Ranking der größten IT-Dienstleister

Die Top 25 Systemhäuser in Deutschland 2022

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Seit 1999 listen wir die 25 größten Hersteller-übergreifenden Systemhäuser auf. Ähnlich wie in der Fußballbundesliga ist der erste Rang schon seit zehn Jahren fest vergeben, doch dahinter ist ein spannender Kampf um die Top-Platzierungen entbrannt.

Auch das Jahr 2021 war von Fusionen und Akquisitionen im Systemhausmarkt geprägt, auch wenn die Dynamik ein wenig nachgelassen hat. Dafür hat es 2022 unter den Top-25-Systemhäusern wieder etwas mehr Bewegung gegeben.

So zeigte sich beispielsweise die sonst sehr akquisitionsfreudige Bechtle AG im Jahr 2021 deutlich zurückhaltender: Nur der niederländische CAD-Spezialist Cadmes und die österreichische Open Networks wurden übernommen - also genauso viele Unternehmen wie bereits in der ersten Jahreshälfte 2022. So sind auch Bechtles Inlandsumsätze im Jahre 2021 moderat um knappe drei Prozent angestiegen - in absoluten Zahlen sind das aber immerhin noch knappe 100 Millionen Euro. In der ersten Jahreshälfte 2022 hat Bechtle aber im Inland wieder um stattliche acht Prozent zugelegt, so dass die Spitzenposition des deutschlandweit vertretenen Systemhauses auch in den nächsten Jahren ungefährdet bleiben dürfte - bei einem Abstand von über einer Milliarde Euro auf den nächsten Verfolger.

Dieser, nämlich Computacenter, hat 2021 deutlich stärker in Deutschland zugelegt als Bechtle. Die Erlöse der Nummer zwei in unserem Top-25-Ranking sind 2021 hierzulande um stolze 11,6 Prozent gestiegen - das ist eine knappe Viertelmilliarde Euro! Dieser Anstieg war laut Computacenter auf ein Umsatzwachstum in allen drei Geschäftsbereichen (klassisches Reselling, Projektdienstleistungen und Managed Services) zurückzuführen.

Computacenter-Deutschland-Chef Reiner Louis führt dieses sehr gute Ergebnis auf die im Jahre 2021 von Kunden getätigten Investitionen zurück. Viel Geld wurde für Digitalisierungsprojekte und für die Modernisierung der in die Jahre gekommen IT-Infrastruktur ausgegeben. Dies hat auch dazu geführt, dass das Systemhaus aus Kerpen in Deutschland 400 zusätzlich Stellen im Consulting- und Engineering-Bereich geschaffen hat. Und Computacenter durfte 2021 ein besonderes Jubiläum begehen - ihren 40. Geburtstag. Bechtle ist zwei Jahre jünger.

Die Nummer Drei in unserem Ranking agiert auch schon länger auf dem Markt - zwar nicht als SoftwareOne, aber eines der von dem Schweizer Konzern übernommenen IT-Dienstleister, nämlich Comparex, wurde bereits 1986 gegründet. Für 2021 vermeldet SoftwareOne einen um 4,2 Prozent reduzierten Umsatz in Deutschland, aber dieser Rückgang ist zum größten Teil durch Währungseffekte zu erklären. Im Laufe des Jahres 2021 hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um mehr als zehn Prozent an Wert verloren.

Für Cancom - gerade 30 geworden - war 2021 ein Jahr des Übergangs. Nachdem Thomas Volk 2020 überraschend den Posten des CEOs aufgab, übernahm Rudi Hotter wieder das Zepter, um zwei Jahre später bereits seinen Nachfolger zu verkünden. Im November 2022 wird Rüdiger Rath zum neuen Vorstandsvorsitzenden gekürt. Genau zu diesem Zweck hat ihn Hotter Mitte 2021 von Logicalis losgeeist.

Insgesamt betrachtet war 2021 für Cancom ein sehr erfolgreiches Jahr. Die Inlandserlöse nahmen um elf Prozent zu, so dass die 1,2-Milliarden-Euro-Marke überschritten wurde. Das Systemhaus dahinter, SVA System Vertrieb Alexander, hat noch stärker zugelegt; nämlich um 21 Prozent. Mit einem Inlandsumsatz von 1,254 Milliarden Euro verdrängte damit der IT-Dienstleister aus Wiesbaden Cancom vom vierten Rang.

Und daran dürfte sich auch 2022 nicht viel ändern, denn in der ersten Jahreshälfte 2022 sanken Cancoms Gesamterlöse von 635,1 auf 595,5 Millionen Euro. Als Ursache dafür benennt CEO Rudolf Hotter die gestörten Lieferketten. Offenbar haben da andere Systemhäuser einen besseren Job gemacht: Bechtle hat im ersten Halbjahr 2022 um 10,6 Prozent zugelegt. Dennoch, Hotter zeigt sich zuversichtlich und hat nun zur Aufholjagd geblasen.

