Die neue Vobis-Führung räumt kräftig auf

20.08.1998

Vor lauter Getöse um den Eigentümerwechsel bei der Vobis-Gruppe ist der Austausch nahezu des kompletten Vorstands fast völlig unbeachtet geblieben. Nicht nur ging der bisherige Vorstandschef und Lieven-Nachfolger Gert Hügler nach insgesamt achtjähriger Betriebszugehörigkeit, während der er seit Anfang 1997 an der Spitze des Unternehmens stand, von Bord. Mit Ruud van Nispen (Vertrieb) und Willy Weck (Finanzen) packten zwei weitere Vorstände ihre Koffer. Dafür ist Vobis jetzt fest in den Händen ehemaliger Maxdata-Manager: Vorstandschef Joachim Gut und Armin von Buttlar, verantwortlich für Finanzen, beide erst seit Anfang dieses Jahres in Würselen tätig. Zudem übernimmt Maxdata-Oberhaupt Holger Lampatz den Vorsitz des Aufsichtsrates. Gespräche mit Kandidaten für das Vorstandsressort Vertrieb und Marketing sind nach Angaben von Gut kurz vorm Abschluß.Der neue Vobis-Chef hat sich für seine Aufgabe vor allem durch seine erfolgreiche Sanierung der Peacock AG im letzten Jahr empfohlen. Zudem eilt Gut der Ruf als exzellenter Einkäufer voraus. Daß Gut zusammen mit den Unternehmensspitzen der CHS-Gruppe bereits vor dem offiziellen Abschluß des Verkaufs der Vobis-Gruppe an den amerikanischen Distributor ein neues Konzept vorlegt (siehe Interview Seite 10), zeigt, daß die Uhren in Würselen jetzt wieder sehr schnell ticken.

Der wesentliche Faktor in der Vobis-Neustrukturierung ist die Verlagerung der Verantwortung für die Fertigung an Maxdata in Marl. Damit positioniert sich Vobis als reinrassiges Einzelhandelsunternehmen. Dieser Schritt ist zum einen nötig, um einen möglichen Verkauf von Vobis zu erleichtern. Zum anderen kann sich Gut damit auf das Kerngeschäft, den Vertrieb an die Endkunden, konzentrieren.

Eine weitere wesentliche Entscheidung besteht darin, daß es keine Vobis-eigenen Filialen mehr geben wird. Die momentan 76 in Deutschland bestehenden Filialen sollen entweder in das Franchise-System eingebunden oder aber zu Superstores ausgebaut werden. Lediglich in drei Fällen sind derzeit Schließungen eigener Vobis-Filialen vorgesehen.

Der Hintergrund für diese Entscheidung ist neben der Kostenreduzierung das Bestreben, das Management vor Ort entweder als Franchise-Nehmer oder als Minderheitsgesellschafter (bis zu 25 Prozent an den Superstores) stärker in die unternehmerische Verantwortung einzubinden. Das alles klingt so plausibel, daß man sich fragen muß, warum die "Leute mit Ideen" (langjähriger Vobis-Slogan) nicht schon früher darauf gekommen sind.

Mit einer Fläche von jeweils 8.000 bis 10.000 Quadratmeter wird die Ausstellungsfläche der geplanten 70 bis 80 Superstores fast zehnmal so groß sein wie die Computerabteilungen von Media-Markt und Saturn. Nur so glaubt Vobis gegen den enormen Vorteil der ehemaligen Schwester im Metro-Konzern (alles unter einem Dach: braune, weiße und graue Ware) bestehen zu können. Dann muß aber auch das Sortiment stimmen: Nur wenn der Anwender alles, was er im Computerbereich braucht, im Vobis-Superstore findet, geht dieses Konzept auf. Damian Sicking

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