Die Ruhe vor dem Sturm: Der Handel gibt sich gelassen

11.02.2000
Freiheit pur: Wohl schon im Dezember wird die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf zur Abschaffung des Rabattgesetzes vorlegen. Dann könnten Preise vom Verbraucher frei ausgehandelt werden. Rapp Collins Consulting untersuchte die Reaktionen im Handel.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) bereitet sich auf den Fall des Rabattgesetzes vor: Mit Hochdruck wird an der Einführung einer Treuekarte, mit der der Kunde künftig auch bei kleinen Fachgeschäften einkaufen und dabei Rabattansprüche sammeln kann, gearbeitet. Ermöglicht wird das nur durch die von der Bundesregierung geplante Abschaffung des Rabattgesetzes, nach neuesten Meldungen soll schon im Dezember ein entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt werden. Am 4. Mai 2000 hatte das europäische Parlament die E-Commerce-Richtlinie verabschiedet, Experten waren damals bereits sicher, dass die Bundesregierung nun auch das Rabattgesetz aus den 30er Jahren streichen müssen wird.

HDE: "Schwerwiegende Wettbewerbsnachteile"

Der HDE befürchtet allerdings bei einem Wegfall der bisherigen Begrenzungen von maximal bis zu drei Prozent Rabatt schwerwiegende Wettbewerbsnachteile für den Mittelstand und die kleinen Ein-zelhändler. Wegen ihres geringen Umsatzes könnten sie mit den Großen der Branche nicht mithalten und dementsprechend keine attraktiven Preisnachlässe oder Bonusregelungen anbieten, heißt es in einer Erklärung.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung GmbH Rapp Collins Consulting, Hamburg, reagiert der Handel bisher tatsächlich relativ gelassen, auch wenn sich derzeit 65 Prozent der Unternehmer mit einem hohen Informationsdefizit zum Thema konfrontiert sehen.

So beurteilen mehr als zwei Drittel (69,9 Prozent) der 127 befragten Marketing-Leiter, insbesondere von Markenartikelunternehmen aus dem B2C-Bereich, die geplante Abschaffung als "positiv" beziehungsweise "sehr positiv". 45 Prozent der Unternehmen gehen gleichzeitig davon aus, dass ein Fall des Rabattgesetzes sich "wenig" oder sogar"gar nicht" auf ihr Geschäft auswirken wird.

Mehrheit glaubt nicht an künstlichen Preisanstieg

Dass mit der Abschaffung des Rabattgesetzes ein Preisanstieg einhergehen wird, glauben knapp 66 Prozent der Befragten nicht. Nur elf Prozent können sich vorstellen, dass die Preise künstlich steigen werden, um mit optischen Rabatten das ursprüngliche Preisniveau wieder zu erreichen. Auch die Qualität der Produkte wird nach Meinung der Befragten nicht unter den künftigen Nachlässen zu leiden haben. Selbst höchste Rabatte könnten nach Meinung von 77,1 Prozent ein Absinken der Produktqualität nicht kompensieren. Erwartet wird von er Mehrheit hingegen "eine große Preistransparenz" für den Verbraucher. Ziemlich ausgewogen sind die Meinungen beim Preis-Dumping. Knapp 40 Prozent befürchten eine derartige Entwicklung, und 35 Prozent sehen dieser eher gelassen entgegen. Eine vermehrte Anbieterkonzentration innerhalb der Märkte erwarten weiterhin mehr als 60 Prozent der Unternehmer. (mf)

www.einzelhandel.de

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