AMD Radeon HD 6990

Die schnellste Grafikkarte der Welt? (ausführlicher Test)

15.03.2011
Von Florian Klein

Lautstärke & Stromverbrauch

Mit einer Länge von 30,5 cm misst die Radeon HD 6990 nochmals 3,0 cm mehr als eine Radeon HD 6970 und entspricht den Ausmaßen einer Radeon HD 5970. Das Kühlsystem basiert auf einem Radiallüfter, der in der Mitte der Platine zwischen den beiden Grafikchips sitzt und die Luft sowohl in Richtung des Slot-Blechs der Karte als auch entgegengesetzt in Richtung des Gehäuse-Innenraums durch den Kühlblock der Karte pustet.

Die Temperaturen der beiden Grafikchips bleiben dabei auch unter Volllast im Rahmen, wir messen maximal 85 Grad (siehe Bildergalerie Benchmarks, Teil 5). Während die Lautstärke im Leerlauf mit 2,2 Sone für so ein Grafikkarten-Monster noch einigermaßen im Rahmen bleibt, dreht der Lüfter nach einiger Zeit des Spielens gehörig auf und wird mit maximal 6,4 Sone dann richtig laut. Zwar heult er dabei nicht und das Geräusch enthält auch keine nervigen Frequenzen, das Rauschen dringt aber selbst bei normalen Lautstärkeeinstellungen in offene Headsets. Daher ist die HD 6990 selbst für eher weniger lärmempfindliche Spieler vollkommen ungeeignet. Ein Crossfire-System aus zwei HD 6970 lärmt aber nochmals um einiges lauter.

Der Stromverbrauch der HD 6990 liegt mit 160 Watt (für das gesamte Testsystem ohne Monitor) im Leerlauf etwas über dem einer einzelnen HD 6970 mit 151 Watt. Unter Last schnellt er auf satte 495 Watt hoch, das System mit zwei HD 6970 schluckt aber nochmals extremere 583 Watt – bei nur minimal mehr Spieleleistung. Ebenso exorbitant ist der Verbrauch des Testsystems mit zwei Geforce GTX 570 im SLI-Modus (585 Watt). Im Vergleich dazu schneidet die HD 6990 mit maximal 495 Watt also besser ab und bietet bei annähernd gleicher Spieleleistung einen Verbrauchsvorteil von etwa 90 Watt. Das ändert sich allerdings, wenn Sie das Übertakter-Bios mit Hilfe des Umschalters aktivieren. Dann verbraucht die HD 6990 mit 543 Watt etwa 50 Watt mehr und bietet (zumindest ohne zusätzliche Übertaktung) kaum mehr Spieleleistung. Im Vergleich zu den Crossfire- oder SLI-Gespannen mit zwei separaten Platinen verbraucht sie aber immer noch spürbar weniger.

Unterm Strich eignet sich die HD 6990 aufgrund des hohen Verbrauchs und der hohen Lautstärke nur für Übertakter, denen es nicht auf angenehmes und ergonomisches Spielen sondern ausschließlich auf neue Framerate-Rekorde ankommt. Denn neben Lautstärke, Verbrauch und Preis werden Grafikkarten mit zwei Chips auch von weiteren Problemen geplagt, die wir im nächsten Abschnitt genauer untersuchen.

Mikroruckler und Treiber-Probleme

Grafikkarten mit zwei Grafikchips werden grundsätzlich von zwei Problemen geplagt: Zum einen müssen Sie bei Erscheinen eines neuen Spiels häufig auf einen angepassten Treiber warten, damit der Crossfire- oder SLI-Modus überhaupt funktioniert. Sonst spielen Sie nur mit halber Leistung und nicht schneller als Besitzer einer vergleichbaren Single-Chip-Platine. Mittlerweile bieten AMD und Nvidia zwar auch zwischen den regulären Treiber-Updates regelmäßig spezielle Crossfire- oder SLI-Profile für neue Titel an, im Zweifel müssen Sie aber immer noch auf ein passendes Profil warten – auch wenn das normalerweise nicht so lange dauert wie das Warten auf einen neuen Treiber.

Zum anderen schleppen Dual-Chip-Platinen (wie auch Crossfire- oder SLI-Systeme mit zwei Grafikkarten) noch das Problem der sogenannten Mikroruckler mit sich herum. Mikroruckler treten auf, weil die beiden Grafikchips jeweils einen Frame des Spiels abwechselnd berechnen und an den Monitor ausgeben. Im Gegensatz zu einem einzelnen Grafikchip, der die Bilder in ungefähr gleich langen Abständen an den Monitor liefert, können bei Dual-Chip-Platinen teils lange Verzögerungen zwischen den einzelnen Bildern auftreten. Der technische Hintergrund ist immer noch nicht zufriedenstellend geklärt und scheint auch vom jeweiligen Spiel abzuhängen. Obwohl das Problem sowohl AMD als auch Nvidia bereits seit längerem bekannt ist, hat bislang keiner der beiden Hersteller eine zufriedenstellende Lösung parat. Je nach Spiel treten Mikroruckler vor allem bei Bildwiederholraten um die 30 bis 40 fps auf. Der Bildaufbau wirkt dann unregelmäßig, stockend und nicht konstant. Wenn Sie erwägen, eine Dual-Chip-Platine wie die HD 6990 zu kaufen, sollten Sie das jedenfalls bedenken.

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