Einfacher und schneller

Die wichtigsten Payment-Trends

Henning Brandt ist Head of Communication beim Payment Service Provider Computop.
Die Veränderungsgeschwindigkeit im Online-Zahlungsverkehr Payment bedeutet Wandel. Die Zahlungsoptionen verändern sich stetig. Wir zeigen, welche Technologien wichtig werden.
Die EU-Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 verlangt seit dem 1. Januar 2021 für Kartenzahlungen im Netz eine starke Authentifizierung - allerdings mit vielen Ausnahmeregelungen.
Die EU-Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 verlangt seit dem 1. Januar 2021 für Kartenzahlungen im Netz eine starke Authentifizierung - allerdings mit vielen Ausnahmeregelungen.
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Mit dem technischen Fortschritt und den Wünschen der Verbraucher ändern sich auch die Zahlungsoptionen stetig. Entscheidend ist dabei der Komfort: Auch die innovativste und sicherste Zahlungsmethode wird nicht akzeptiert, wenn sie kompliziert zu bedienen ist.

Umständliche Dateneingaben will niemand mehr, das gleiche gilt für unpraktische Authentifizierungsprozesse und Mehrfacherfassungen von Daten. Das Jahr 2021 hält in dieser Hinsicht einige Neuerungen bereit. Wir stellen drei Trends vor, die gerade im Zahlungsverkehr ankommen, und drei weitere Themen, mit denen 2021 und darüber hinaus zu rechnen ist.

Kontaktloses Bezahlen

Früher standen in den Geschäften oft Schilder mit dem Hinweis: "Kartenzahlung erst ab 10 Euro!" Heute ist dort häufiger zu lesen: "Bitte Kartenzahlung - der Hygiene zuliebe". Zwar hat die Bundesbank bestätigt, dass das Übertragungsrisiko von Corona-Viren durch den Austausch von Banknoten nicht relevant ist, doch die Furcht der Endverbraucher ist größer.

Und so machen derzeit viele Kunden die Erfahrung, was passiert, wenn sie ihre Karte mit dem Chip einfach an das Lesegerät an der Kasse halten. Überraschung: Die Transaktion wird eingeleitet. Dieses Wow-Erlebnis werden 2021 immer mehr Kunden genießen und damit zur Verbreitung des bargeldlosen, kontaktfreien Bezahlens beitragen.

Dabei beschränkt sich das Bezahlen mit einem Pieps nicht nur auf Ladenkassen. Erste Kommunen setzen jetzt auch in Deutschland auf "Tap & Go", also das kontaktlose Bezahlen im öffentlichen Nahverkehr. Das Besondere daran ist das Open-Loop-Verfahren, das beispielsweise in London schon seit einiger Zeit eingesetzt wird. Die Verkehrsgesellschaft kann damit ganz normale Kreditkarten auch von nicht registrierten Kunden per NFC auslesen, ist also nicht auf eigene Kundenkarten beschränkt. Automatisch wird bei mehreren Fahrten der günstigste Preis ermittelt, sofern immer dieselbe Karte eingesetzt wird.

Die frühere Bundeshauptstadt Bonn ist die erste deutsche Stadt mit diesem Service, weitere werden 2021 und später folgen. Durch das Projekt BONNsmart können Fahrgäste im gesamten Streckennetz mit einer kontaktlosen Debit- oder Kreditkarte zahlen, ohne vorab ein Ticket kaufen zu müssen. Die Stadtwerke Bonn Bus und Bahn (SWB) sichern ihren Fahrgästen zu, ohne Registrierung immer zum besten Tarif ans Ziel zu kommen. Sie müssen sich vor Reiseantritt nicht mehr mit den verschiedenen Ticket-Optionen beschäftigen. Die Karte wird beim Ein- und Ausstieg vor ein Lesegerät gehalten und nach der Fahrt mit dem entsprechenden Fahrpreis belastet.

Girocard und Mobile Payments

Mobiles Bezahlen mit dem Smartphone gilt als rundherum praktisch. So müssen Verbraucher nicht mehr zusätzlich zum Telefon auch noch Karten mit sich herumtragen. Außerdem übernimmt das Smartphone mit seinen eingebauten Tools auch die biometrische Authentifizierung oder empfängt eine Push-TAN. Und schließlich haben Verbraucher über ihre Banking-App oder ihre Wallet einen guten Überblick über die getätigten Ausgaben - was allerdings auch für den Anbieter des Phones und der zugehörigen Dienste gilt.

Und doch setzt sich mobiles Bezahlen in Deutschland nur langsam durch. Immerhin hat die Integration der Sparkassen-Girocard in Apple Pay Bewegung in den Markt gebracht, seit August 2020 machen es die Sparkassen möglich. Bis Dezember 2020 meldeten sie schon etwa 1,5 Millionen Nutzer für diese Funktion an. Das ist ein durchschlagender Erfolg, doch angesichts von ungefähr 46 Millionen Girocards bei Sparkassenkunden ist noch viel Potenzial für 2021 vorhanden.

Rechnungskauf mit Sicherheit

Online-Käufer lieben den Rechnungskauf, unter anderem aus Datenschutz- und Kontrollgründen. Online-Händler sind davon oft nicht so begeistert, bei einer Lieferung gegen Rechnung tragen sie das Risiko. Sie sorgen sich um die Zahlungssicherheit und fürchten - vor allem die kleineren - um ihre Liquidität. Anders als beispielsweise der frühere Katalogversender OTTO kennen die meisten Shops ihre Kunden nicht gut genug, um ihnen zu vertrauen.

