Business-Logik wird Hybrid

Die wichtigsten Anbieter von Cloud Computing in Deutschland

Stefan Ried ist Principal Analyst bei Cloudflight.

Kombinationen sind gefragt

Aber deutsche Firmen beziehen nicht alle Cloud-Dienste von diesen dominierenden Playern, sondern verlassen sich auf eine Kombination von Public- und Virtual-Private-Cloud verschiedener Lieferanten. So werden in Deutschland Geschäftsanwendungen häufig in der Public Cloud entwickelt und getestet, während die Produktionsumgebungen mit sensiblen Kundendaten bei einem lokalen Cloud-Provider oder im eigenen Haus zu finden sind.

Die führenden Virtual-Private-Cloud-Anbieter in Deutschland sind nicht nur deutsche Unternehmen wie T-Systems, sondern auch globale Konzerne, die einen lokalen Betrieb und eine lokale Geschäftsform haben. Dazu gehören etwa IBM, Hewlett-Packard, Fujitsu und andere. Kleinere Anbieter wie zum Beispiel Profitbricks aus Berlin differenzieren sich besonders durch innovative Software-Designed-Data-Center-Lösungen.

Der Kostenvorteil von Public Clouds motiviert eine steigende Zahl deutscher Firmen, ihre Anforderungen bezüglich rechtlicher Compliance genau zu untersuchen. Große Versanddienstleister und Einzelhandelsketten, aber auch Finanzdienstleister haben zum Beispiel erkannt, dass viele ihrer rechenzeitintensiven Simulationsrechnungen, die sie mit neuen Predictive-Analytics- und Big-Data-Ansätzen lösen, gar keine Kundendaten benötigen. So lassen sich zum Beispiel Börsenkurse aus vollkommen anonymisierten Handelsdaten in der Public Cloud eines US-Providers berechnen, ohne dass deutsches Datenschutzrecht verletzt wird.

Im Vergleich zu IaaS hat sich der SaaS-Markt ganz anders entwickelt. Software as a Service wurde bisher von globalen Anbietern wie Salesforce.com, Workday oder Netsuite bezogen, doch eine Konsolidierung hat im Markt noch nicht stattgefunden. Hier rollt die große Welle der Anwendungen erst noch auf uns zu, da viele europäische Softwarehersteller ihrem Portfolio erst jetzt eine SaaS-Variante hinzufügen.

Deutsche Entscheidungsträger nehmen das auch wahr: Hierzulande präferieren derzeit noch 27 Prozent aller Firmen einen „nativen“ SaaS-Anbieter, nur 19 Prozent würden ihre SaaS-Lösungen von traditionellen Softwareherstellern kaufen. Anfang 2014 wird sich dieses Verhältnis fast umkehren. Entscheidungsträger erwarten zum Beispiel, dass eine SAP genauso „nativ“ in der Cloud agiert wie eine Salesforce.com.

Allerdings bewegt sich auch die SaaS-Nutzung in eine hybride Welt. So geben die 178 deutschen Software-Entscheidungsträger, die Forrester im "Forrsight Software Survey Q4/2012" befragt hat, an, dass sich bereits sieben Prozent aller heutigen oder mittelfristig geplanten Geschäftsprozesse auf mehrere SaaS-Anwendungen stützen. Sogar ein Viertel der Befragten sagt, dass in ihren Häusern Prozessschritte aus der Cloud mit selbst betriebenen Anwendungen zu einem Geschäftsprozess zusammengefügt werden.

Zwar will die Mehrzahl von 59 Prozent der Firmen heute noch ihre Geschäftsprozesse eindeutig entweder ins Rechenzentrum oder in eine Cloud lokalisieren, doch diese Zahl wird vermutlich rasch sinken, da die beschriebenen Multi-Cloud- und Hybrid- Cloud-Szenarien praktisch innerhalb von nur zwei Jahren von null auf 25 beziehungsweise sieben Prozent gewachsen sind. Dem entsprechend erwartet Forrester schon jetzt die nächste Herausforderung der "hybriden Integration".

Social Computing, ja bitte – Social Networks, nein danke!

Als besondere Anwendungskategorie sind die Social Networks bemerkenswert: Eine deutliche Mehrheit von 56 Prozent der deutschen Unternehmen möchte die eigenen Geschäftsanwendungen klar von den Inhalten sozialer Netze getrennt sehen, während nur elf Prozent diese Inhalte nahtlos verknüpfen wollen.

Eine steigende Zahl von bereits 20 Prozent wünscht indes, dass die Softwarehersteller ihre Standardanwendungen um die Interaktionsform eines Social-Newsfeeds erweitern. Alle verwendeten Zahlen stammen aus dem Forrester Forrsight Software Survey Q4/2012 und wurden in diesem Forrester Report analysiert: "Ten Myths And Realities Of The Software Market In 2013". (tö)

Autor: Stefan Ried

Zur Startseite