Die Palastrevolution: Retail-Marken überrollen A-Brands

13.02.2003
Das vierte Quartal 2002 sorgte für viel Freude im Notebook-Markt. Immerhin konnte nach Angaben des Marktforschers Gartner Dataquest ein Superplus von über 50 Prozent bei den Stückzahlen erreichtwerden. Es profitierten aber nur einige wenige Hersteller davon.

Das Weihnachtsquartal 2002 sorgte schon im deutschen PC-Markt für massiven Wirbel (siehe ComputerPartner 06/03, Seite 14). So richtig rund ging es aber im deutschen Notebook-Markt. Immerhin wuchs die Zahl der verkauften Stückzahlen um sagenhafte 53,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Richtig spannend war die Frage, welcher der Anbieter am meisten davon profitierte. Und da gab es einige Überraschungen.

Von null auf Platz eins katapultierte sich nämlich der Promotionanbieter Medion - mehr oder weniger - mit einer einzigen Aldi-Aktion und nahm dem Retail-Anbieter Gericom den erst kurz zuvor eroberten Thron wieder weg. Auch Acer sorgte zum zweiten Mal in Folge für Aufregung. Der taiwanische Markenanbieter verbesserte sich dank eines Wachstums von mehr als 130 Prozent gleich um vier Plätze auf Rang drei. Damit blieben dem deutschen Marktführer Fujitsu Siemens Computers und dem ehemaligen Notebook-Primus Toshiba trotz guter Zuwächse von bis zu 62 Prozent nur noch die Ränge vier und fünf. Immerhin, FSC konnte nach längerer Retail-Abstinenz deutliche Zuwächse verbuchen und sich vom fünften auf den vierten Platz verbessern.

Sehr tief, und zwar vom zweiten auf den sechsten Rang, rutschte Hewlett-Packard ab. Hier spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle: HP kämpft immer noch mit den Nachwehen der Fusion mit Compaq, die Handelspartnerlandschaft wurde erst kürzlich radikal auf den Prüfstand gesetzt, und unlängst gab das texanische Unternehmen zahlreichen Distis den Laufpass. Diese Vakanzen nutzte übrigens Acer aufs Beste und konnte somit nicht nur seine Retail- sondern auch seine Fachhandelspräsenz massiv aufstocken.

Der Retail-Boom macht es nicht nur dem Fachhandel schwer, auch Direktanbieter Dell musste sich dieses Mal mit einem mageren Wachstum von unter sechs Prozent zufrieden geben und rutschte somit vom vierten auf den siebten Rang. Wie bekannt, hält sich IBM vom Consumer-Geschäft fern. Trotz eines Wachstums von mehr als 18 Prozent wechselte Big Blue vom sechsten auf den achten Platz. Vor Sony, dem Zehntplazierten, schob sich dieses mal auch quasi aus dem Nichts Actebis mit knapp 31.000 verkauften Targa-Notebooks. Neben HP war Sony der einzige Anbieter, der trotz eines massiven Nachfragesprungs weniger Geräte verkaufen konnte als im Vorjahresquartal.

Vielleicht sollte der japanische Konzern nochmals über seine Preisgestaltung nachdenken, sonst ist das Unternehmen schon bald nicht einmal mehr als Schlusslicht in der Top-Ten vertreten. (go)

www.gartner.com

Lesen dazu auch den Kommentar auf Seite 8.

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