Die Speicherpreisspirale dreht sich weiter nach unten

15.02.2001
Das schwache Weihnachtsgeschäft hat nicht nur die PC-Hersteller gebeutelt, jetzt sind die Komponentenhersteller dran.

Hersteller von Speicherbausteinen machen den relativ schwachen Dollar und die sinkende Nachfrage für den starken Preisverfall verantwortlich. Besonders das schwache Weihnachtsgeschäft hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Markt für Speicherbausteine zur Zeit am Boden liegt. "Billiger kann es kaum noch werden", meint Thomas Marschner, Deutschlandchef von Kingston.

Seit Mitte Oktober sind die Speicherpreise für 64 MB/PC 133 um rund 50 Prozent gefallen, 128 MB/PC 133 kosten heute etwa 41 Prozent und 256 MB/PC 133 sind nur noch 32 Prozent wert.

Ein Ende des Abwärtstrends ist noch nicht in Sicht. Denn einige der Chipfabrikanten scheinen dringend Geld zu brauchen, wie beispielsweise der taiwanische Hersteller Hyundai. Dieser bietet seine Chips sogar unter dem Selbstkostenpreis auf dem Spot-Markt an. Damit andere Hersteller überhaupt noch verkaufen können, müssen sie mitziehen. Zur Zeit machen fast alle Chiphersteller Verlust. Bedenkt man, dass die Fertigung eines 64-Mbit-Chips etwa fünf Dollar kostet, kann man sich leicht ausrechnen, dass bei einem erzielten Verkaufspreis von rund 2,5 Dollar nur Miese heraus kommen.

Außerdem sind die Lager der OEMs voll. Sie kaufen also keine neuen Speicher ein und können zusehen, wie der Wert der eingelagerten Speicher-Bausteine von Tag zu Tag fällt.

Zuerst trifft es die Kleinen

Während die großen Speichermodul-Hersteller dies noch wegstecken können, sind die kleinen arm dran. Getroffen hat es letzte Woche schon Memory Card. Der Modulproduzent mit Sitz in Dänemark hat seinen Vorstand John Trolle entlassen. Memory Card wirft ihm Missmanagement vor. Die Memory-Card-Aktie ist seit letzten Montag ausgesetzt.

Der deutsche Geschäftsführer Pierre Gäng ist jedoch zuversichtlich. "Zur Zeit laufen Gespräche mit neuen Investoren und die Tendenz ist sehr positiv", resümmiert Gäng. Den Stand für den Cebit-Auftritt von Memory Card hat er jedenfalls schon gebucht. "Es kann allerdings sein, dass dann nicht mehr Memory Card auf dem Firmenschild steht" erklärt Gäng. Ende Februar will er mehr bekannt geben. In Deutschland läuft die Fabrikation weiter, wenn auch mit gebremstem Schaum, gibt Gäng zu.

Auch die Workx AG hat unter der katastrophalen Preisentwicklung zu leiden. Bislang musste das Unternehmen 17 Mitarbeiter entlassen und die Filiale in Großbritannien schließen. (Lesen Sie dazu auch den Artikel: "Workx AG vor dem Aus?" auf Seite 11.)

George E. Linardatos, Niederlassungsleiter von Transcend, Deutschland, ist zwar nicht begeistert über die Preisentwicklung, hat aber trotzdem noch keinen Grund zur Klage. "Wir verkaufen nur qualitativ hochwertige Bausteine, was unsere Kunden auch honorieren."

Allerdings beschwert sich Linardatos über einige schwarze Schafe, die mit minderwertigen Chips den Markt kaputt machen. Die verkaufen sogennante B-Ware, bei der Rücklaufquoten von bis zu satten 35 Prozent die Regel sind. "Manche Bausteine haben fehlerhafte Speicherzellen, die im ersten Augenblick nicht auffallen. Sie liegen in Speicherbereichen, die kaum genutzt werden. Greift der Rechner einmal darauf zu, stürzt er unweigerlich ab", erklärt Linardatos. "Der Anwender schreibt diesen Absturz natürlich der Software zu. Dabei ist es ein Hardware-Fehler. Außerdem erreichen diese B-Ware-Chips meist nur ganz knapp die Spezifikation. Eine Temperaturerhöhung im Rechner von wenigen Grad genügt und der PC steigt aus." Aus diesem Grund rät Linardatos immer zu qualitativ hochwertigen Speicherbausteinen von Markenherstellern. "Sind auf den einzelnen Chips die Markennamen abgekratzt ist, immer Vorsicht geboten." (jh)

Zur Startseite