Die Windows-Welt setzt Quark und Apple zu

09.06.1996
MÜNCHEN: Totgesagte leben länger. Das galt immer auch für Apple - zumindest, solange es in Märkten wie dem Desktop-Publishing einfach keine echte Alternative gab. Das hat sich geändert. Sämtliche DTP-Anwendungen, mit denen Apple groß geworden ist, sind inzwischen auch für Windows zu haben. Damit wird es auch für Quark eng. Der bisherige Vorreiter droht den Anschluß an den Markt zu verlieren.Der Markt für professionelle DTP-Software hat heute im wesentlichen drei "Player": Quark, Corel und Adobe. Das Trio hält sich - was die Plattform für ihre Anwedungen angeht - alle Optionen offen. Auch Marktführer Quark kann es sich nicht mehr leisten, in erster Linie mit dem Macintosh in Verbindung gebracht zu werden. Bis vor kurzem konnte keine Anwendung QuarkXPress für Macintosh das Wasser reichen. Die früheren Versionen von Aldus Pagemaker oder dem Ventura Publisher von Corel lagen - was Ausstattung und Leistung angeht - immer zwei Schritte hinter dem Innovator. Inzwischen ist der Vorsprung geschrumpft - nicht zuletzt durch Windows 95 und NT. Multitasking, Multithreading, Drucker-Spooling und Farbmanagement sind mit den neuen Betriebssystemen mindestens so komfortabel wie mit dem Mac OS.

MÜNCHEN: Totgesagte leben länger. Das galt immer auch für Apple - zumindest, solange es in Märkten wie dem Desktop-Publishing einfach keine echte Alternative gab. Das hat sich geändert. Sämtliche DTP-Anwendungen, mit denen Apple groß geworden ist, sind inzwischen auch für Windows zu haben. Damit wird es auch für Quark eng. Der bisherige Vorreiter droht den Anschluß an den Markt zu verlieren.Der Markt für professionelle DTP-Software hat heute im wesentlichen drei "Player": Quark, Corel und Adobe. Das Trio hält sich - was die Plattform für ihre Anwedungen angeht - alle Optionen offen. Auch Marktführer Quark kann es sich nicht mehr leisten, in erster Linie mit dem Macintosh in Verbindung gebracht zu werden. Bis vor kurzem konnte keine Anwendung QuarkXPress für Macintosh das Wasser reichen. Die früheren Versionen von Aldus Pagemaker oder dem Ventura Publisher von Corel lagen - was Ausstattung und Leistung angeht - immer zwei Schritte hinter dem Innovator. Inzwischen ist der Vorsprung geschrumpft - nicht zuletzt durch Windows 95 und NT. Multitasking, Multithreading, Drucker-Spooling und Farbmanagement sind mit den neuen Betriebssystemen mindestens so komfortabel wie mit dem Mac OS.

Adobe brachte mit Pagemaker 6 bereits Ende 1995 die erste echte 32-Bit-DTP-Software für Profis auf den Markt. Corel folgte im Frühjahr mir dem Ventura Publisher 6. Zwar ist QuarkXPress 3.32 Windows-95-kompatibel, doch für das 32-Bit-Upgrade QuarkXPress 4 hat das Unternehmen noch immer kein Erscheinungsdatum angekündigt. Auch die Tatsache, daß Quark bislang eine "One Product Company" war, dürfte nicht dazu beitragen, Quarks Marktposition auszubauen. Corel und Adobe sind mit Corel Draw und Adobe Photoshop seit langem im verwandten Grafik-Markt präsent und können so attraktive Softwarepakete anbieten.

Im vergangenen Jahr schien es so, als wollte Quark eine ähnliche Strategie einschlagen. Gemeinsam mit dem japanischen Elektronikkonzern JVC wollte Quark das Bildbearbeitungsprogramm XPosure entwickeln. Den Worten folgten aber keine Taten. Zwar kommt noch im Herbst die Multimedia-Autoren-Software QuarkImmedia auf den Markt (siehe Kasten DTP-Software). Um XPosure, das dem Marktführer Photoshop Konkurrenz machen sollte, ist es jedoch still geworden. Zu still anscheinend für JVC, das vor kurzem eine 14-Millionen-Dollar-Klage gegen Quark angestrengt hat, wegen Verletzung der Lizenz- und Distributionsvereinbarungen. Angeblich will JVC die Entwicklung und Vermarktung des Produkts jetzt selber in die Hand nehmen. Von seiten Quarks heißt es zum Thema XPosure inzwischen nur noch: "Kein Kommentar".

