Christian Buchholz auf dem ChannelPartner Kongress, 7.+ 8. September

Die nachhaltige Transformation und welche Rolle IT-Dienstleister dabei spielen

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Für viele IT-Dienstleister ist „Nachhaltigkeit“ noch ein reines Marketingthema. Warum das Thema auch große Auswirkungen auf ihre Unternehmen und die Geschäftsmodelle ihrer Kunden haben werden, schildert Christian Buchholz in seiner aufrüttelnden Keynote auf dem ChannelPartner Kongress am 7. September.

Gerade ist Ihr neues Buch "Das große Handbuch Digitale Transformation" erschienen - es ist wieder einmal auf Anhieb ein Bestseller. Was hat Sie zu diesem Buch motiviert? Schließlich gibt es doch schon zahllose Publikationen zu diesem Thema…

Christian Buchholz: Vor 4 Jahren haben wir "Das große Handbuch Innovation" veröffentlicht mit 555 beschriebenen Methoden für bessere Innovationsprojekte. Mittlerweile kommt kein Innovationsprojekt mehr ohne digitale Bestandteile aus, daher war für uns ein logischer Schritt einen Nachfolger zu schreiben, der bei der Umsetzung digitaler Projekte unterstützt. Im Vergleich zu anderen Büchern konzentrieren wir uns dabei auf die konkrete Arbeitssituation vor Ort. Der Fokus liegt auf der Frage: Welche Methoden helfen dabei, dass Menschen gemeinsam im Team gute Ideen entwickeln und umsetzen können?

Christian Buchholz, Redner, Trainer und Veränderungsexperte
Christian Buchholz, Redner, Trainer und Veränderungsexperte
Foto: Christian Buchholz

Woran erkennen Sie beim Erstkontakt mit einem Unternehmen, ob es innovativ ist?

Christian Buchholz: Ein Indiz ist sicher ein Produktportfolio, in dem neue Technologien und Entwicklungen stattfinden. Ansonsten merkt man es sehr schnell an der Kommunikation, insbesondere an der Art und Weise wie mit neuen Ideen umgegangen wird. Wenn Mitarbeiter begeistert von neuen Produkten und Möglichkeiten erzählen, ist dies in der Regel ein positives Zeichen.

Gibt es umgekehrt Merkmale, die Ihnen sofort signalisieren, dass ein Unternehmen festgefahren ist, auch wenn es sich mit hippem Marketing innovativ schmückt?

Christian Buchholz: Interessanterweise habe ich oft erlebt, dass Unternehmen, die am häufigsten Innovations-Buzzwords wie "Design Thinking" oder "Agilität" nutzen, in der Umsetzung deutliche Probleme haben. Wer Innovation nur als Seminarprogramm betrachtet und nicht an der Kultur und Denkhaltung in der Organisation arbeitet, wird den eigenen Marketingversprechen nicht gerecht.

IT-Dienstleister kämpfen seit vielen Jahren damit, für die hohe Nachfrage nach ihren Diensten genügend Personal zu finden und parallel den Wandel vom klassischen Projektgeschäft zu wiederkehrenden Managed- und Cloud-Services zu bewältigen. Innovations-Strategien zu entwickeln braucht Zeit - das knappste Gut. Wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

Christian Buchholz: Viele Menschen gehen an das Thema Innovation heran mit dem Gedanken "Wenn wir mal wieder Zeit haben, dann kümmern wir uns darum". Ich verrate hier ein Geheimnis: Dieser Zeitpunkt wird in unserer überlasteten Arbeitswelt niemals kommen.
Wenn ich möchte, dass mein Unternehmen innovativer wird, muss ich mir Zeit für die gemeinsame Innovationsarbeit blocken. Dies braucht zu Beginn aber keine hohe Belastung zu sein. Wenn ein Unternehmen beginnt, sich mit dem Thema Innovationskultur zu befassen, sind z.B. zwei Stunden pro Woche gemeinsames Arbeiten an Innovationsthemen viel besser als ein ganzer Tag einmal im Monat.

Wenn Zeit und Personal knapp sind, und womöglich der Umsatz nicht im Zielbereich liegt, rückt das Thema Innovation in den Hintergrund. Schließt sich beides wirklich aus? Inwiefern ist gerade eine solche Situation prädestiniert, sich mit Innovation zu befassen?

