Handel in Zeiten von Inflation und Lieferkettenproblemen

Die Omnichannel-Zwickmühle

Andreas Nierlich ist Director Retail DACH bei Blue Yonder.
Die Welt im Umbruch: Rohstoffknappheit, gestörte Lieferkette und Fachkräftemangel - der Handel steht vor nie gekannten Herausforderungen.
Same Day Delivery ist für Kunden komfortabel, kostet die Händler aber sechsmal so viel wie andere Zustellungsarten.
Same Day Delivery ist für Kunden komfortabel, kostet die Händler aber sechsmal so viel wie andere Zustellungsarten.
Foto: Africa Studio - shutterstock.com

Nach einer Pandemie, einem havarierten Frachter, Container-Knappheit und Staus vor Häfen hätte man meinen können, es kehre nun endlich Ruhe ein in die gebeutelte Welt der Lieferketten. Aber weit gefehlt: zusätzlich zum Krieg in der Ukraine sind immer weiter steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie Material- und Personalknappheit Treiber einer Inflation, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben.

Obwohl Verbraucher dadurch so verunsichert sind wie nie, haben sie nach wie vor hohe Ansprüche an die Verfügbarkeit von Waren, kostenlose und schnelle Lieferung, Nachhaltigkeit und den Preis. Dass gerade Deutschland als das Land der Preisbewussten gilt, ist nicht neu. In Zeiten hoher Inflation zeigt sich diese Eigenschaft noch deutlicher.

Dem steht ein Handel gegenüber, der in Zeiten von Inflation und Lieferkettenproblemen seine Materialpreise im Griff behalten und wissen muss, ob er überhaupt Waren bekommt, um seine Regale zu füllen - ob digitale oder physische Regale sei dabei dahin gestellt.

Digitale Absatzwege - kostspielig aber schnell

Der Online-Handel hat in Deutschland in allen Branchen an Fahrt aufgenommen. Dementsprechend vielfältig ist die Online-Shopping-Landschaft hierzulande. Für Händler bedeutet dies noch mehr Druck. Denn Online ist aufgrund der Lieferkosten der kostspieligste Absatzkanal. Außerdem vertreiben viele Hersteller ihre Waren über eigene Webshops und werden somit selbst zu Händlern und Wettbewerbern.

Im Lebensmittelbereich etablieren sich nach und nach Quick-Commerce-Anbieter, die ihren urbanen Kunden Lieferung binnen weniger Minuten versprechen. Ihnen kommt der Trend entgegen, dass viele Verbraucher nicht mehr für eine ganze Woche einkaufen, sondern nur noch pro Mahlzeit shoppen gehen. Natürlich stehen all diese Händler, egal ob es sich um Lebensmittelhändler oder Non-Food-Anbieter handelt, im Schatten von Amazon, dem unangefochtenen Marktführer im Online-Handel.

Individualisierung im Omnichannel

Händler, die sich in diesem komplizierten Umfeld abgrenzen wollen, müssen also eine Kundenerfahrung bieten, die ein individuelles Omnichannel-Erlebnis ermöglicht. Die Händler befinden sich in einer Zwickmühle: Sie müssen einerseits die Erwartungen der Kunden an Komfort und Preis abbilden, andererseits die eigene Marge im Blick behalten. Ein Beispiel: Same Day Delivery ist für Kunden komfortabel, kostet Händler aber sechsmal mehr als andere Zustellungsarten.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt wie so oft in der richtigen Planung. Händler müssen die richtige Ware dort haben, von wo aus sie leicht zum Endkunden gelangen kann. Dies kann per Lieferung erfolgen, aber auch über persönliches Abholen in einem Geschäft. Eine mögliches Szenario ist, dass Kunden eine Ware online bestellen und angezeigt bekommen, in welchem Geschäft in ihrer Nähe sie die Artikel abholen können, wenn sie dies wünschen. Genauso kann ein Umtausch funktionieren. Kunden geben Ware im Geschäft zurück und der neue Artikel wird schnellstmöglich geliefert.

Gute Planung: Das A und O im Handel der Zukunft

Dies funktioniert nur, wenn die Ware zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar ist. Die Warenverfügbarkeit so zu planen, dass die Artikel immer dann dort sind, wo Kunden sie nachfragen, erfordert fortschrittliche Planungslösungen, die bestenfalls auch KI-gesteuert sind. Mit einer solchen Lösung lässt sich auch der ideale Preis prognostizieren, den Konsumenten wahrscheinlich bereit sein werden zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen Artikel zu bezahlen.

Natürlich funktioniert all das nur, wenn Händler die benötigte Ware auch bekommen - zu einem für sie vertretbaren Preis. Damit sind wir bei einer Problemstellung, die eng mit der End-to-End Supply Chain zusammenhängt. Eine ganzheitliche Lösung, die Sourcing, Transport, Weiterverarbeitung und auch die letzte Meile in die Filiale, einen Dark Store oder direkt zum Kunden, abbildet, ist hier zu empfehlen. So lässt sich die gesamte Lieferkette über ein Tool im Blick behalten.

Sind digitale Planungs-Tools der Weg aus der Omnichannel-Zwickmühle? Sie helfen Händlern auf jeden Fall, dem gesteigerten Bedürfnis der Kunden nach Komfort, Geschwindigkeit, Nachhaltigkeit und Preis gerecht zu werden. Sie ermöglichen effiziente Automatisierung und tragen so maßgeblich dazu bei, das Omnichannel-Einkaufserlebnis individuell, wirtschaftlich und persönlich darzustellen. So setzen sich Händler erfolgreich vom Wettbewerb ab.

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