Die Rolle von Führungskräften im Wandel

11.12.1998

BAYREUTH: Alle Welt redet vom Strukturwandel und der notwendigen Neuausrichtung von Unternehmen. Insbesondere im Bereich Führung sind Veränderungen angesagt, soll der Strukturwandel von Erfolgt gekrönt sein. Hilmar Wollner* zeigt die neuen Herausforderungen, die dabei auf Führungskräfte zukommen.Bis in die 70er Jahre war es häufig der autoritär führende Patriarch - und gelegentlich ist er auch heute noch anzutreffen -, der die Geschicke eines Unternehmens bestimmte. Ihm allein wurde die Fähigkeit zugesprochen, ein Unternehmen erfolgsorientiert zu führen. Entscheidungen wurden schnell und ohne große Umwege getroffen.

Dies mag auf den ersten Blick ein Vorteil gewesen sein - in die Entscheidungsfindung wurde jedoch selten jemand einbezogen. Für die Mitarbeiter waren diese Alleinregimenter wenig motivierend, und auch die Gefahr von Fehlentscheidungen stieg dadurch.

In den 80er Jahren löste der Manager, der sich häufig als "Zugpferd" sah, den Patriarchen auf breiter Front ab. Diese neue Manager-Generation führte zumeist kooperativ, war den nachgeordneten Führungsebenen oft einen Schritt voraus, plante und traf Entscheidungen häufig allein, versuchte dann aber mit aller Kraft, die Mannschaft für die Ziele und Entscheidungen zu begeistern, so daß sie mit ihm als Motor und Antreiber mitzog. Getreu dem Motto, daß nichts beständig ist außer dem Wechsel, muß sich auch an der Schwelle zum neuen Jahrtausend die Rolle von Vorgesetzten ändern. Führungskräfte müssen vor allem Coach sein, wollen sie in Zukunft Erfolg haben.

Die neue Rolle der Führungskraft

Coach zu sein bedeutet, Voraussetzungen im Unternehmen dafür zu schaffen, daß Mitarbeiter höchste Leistungen erbringen. Sie werden aber nur dann hochmotiviert sein, wenn sie an den Zielen des Unternehmens mitarbeiten, sich mit ihnen identifizieren können und Spaß dabei haben, diese zu realisieren.

Manager der Zukunft müssen sich über einen wichtigen Punkt bewußt sein: Die knappste Ressource werden in Unternehmen nicht Rohstoffe, Kapital oder materielle Anlagewerte sein - die knappste Reource werden in Zukunft Mitarbeiter sein. Firmen mit einem modernen, humanen Führungsstil können diesen Kampf gewinnen.

Erfolgspotential Mitarbeiter

Die Entwicklung und Pflege des Erfolgspotentials Mitarbeiter wird also immer mehr der Schlüssel zum Wettbewerbsvorteil. Führungskräfte müssen zunächst selbst Vorbilder sein. Dadurch lassen sich grundsätzliche Führungsfehler vermeiden, beispielsweise Aufgaben aufzubrummen, die man selbst nur höchst widerwillig erledigt. Schlimmer noch ist es, andere ändern zu wollen.

Nicht selten haben Mitarbeiter mit einer negativen Einstellung zum Vorgesetzten auch Schwierigkeiten mit ihrer Arbeit. Die Folge: Viele schieben zwar noch ihren Job vor sich her, haben aber längst innerlich gekündigt.

Um das Erfolgspotential Mitarbeiter zu entwickeln und auszuschöpfen zu können, kommt es bei Vorgesetzten vor allem auf drei Fähigkeiten an:

- Die Führungskraft muß Kommunikator sein. Das heißt, sie muß die Wünsche und Ziele des Mitarbeiters verstehen, aber auch die eigenen Zielvorstellungen verständlich machen können. Die Kommunikationsfähigkeit bedeutet nicht nur, die Sprache des Mitarbeiters zu verstehen und ihn in seiner Sprache anzusprechen. Verständnis haben und Vorbild sein heißt auch, Menschenwürde und Leistung voneinander zu trennen. Damit erhalten Mißerfolge als mißlungene Erfolge einen neuen Sinn.

- Fehler sollten als Chance zur Veränderung gesehen werden. Führungskräfte werden so mehr und mehr zum Qualitäts- und Chancenmanager. Erfolgreiche Unternehmen haben das System der Qualitätsanalysen bereits in ihrem Unternehmen verankert.

Mitarbeiter analysieren in ihrem Tätigkeitsbereich die Unternehmensstärken und finden Schwachstellen heraus, die dem Unternnehmenserfolg im Weg stehen. Mängel und Fehler nicht zu verdecken, sondern sie als Herausforderung zur ständigen Verbesserung der Leistung zu sehen, erfordert allerdings ein Umdenken.

- Führungskräfte müssen eine Vision haben. Erforderlich dazu ist eine systematische Planung, ein klares Unternehmenskonzept, das sich an veränderte Marktbedingungen anpassen läßt. Sehen sich Chefs in der Rolle eines Kommunikators und Chancenmanagers, ist es selbstverständlich, daß alle Mitarbeiter über Strategie und Ziele des Unternehmens informiert sind und sich damit identifizieren.

Nur mit diesen Fähigkeiten wird es Führungskräften gelingen, ein positives Leistungsumfeld für Mitarbeiter aufzubauen. Gleichzeitig wird so eine Basis zur Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz geschaffen. Darüber hinaus tragen Chefs auch der Verantwortung gegenüber innovativen jungen Mitarbeitern Rechnung.

Die Zukunft gehört sicher der Führungskraft, die Kommunikator, Chancenmanager und Visionär in einem ist. Dies ist jedoch ein Prozeß, der gelernt und ständig trainiert werden muß.

*Hilmar Wollner ist Marketingleiter beim Josef Schmidt Colleg in Bayreuth, das sich mit Führungsfragen beschäftigt.

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