Viele übertragen das Risiko-Management an einen Fulfillment-Anbieter beziehungsweise Payment Service Provider (PSP) oder setzen auf einen "abgesicherten Rechnungskauf". Anbieter wie Klarna, RatePay oder PayPal bieten Rechnungskauf-Optionen an, bei denen der Händler eine Zahlungsgarantie erhält. Mittlerweile setzen rund drei Viertel der Händler auf den abgesicherten Rechnungskauf.

Im gleichen Fahrwasser bewegt sich der Ratenkauf, der hochpreisige Güter für Kunden erschwinglich macht. Anbieter wie ratenkauf by easyCredit haben die Bonitätsauskunft für den Kunden vereinfacht und bieten im E-Commerce wie am Point of Sales (PoS) Verfahren an, die schnell und diskret grünes Licht für die Ratenzahlung geben. Dabei übernehmen sie das Risiko- und Forderungsmanagement.

Zukunft: Tokenisierung

Eines der beliebtesten virtuellen Diebesgüter ist die Kreditkartennummer. Anfang des Jahrtausends führte Computop Ersatznummern ("Tokens") ein, die vom Händler gefahrlos gespeichert werden konnten, während die Primary Account Number (PAN) auf den hochsicheren Servern des Payment Service Providers blieb.

Auch die großen Kartenmarken nutzen die Tokenisierung. Sie umfasst nicht mehr nur die Kartennummer, sondern auch weitere Merkmale wie Geräteinformationen, das Design der Karte, das Ablaufdatum oder die Sicherheitsnummer (CVC). Die Ersatzdaten dieser Merkmale werden künftig mit einem transaktionsbezogenen Kryptogramm verschlüsselt übertragen, so dass Echtdaten aus dem Online-Einkauf verschwinden werden. Mit dem Rollout in 2021 und der Vergabe des Ersatznummern über sogenannte Token Service Provider zündet die nächste Stufe im Kampf um mehr Sicherheit für die Online-Kartenzahlung.

Zukunft: Click-to-Pay

Die Tokenisierung und die damit verbundene sichere Speicherung von Kreditkartenmerkmalen an der Quelle ist die Grundlage für eine weitere Innovation in der Kartenzahlung: Click-to-Pay. Es handelt sich um eine Wallet, die in einem gemeinsamen Projekt von Mastercard, Visa, Discover und American Express vorangetrieben und in den USA sowie in Kanada schon eingesetzt wird.

Die Kreditkarten-Organisationen mussten zuletzt erleben, wie die erfolgreichen Wallets von PayPal, Google, Apple und Co. ihre kostbaren Marken in den Hintergrund treten ließen. Mag auch eine Visa- oder Mastercard-Karte dahinterstecken, so zahlen die Kunden doch zunehmend mit PayPal oder Apple Pay. Aus Europa kommt ebenfalls Gegenwind, denn die EU-Kommission setzt langfristig vor allem auf die Echtzeit-Überweisung via Instant Payments, die gänzlich ohne Karte funktioniert und ähnlich reibungslos wie das Senden einer E-Mail oder eine Textnachricht verlaufen soll.

Hier bringen sich die Kreditkartenanbieter erneut in Position, die bereits die meisten Daten besitzen und mit Click-to-Pay die nötigen Vorbereitungen treffen. Ziel ist es, dass die Kunden keine Eingaben von Nummern auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm mehr tätigen müssen und die Authentifizierungsmöglichkeiten wie Fingerabdruck- und Gesichtserkennung nutzen können. Auchdie Aktualisierung eines Ablaufdatums wird nicht mehr erforderlich sein, alles geschieht im Hintergrund, im Zusammenspiel von kartenausgebender Bank und der Kartenmarke.

Zukunft: Biometrie

Die EU-Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 verlangt seit dem 1. Januar 2021 für Kartenzahlungen im Netz eine starke Authentifizierung. Ausgenommen sind Zahlungen im Wert von unter 30 Euro sowie Transaktionen mit geringem Risiko. Zudem gibt es weitere Ausnahmeregelungen, die beispielsweise die Sicherheitsvoraussetzungen von Kartenherausgeber und Acquirer berücksichtigen.

Bei der starken Authentifizierung müssen zwei der drei Sicherheitsfaktoren Wissen, Besitz oder Eigenschaft erfüllt sein, damit eine Zahlung erfolgreich ausgelöst wird. Der Faktor Wissen tritt dabei zunehmend in den Hintergrund.

Ist zum Beispiel der Besitz durch die Registrierung eines Smartphones dokumentiert, so wäre eine biometrische Eigenschaft die perfekte Ergänzung, um schnell und ohne Aufwand zu prüfen, ob die Berechtigung zum Bezahlen vorliegt. Und nicht nur zum Bezahlen: In diesem Jahr werden wir immer mehr Händler sehen, die ihren Kunden schon beim Login in das Kundenkonto die Möglichkeit geben werden, sich mit einem Fingerabdruck oder einem Gesichtsscan anzumelden. Das geht schnell und ist sicher.

Wenn Händler sich für die sogenannte Delegated Authentication entscheiden, wie sie die PSD2 vorsieht, können sie die Anmeldung häufig auch für die Bestätigung ihrer Zahlung nutzen, ohne dass der Kunde von seiner Bank noch einmal zur Authentifizierung aufgefordert wird - gut für die Konversion. So könnte 2021 der Einstieg in den Ausstieg aus PIN und Passwort markieren. Wieder hätte der Komfort im Zahlungsverkehr weiter dazugewonnen.

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