"Die Telekommunikation wird der Wachstumsmotor bleiben"

20.04.2000
1996 wurde Christoph Blume zum Stadtdirektor in Düsseldorf gewählt. In seinen Dezernatsbereich fallen das Planungsamt, das Bauaufsichtsamt, das Amt für Wohnungswesen, das Werbe- und Wirtschaftsförderungsamt, der Flughafen sowie das Ausstellungs- und Messewesen. Mit dem Stellvertreter des Bürger-meisters sprach ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok über den Wandel der Stadt zur Telekommunikations-Metropole.

Düsseldorf galt lange Jahre als Zentrum der Werbebranche. Mit den Telekommunikationsfirmen wandelt sich der Ruf in Richtung einer Hightech-Metropole. Welchen Aspekt bevorzugen Sie?

Blume: Die Betreuung der hier ansässigen Unternehmen im Rahmen der Bestandspflege ist uns ein besonderes Anliegen. Hierbei wird nicht nach Branchen selektiert, sondern wir agieren mit der Zielsetzung, vorhandene Ar-beitsplätze zu sichern und nach Möglichkeit weiter auszubauen. Das gilt auch für Konzernsitze. Wir bemühen uns, trotz des Verkaufs von Mannesmann das europäische Hauptquartier der Telekommuni-kation zu bleiben. Wir bemühen uns stark um internationale Firmen.

Um welche Firmen geht es da insbesondere?

Blume: Entsprechend den ak-tuellen Wachstumsschüben unser-er Branchenstruktur - Düsseldorf ist mit D2, E-Plus, Nokia und Ericsson die Handyhauptstadt Deutschlands - legen wir bei der Akquisition im In- und Ausland zur Zeit einen Schwerpunkt auf die Branchen Telekommunikation und Informationstechnologie. Den In-ternet-Dienstleistungen und der Biotechnologie versuchen wir, geeignete Start- und Wachstums-bedingungen zu schaffen.

Düsseldorf investiert Mil-liarden, um Stadt und Umland für die IT- und die Medien-branche attraktiv zu machen. Welche Auswirkungen auf die Wirtschaft erhofft man sich mittel- und langfristig davon?

Blume: Die Umgestaltung von Teilen des alten Rheinhafens zum Medienhafen ist sicher das wichtigste städteplanerische Pro-jekt, mit dem Düsseldorf euro-paweit als Stadt der Informations-technologie und der Medien posi-tioniert wird. Dadurch werden Arbeitsplätze in den "Neuen Branchen" geschaffen, die in der Schwerindustrie weggefallen sind. Darüber hinaus werden durch die weltoffene und internationale Ausrichtung und den bereits erwähnten attraktiven Branchen-mix Unternehmen zusätzlich an Düsseldorf gebunden.

Was waren die bisher größten Erfolge in diesem Bereich?

Blume: Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik haben etwa 1.000 Unternehmen ihren Sitz in Düsseldorf. Heute haben wir 30.000 Arbeitsplätze im Kommunikations- und Medienbereich, jährlich kommen 1.000 neue hinzu. Unter anderem haben wir in Düsseldorf mehr als 30 Netzbetreiber. Die Telekommunikation wird der Wachstumsmotor für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung bleiben. Durch die bisher im Hafengebiet investierte eine Milliarde Mark wurden 2.000 neue zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen. Bis zur vollständigen Umwandlung werden weitere 1.000 hinzukommen. Die Entwicklung des Düsseldorfer Medienhafens wird an der gegenüberliegenden Landzunge fortgesetzt, so dass noch einmal weitere 3.000 Arbeitsplätze entstehen.

Was macht Düsseldorf so attraktiv für kleine und mittelständische Betriebe, die diese Region - im Vergleich zu München oder Berlin - favorisieren?

Blume: Die Wirtschaftsförderung kann den Unternehmen ein komplettes Servicepaket anbieten. Dies umfasst die Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Büro- und Grundstücksflächen, die Betreuung des Unternehmens und auch der Mitarbeiter, wenn dies gewünscht wird. Durch eine Lotsenfunktion wird Hilfestellung in allen Fragen gegeben, die den von außen oft undurchschaubaren Behördendschungel betreffen. Ferner helfen wir Existenzgründern aus verschiedenen Branchen durch die Initiierung und Betreuung von Spezialimmobilien. Dazu gehören Handwerkerhöfe, ein Gründerzentrum für Medienberufe sowie zwei Technologiezentren für Biomedizin. Ein Gründungsnetzwerk, an dem Stadt und weitere 16 Partner beteiligt sind, bietet Beratung und Hilfe-stellung bei allen Problemen der Gründer an.

Warum ist die Stadt auch heute noch für ausländische Firmen so attraktiv?

Blume: Die Landeshauptstadt Düsseldorf bietet für ausländische Unternehmen zahlreiche Vorteile eines modernen Kommunikationsstandortes. Düsseldorf ist ein internationaler Markenname für alle Bereiche der Medien, der Werbung, der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie auch traditioneller Wirt-schaftsbranchen wie Banken und Versicherungen. Düsseldorf liegt zentral in Europa, denn in einem Umkreis von 200 Kilometern lebt jeder siebte Einwohner der EU, im Umkreis von 150 Kilometern leben 30 Millionen Menschen. Wer den deutschen und europäischen Markt erschließen will, findet hier hervorragende Bedingungen vor, zum Beispiel die Verkehrsinfrastruktur mit dem Flughafen Düsseldorf International an der Spitze. Ausländische Unternehmen finden in Düsseldorf qualifizierte Mitarbeiter. Für deren Wohl sorgt eine außerordentliche Wohn- und Freizeitqualität, denn Düsseldorf ist nicht nur ein 1A-Wirtschaftsstandort, sondern auch die Stadt der Kunst und Kultur.

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