Die Ruhe vor dem Sturm?

18.05.2000

Die Branche hält den Atem an: Die Speicherpreise sind "on hold", die einzige Veränderung ist derzeit durch die Dollar-Explosion zu erklären. Wie lange geht das noch gut? Vereinzelt rufen Broker aus dem Land des Lächelns äußerst attraktive Preise aus, verknüpfen damit aber ungewöhnliche Zahlungsbedingungen oder Mindestabnahmemengen. Das heißt, dort sind eindeutig fixe Kosten zu decken. Ware ist, gemessen an der geringen Nachfrage, ausreichend vorhanden. Doch auch über die niedrigen Preise kann keine Nachfrage generiert werden.

Der Markt köchelt jahreszeit- und allokationsbedingt auf verhaltener Flamme. Marktbeobachter müssen weit zurückdenken, um sich an eine Phase mit einer derart lang anhaltenden Konstanz zu erinnern. Normalerweise kann man davon ausgehen, dass aufgrund der bescheidenen Nachfrage die Preise sinken werden, doch genau das Gegenteil könnte der Fall sein. Ein Blick auf die Preise für Major-Brand-Module und -Chips zeigt, dass OEM-Speicher zur Zeit unterbewertet ist.

EDO- und FPM-Module, in den letzten Wochen um über 50 Prozent gestiegen, haben die Grenze der sinnvollen Investition (in Antiquitäten) längst überschritten. Der Händler hat ein schlechtes Gewissen, seinem Kunden diese Module anzubieten. Rät er zur Anschaffung neuer Systeme, gerät er trotz korrekter Beratung schnell in den Ruf eines Abzockers. Der Bedarf ist heute schon da, er wird lediglich vom Endkunden noch nicht (an-)erkannt.

Fachhändler sind gut beraten, eine konservative Kaufstrategie an den Tag zu legen. Das heißt, sowohl jetzt als auch bei Preisveränderungen den Wochenbedarf ordern und diesen an den Kunden weitergeben. Spielernaturen decken sich im Hinblick auf die zu erwartenden Preissteigerungen bereits kräftig ein. Wiederverkäufer müssen davon ausgehen, dass, wenn die Zeit der CPU-Allokationen vorüber ist, die Preise explosionsartig nach oben schnellen werden.

Jochen Fuchs, S&S Computer

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