Christian Buchholz: Natürlich steht der Kunde oder der Erfolg des aktuellen Projekts in diesen Zeiten im Fokus. Schwierig wird es jedoch, wenn diese Situation zum Dauerzustand wird. Gerade dann ist es am wichtigsten, sich Zeit für die Entwicklung neuer, innovativer Lösungen zu nehmen, um aus diesem Hamsterrad auch wieder herauszukommen. Innovationsmethoden können ja z.B. genutzt werden, um neue Ideen für diese Herausforderungen zu entwickeln.
Mir fällt das eine alte Erzählung ein, in der ein Holzfäller gefragt wird, warum er mit einer stumpfen Axt den Baum fällt, wo er doch mit einer scharfen Axt viel schneller arbeiten könnte. Er antwortete gehetzt "Ich habe keine Zeit zum Schleifen". Genau dieses Verhalten erlebe ich in vielen Unternehmen.

Sie haben viele Unternehmen in unterschiedlichsten Ländern bei ihrer digitalen Transformation und dem Wandel ihrer Organisationen unterstützt und begleitet. Was sind die größten Stolpersteine oder Missverständnisse auf diesem Weg des Wandels und welche 3 -5 Punkte oder Fragen sind entscheidend, um diese Steine aus dem Weg zu räumen?

Christian Buchholz: Viele Unternehmen fokussieren sich auf Teilbereiche der digitalen Transformation. Häufig sind dies z.B. die Prozessdigitalisierung oder neue digitale Produkte. Die digitale Transformation umfasst allerdings viel mehr. Dazu gehören grundlegende Veränderungen der Arbeitsumgebung, die Beschleunigung der Kommunikation und nicht zuletzt auch eine Wertediskussion wenn es z.B. um ein Thema wie künstliche Intelligenz geht.

Entscheidende Fragen sind:

  • Wie sorge ich dafür, dass ich neue Kundenbedürfnisse schnell erkennen und passende Angebot entwickeln kann?

  • Wie schaffe ich in meinem Unternehmen eine Kultur der Neugier und Freude an der aktiven Gestaltung der Zukunft?

  • Wie kann ich dafür sorgen, dass Lernen zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmenskultur wird?

  • Und eine Frage, die eine hohe Relevanz hat: Wie sorge ich dafür, dass unsere Organisation nachhaltig und umsichtig mit den Ressourcen des Planeten umgeht?

Sie sind auch Gesellschafter des Verrocchio Institute for Innovation Competence. Wofür steht dieses Institut, welche Ziele verfolgt es?

Christian Buchholz: Das Institut wurde nach Andrea del Verrocchio benannt, der ein wichtiger Künstler der Renaissance war, aber noch mehr Bekanntheit erlangte als der Lehrer von Leonardo da Vinci, einem der größten Innovatoren der Geschichte.
Wir haben uns als Ziel gesetzt, die Erneurer der heutigen Zeit auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Dazu bieten wir Innovationswissen, methodische Unterstützung und umfassende Weiterbildungen.

Auf dem ChannelPartner Kongress am 7. und 8. September in Düsseldorf werden Sie in Ihrer Keynote der Frage nachgehen, welche Rolle IT-Dienstleister für eine nachhaltige Transformation ihrer Kunden spielen. Worauf werden Sie besonders eingehen?

Christian Buchholz: Viele Unternehmen stecken noch mitten in der digitalen Transformation, dies wird auch sicherlich das Geschäft der IT-Dienstleister in den nächsten Jahren prägen. Parallel dazu werden die Auswirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung in naher Zukunft eine teilweise radikale Veränderung von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten notwendig machen. Digitalisierung wird auch hier eine große Rolle spielen, aber nur für IT-Dienstleister, die sich frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen und auch in ihrer eigenen Organisation nachhaltiges Denken verankert haben.

An welcher Stelle, bei welchem Gedanken erwarten Sie sich Widerspruch seitens der Teilnehmer?

Christian Buchholz: Bei vielen Teilnehmern wird das Thema Nachhaltigkeit keine Priorität in ihrem Business haben.

Warum?

Christian Buchholz: Für viele ist das Thema Nachhaltigkeit noch ein reines Marketingthema, sie sehen nicht die großen Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen und die Geschäftsmodelle ihrer Kunden. Ich hoffe, dass ich in meinem Vortrag einige Impulse setzen kann, damit sich hier das Bewusstsein ändert.

Wir sind jetzt schon ganz gespannt auf Ihren Vortrag, am 7. September in Düsseldorf!

Christian Buchholz hat 17 Jahre Erfahrung als Redner, Trainer und Veränderungsexperte und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Er hat bereits in 21 Ländern gearbeitet. Als dreifacher Entrepeneur kennt er die Herausforderungen von Startups und ist ebenso in der Gedankenwelt von Großkonzernen zuhause. Als Gesellschafter des Verrocchio Institute for Innovation Competence hat er Zugriff auf aktuelles Know-How aus Forschung und Praxis.

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