Pagemaker ist Marktführer

Zum ersten Mal seit Jahren zeigt Quark der Branche nicht, wo's lang geht, sondern reagiert. Gemessen an den Verkäufen im Jahr 1995 liegt Xpress bereits auf Platz zwei hinter Pagemaker bei professionellen DTP-Anwendungen (siehe Grafik). Nur umsatzmäßig liegt Quark weiter auf Platz eins, da XPress fast doppelt so teuer ist wie der Pagemaker.

Der Ventura Publisher - ursprünglich gemeinsam mit Xerox entwickelt - ist eine der ältesten DTP-Anwendungen der Wintel-Welt, hat aber im Gesamtmarkt nie eine Rolle gespielt, da er nicht für den Macintosh erhältlich war und ist. Eine der Stärken von Ventura ist die Erweiterung DataBase Publisher, mit dem viele Unternehmen Dokumente aus ihren IBM-Mainframe-Datenbanken generieren konnten. In der Version 6 von Ventura Publisher ist DataBase Publisher integriert. Corels Flaggschiff CorelDraw ist nicht nur für Windows 95 erhältlich, sondern wird in Kürze auch als einziges Produkt des Unternehmens für den Macintosh erhältlich sein. Zu dem Grafikpaket gehört ein Bildbearbeitungsprogramm, ein 3-D-Effekte- und Animationsprogramm, sowie Präsentationssoftware. Alle Grafikfunktionen lassen sich laut Corel nahtlos in den Ventura Publisher integrieren.

Adobe setzt auf Multimedia und Internet

Adobe Systems war ein wichtiger Geburtshelfer des Desktop-Publishing mit seiner Seitenbeschreibungssprache PostScript. 1994 kaufte Adobe Aldus, das mit Pagemaker bis dato Marktführer bei DTP-Programmen gewesen war. Zusätzlich schluckten die Kalifornier Anfang des Jahres Frame Technologies, dessen Framemaker der Marktführer im Marktsegment Unix und technische Dokumentation ist. Damit ist Adobe jetzt die drittgröße unabhängige Softwareschmiede der Welt (siehe auch ComputerPartner 9/96). Mit der reinen Windows-95-Version Nummer 6 des Pagemakers liegt Adobe ein halbes Jahr vor den Konkurrenten Corel und Quark.

Nach eigener Aussage hat sich Adobe in seiner ersten Dekade auf Software konzentriert, die das Handhaben und die Ausgabe von visuell ansprechenden Dokumenten vereinfachen. In der zweiten Dekade will man das Augenmerk auf die Verteilung von und den Zugriff auf Informationen richten: Das Internet läßt grüßen. Eine ganze Palette entsprechender Produkte sind bereits auf dem Markt oder angekündigt. Zu den HTML-Tool PageMill und SiteMill kommen in angeblich naher Zukunft der Web Presenter, mit dem sich Präsentationen für das Internet erstellen lassen, sowie PrintMill, einem Werkzeug für das Drucken über das Intranet und später auch Internet.

Quark wird mit Appel identifiziert

Die DTP-Portfolios von Corel und Adobe sind nicht nur direkt gegen Quark positioniert, sondern gehen mit Spezialanwendungen wie dem Framemaker oder den umfangreichen Grafik- und Internetfunktionen weit darüber hinaus. Bundling heißt das Zauberwort im Cross Media Publishing der Zukunft, und Quark hat hier einiges aufzuholen. Noch zehrt Quark von seinem Ruf in der DTP-Gemeinde. Die ist zum großen Teil deckungsgleich mit den Apple-Anhängern. Für viele DTPler und einen Großteil der Softwarebranche ist klar: Quark ist gleich Apple. Für Quark könnte diese Identifikation lebensbedrohend werden. Stirbt Apple in den kommenden Jahren einen langsamen Tod, dann könnte es Quark mit in den Untergang ziehen.

Corporate Publishing mit Windows NT

Offiziell gibt sich Quark denn auch betont plattformneutral und gelassen: "Wir unterstützen beide Plattformen, Windows und Mac. Das haben wir schon immer getan und werden es auch in Zukunft. Der Kunde soll entscheiden, was er will", erklärt Quark Deutschland-Chef Haußmann. Nach Ansicht von amerikanischen Experten haben sich zumindest die Unternehmen, die Corporate Publishing betrieben, schon entschieden. Die arbeiten meist auf Unix- oder Windows-NT-Basis. Für diese zahlungskräftige Zielgruppe ist zum Beispiel das

Adobe-Paket bestehend aus der Unix-Anwendung Framemaker und Pagemaker 6 für Windows 95 geradezu maßgeschneidert. (ld)

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