dieses Jahr Wachstumszahlen von 30 bis über 55 Prozent auf die Fahne. Fragt sich nur, womit sie wachsen wollen. Denn der PC-Markt gibt gerade mal 15 bis 20 Prozent her.

Asus hat sich laut President Jonny Smith gleich 55 Prozent vorgenommen (siehe Tabelle). Ob das dem weltgrößten Hersteller gelingen wird, ist für George Linardatos, Niederlassungsleiter bei Transcend, recht zweifelhaft: "Abgesehen von dem hohen Preis der Asus-Boards ist dieses Wachstum bei einem solchen Riesen nur schwer realisierbar. Bei einem kleinen Hersteller wie uns schon eher. An die 50 Prozent könnten wir dieses Jahr schon schaffen."

Mit 22 Prozent eher bescheiden gibt sich dagegen der chinesische Hersteller Legend QDI, der sich mit 300.000 bis 350.000 Motherboards pro Monat schon unter den ersten Fünf weltweit sieht. Für einen Mitarbeiter der deutschen QDI-Niederlassung in Hamburg ist auch schon klar, wohin die Marktführer aus Taiwan wachsen wollen: "Die schielen alle nach China. Aber da haben wir schon die Nase vorn und sind bei PCs mit mehr als 20 Prozent Marktanteil eindeutig die Nummer eins."

An ein Wachstum in neue Bereiche wie Information Appliances, Settop-Boxen und Net-PCs, denen die Marktforscher eine glorreiche Zukunft voraussagen, glaubt indes noch keiner so richtig. Denn viel Umsatz ist mit den hierfür verbauten Flex-ATX-Boards nicht herauszuholen.

Alles neu macht der Mai

Viel interessanter sind da schon die für den Athlon entwickelten Boards mit Via-KX-133-Chipsatz sowie der als Intel-BX440-Nachfolger anvisierte Solano-Chipsatz für den Massenmarkt. Beide sollen noch in der ersten Jahreshälfte bei allen Herstellern verbaut werden. Zunächst hat AMD jedoch die Nase vorn, denn die ersten Motherboards mit Via-KX-Chipsatz sind schon im April auf den Markt gekommen, während der Solano nicht vor Ende des zweiten Quartals erwartet wird. Marktkenner sind sich einig: Durch die Verzögerungen bei Intel konnte AMD kurzfristig einen Marktanteil von 30 Prozent gewinnen, jedoch wird sich dieser Anteil in der zweiten Jahreshälfte wieder bei 20 Prozent einpendeln. Das Vertrauen in Intel ist allerdings tief erschüttert. Denn noch zweifeln viele Hersteller aus Taiwan, ob es dem Chip-Riesen gelingen wird, im vierten Quartal den "Willamette" getauften Pentium IV mit 1,5 Gigahertz auf den Markt zu bringen, um damit AMD und Via weit hinter sich zu lassen. Gebrannte Kinder scheuen eben das Feuer.

Doch nicht nur von AMD, auch von anderer Seite gerät Intel unter Druck. Denn die Firma Micron hat mit Samurai einen von Via bereits lizenzierten Chipsatz entwickelt, der Speichermodule mit Double Data Rate (DDR) bis 266 Megahertz unterstützt und mit 2,1 Gigabyte pro Sekunde mehr Bandbreite bietet als der Intel-820-Chipsatz mit dem teuren Rambus. Im nächsten Jahr soll schon DDR 2 folgen und damit den Rambus auch auf dem Workstation-Chipsatz Intel 840 schlagen.

Derweil ist Intel früher als ursprünglich erwartet mit dem Umstieg von Slot 1 auf die neue Sockel-Bauweise FC-PGA fertig. Die ersten Boards für den Coppermine sollen bereits lieferbar sein. (kh)

Zur Startseite