Im Ranking dahinter gab es ebenfalls Verschiebungen - meist durch mehr oder weniger starke Umsatzzuwächse - vereinzelt aber auch durch strukturell bedingte Rückgänge an Erlösen, so zum Beispiel geschehen bei Axians Deutschland. Die deutsche IT-Division des französischen Vinci Energies-Konzerns fuhr nämlich ihr reines Reselling-Business deutlich zurück - zugunsten von Managed Services und dem Projektgeschäft. Dies führte dazu, dass 2021 die Umsätze von Axians Deutschland in der DACH-Region leicht von 511 auf 479 Millionen zurückgingen. Dafür erhöhte sich aber die Ergebnis-Marge auf beachtliche 7,2 Prozent, das ist mehr als zum Beispiel Bechtle erwirtschaftet.

Alle 27 Axians-Ländergesellschaften zusammen erzielten 2021 einen Gesamtumsatz in Höhe von 2,7 Milliarden Euro - davor 850 Millionen Euro in der DACH-Region - so stark länderübergreifend arbeiten die Vinci-Energies-Töchter! In Deutschland beschäftigt Axians mittlerweile fast 2.000 Mitarbeiter Bald dürften weitere Beschäftigte dazu kommen, denn im August 2022 hat Vinci Energies die vormalige S&T übernommen, was sich 2022 auch in steigenden Umsätzen hierzulande niederschlagen sollte.

Ausblick auf 2023

Fast alle der Top-25-Systemhäuser konnten 2021 ihre Umsätze erhöhen. Ohne den sich immer noch verstärkenden Fachkräftemangel und die nach wie vor gestörten Lieferketten wären die Erlöse noch höher ausgefallen. Im nächstjährigen Ranking dürfte es ein paar Neulingen unter den Top-25-IT-Diensleistern geben. Denn die sich weiter verstärkenden Gruppen wie Teccle, Medialine, Skaylink oder Citadelle könnten im Laufe dieses Jahres noch so stark anwachsen, dass sie dem Beispiel von Netgo, Fernao oder MCL folgen und sich unter die 25 größten IT-Dienstleister Deutschlands einreihen könnten.

Rangliste der 25 größten Systemhäuser Deutschlands 2022

Rang

Unternehmen

2021 Inlandsumsatz (in Millionen Euro)

2020 Inlandsumsatz (in Millionen Euro)

1

Bechtle AG

3.354,6

3.260,0

2

Computacenter AG & Co. oHG

2.352,0

2.108,0

3

SoftwareOne Deutschland GmbH

1.760,0

1.837,0

4

SVA System Vertrieb Alexander GmbH

1.254,0

1.036,0

5

Cancom SE

1.200,9

1.082,4

6

T-Systems International GmbH 2)

1.000,0

900,0

7

NTT Data 2)

890,0

840,0

8

MSG Systems AG 2)

878,0

779,0

9

ACP Gruppe 1)

766,0

700,0

10

Infosys Ltd. 2)

630,0

600,0

11

Adesso SE 2)

550,0

374,8

12

Axians Deutschland 1)

479,0

511,0

13

Arvato Systems GmbH 2)

444,3

400,8

14

Datagroup SE 3)

440,6

355,3

15

Allgeier SE 3)

377,0

334,7

16

Materna SE 2)

370,5

298,9

17

Ratiodata SE

337,0

330,0

18

All for One Group SE 2)

318,0

306,9

19

Netgo Group

300,0

117,0

20

Controlware Gruppe 3)

290,0

304,5

21

Logicalis GmbH

238,5

221,0

22

Valantic GmbH 2)

220,0

140,0

23

MR Datentechnik GmbH

184,5

181,5

24

Conet GmbH 2)

173,7

144,8

25

MCL IT GmbH

160,0

115,0

26

Profi Engineering Systems AG

157,0

153,0

27

Concat AG

138,0

137,0

28

Fernao Networks

137,0

120,4

29

Medialine Eurotrade AG

120,0

k.A.

30

IT-Haus GmbH

116,3

114,1

31

think about IT GmbH

104,9

k.A.

32

Damovo Deutschland GmbH & Co. KG

103,3

91,9

1) Umsatz in DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz)
2) Laut Lünendonk-Liste 2022, IT-Beratung und Systemintegration
3) Laut Lünendonk-Liste 2022, IT-Services

Geschäftsjahr weicht zum Teil vom Kalenderjahr ab
Quelle: ChannelPartner, August 2022
keine Management-Beratung und Wirtschaftsprüfung, also ohne Accenture, Capgemini, Deloitte, EY, KPMG, Roland Berger und PwC

Die Rankings der Vorjahre:
Die Top 25 Systemhäuser 2021
Die Top 25 Systemhäuser 2020
Die Top 25 Systemhäuser 2019
Die Top 25 Systemhäuser 2018
Die Top 25 Systemhäuser 2017

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