Die nächste Runde im Normenstreit: die aufnehmbare DVD

04.06.2000
Nach einem Jahr der Harmonie unter den DVD-Anbietern bricht nun der nächste Normenstreit vom Zaun. Diesmal geht es um die aufnehmbare Silberscheibe.

DVD wird der maßgebliche Standard bei Massenspeichern, da beißt die Maus keinen Faden ab. Doch wie schon das Normen-Hick-Hack zur Standardisierung bei den Abspielgeräten gezeigt hat, kann der Weg dahin äußerst steinig sein. Erstaunlich genug, dass DVD überhaupt zu einem solchen Höhenflug gekommen ist, nachdem sich die Branche vor etwa zwei Jahren einen ebenso kräftezehrenden wie sinnlosen Kampf um einen einheitlichen Standard geliefert hat. Dass man aus Schaden eben doch nicht klug wird, beweist die herstellende Industrie nun aufs Neue, wenn es um eine einheitliche Norm für die aufnehmbare DVD geht.

Zum Wettstreit angetreten sind:

- DVD-RW:

Um die treibende Kraft Pioneer scharen sich die Anbieter Hitachi, JVC, Kenwood, LG, Mitsubishi und Sharp. Auf einer aufnehmbaren DVD können 4,7 Gigabyte an Daten gespeichert werden. Das Speicherformat ist mit reinen DVD-Playern kompatibel und zeichnet im Videobereich nach dem Mpeg-2-Verfahren und im Tonbereich mit Dolby Digital auf.

- DVD+RW:

In diesem Konsortium konnte Philips die Hersteller Hewlett-Packard, Ricoh, Sony, Thomson und Yamaha überzeugen, sich für ein von dem oben genannten DVD-RW-Standard nur in Feinheiten unterschiedliches Aufzeichnungsformat zu entscheiden.

- DVD-RAM:

Panasonic favorisiert mit den Partnern A-Open, Hitachi (auch Mitglied bei DVD-RW), Samsung und Toshiba ein DVD-Aufzeichnungsmedium mit Cartridge, das dadurch nicht kompatibel mit anderen Playern, aber ebenfalls mit 4,7 GB Speichervolumen und Mpeg2- sowie Dolby-Digital-Format ausgestattet ist.

Abwärtskompatibilität ist Trumpf

Die Allianz um Philips hebt hervor, dass ihr Standard die natürliche Evolution des erfolgreichen CD-RW-Formates sei und somit einen wichtigen Schritt beim Übergang von der CD zur DVD darstelle. Nicht zuletzt durch die zugkräftigen Partner HP und Sony wird diesem Format von Marktexperten die größte Chance auf Durchsetzung eingeräumt. Als kaum zu überbietender Vorteil schlägt dabei die volle Abwärtskompatibilität zu den Formaten CD-ROM, CD-Audio, CD-R, CD-RW und DVD-Video zu Buche. "Wir unterstützen ein Format, welches die Investition des Kunden sichert, was Software und Hardware anbetrifft", sagt dazu John Spofford, verantwortlich für den Personal-Storage-Bereich bei Hewlett-Packard.

Ähnlich wie schon bei den reinen DVD-Abspielern wird der Kaufimpuls bei den Brennern durch den Heimbereich kommen. Fast alle Hersteller haben serienreife Geräte zum Anschluss an Fernseher und Hifi-Anlage im Portfolio oder in Japan sogar bereits im Handel (Pioneer mit dem "DVR-1000"). Der Siegeszug der Geräte dürfte vor allem als Ersatz der VHS-Videorekorder einsetzen.

Beim Streit um den neuen Aufnahme-Standard geht es jedoch weniger ums Image als um das liebe Geld. Die Hersteller werkeln bereits seit Jahren an der aufnehmbaren DVD und ließen sich dabei jeden erreichten Entwicklungsschritt per Patent schützen.

Wenn nun ein anderer Anbieter eine bereits patentierte Technologie für sein eigenes Produkt nutzen will, muss er dafür eine nicht unerhebliche Lizenzgebühr berappen. Daher sind die Unternehmen natürlich darauf erpicht, ihre eigenen Standards am Markt durchzusetzen.

Doch eines gilt für alle neuen Formate. Was zum Standard wird, entscheidet letztendlich der Kunde und nicht der Hersteller. Somit kann die Empfehlung für den Handel nur lauten, den Kunden ausführlich und über die verfügbaren Formate aufzuklären und ihm die Wahl selbst zu überlassen. (akl)

www.panasonic.de

www.philips.de

www.sony.de

Zur Startseite