Die Unredlichkeit der Billiganbieter

04.06.2004

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dba Luftfahrtgesellschaft mbH

Aufsichtsrat

Herrn Hans Rudolf Wöhrl

Terminalstraße West Terminal 1 Modul A

85356 München-Flughafen

München, 01.06.2004

Die Unredlichkeit der Billiganbieter

Sehr geehrter Herr Wöhrl,

kürzlich am Flughafen München: Ich war auf eine dba-Maschine nach Hamburg gebucht, die dann aber zwei Stunden Verspätung hatte. Leider hatte die Dame am Check-in-Schalter vergessen, mich darüber zu informieren, sonst hätte ich umdisponiert. Da ich außerdem noch Gepäck aufgegeben hatte, konnte ich jetzt nicht mehr umbuchen. Die dba-Mitarbeiter am Gate waren total überfordert und mussten sich auch noch die Beschimpfungen der wütenden Passagiere anhören. Für mich war zwei Stunden Warten angesagt. Meinen ersten Termin in Hamburg konnte ich abschreiben.

Ich kam ins Gespräch mit einem Leidensgenossen, der ebenfalls auf die verspätete Maschine gebucht war. "Ja, diese Billigflieger!" sagte er. "Aber wir Verbraucher sind ja auch selbst schuld, da wir immer nur das Billigste nehmen." Eine weit verbreitete Meinung, die aber trotzdem falsch ist. Für die niedrigen Preise - und damit die erbärmlichen Margen - sind die Hersteller, die Händler und die Dienstleister schon selbst verantwortlich.

Was ich den Billigherstellern vorwerfe, ist nicht, dass sie billige Produkte zu niedrigen Preisen auf den Markt werfen. Das ist okay. Was ich ihnen vorwerfe, ist, dass sie billige Produkte zu niedrigen Preisen auf den Markt werfen, dem Verbraucher aber gleichzeitig vorgaukeln, er bekomme für sein Geld dieselbe Qualität wie bei einer Markenware. Das nenne ich die Unredlichkeit der Billiganbieter.

Die Fluggesellschaft dba ist so ein Fall: Wenn Sie dem Kunden mitteilen würden, dass er zwar weniger zahlt als bei einer Premium-Airline, er dafür aber auch weniger Leistung erhält als zum Beispiel bei der Lufthansa (pünktlicher Abflug, Bequemlichkeit, Betreuung), dann wäre dies okay. Das tun Sie aber nicht. Im Gegenteil. Wie sagten Sie im vergangenen Jahr, nachzulesen in einer Pressemitteilung vom 2. Juni 2003? "Die dba bietet den Kunden ein Qualitätsprodukt der Spitzenklasse (...)." Dass dieses vermeintliche Qualitätsprodukt der Spitzenklasse in der harten Realität dann leider gar nicht mehr so toll ist, erfährt der Kunde erst nach dem Kauf.

Diese Unredlichkeit der Hersteller ist branchenübergreifend. Bei Dienstleistungen wie der Fliegerei ist es nur besonders perfide, weil der Verbraucher diese erst immer hinterher beurteilen kann. Zu dieser Unredlichkeit kommt noch die Unverschämtheit hinzu, wenn die Hersteller und die Industrieverbände die Verbraucher für die kaputten Preise verantwortlich machen. Die Verbraucher entscheiden nach einem ganz simplen ökonomischen Prinzip: Sie wählen von zwei Produkten dann das billigere, wenn ihnen der Eindruck vermittelt wurde, dass beide dieselbe Qualität haben.

Sie, sehr geehrter Herr Wöhrl, sind ja seit vielen Jahren als Unternehmer tätig. Man kennt Sie als Chef der Wöhrl-Modehäuser. Sind Sie nicht der Ansicht, dass die Anbieter den Verbrauchern klar sagen sollten, was sie für ihr Geld bekommen? Im eigenen Interesse übrigens. Denn sonst verbindet der Kunde mit dem Kauf eine Erwartung, die das Produkt nie und nimmer einlösen kann. Die Reaktion des Kunden: Enttäuschung, Verärgerung, Kaufverweigerung. Für meinen nächsten Flug bedeutet dies: dba - nein danke!

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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