Die Zeit der Linux-Glücksritter am Neuen Markt ist vorbei

30.08.2001
Zu unserem Kommentar "Linux - Das Ende eines Geschäftsmodells" in ComputerPartner 32/01, Seite 8, erreichte uns folgende Zuschrift:

Mit Ihrer Einschätzung der Situation im Linux-Markt bin ich nur bedingt einverstanden. In Ihrem Kommentar polarisieren Sie doch ein bisschen zu weit.

Als Vorstandsmitglied des Linux-Verbandes weiß ich, dass es bei fast allen unseren Mitgliedsunternehmen keine Scheuklappen in Richtung Microsoft gibt. Es gibt freilich ein klares Bekenntnis zum Open-Source-Prinzip, weil dieses nach Meinung des Verbandes nicht nur die langfristig erfolgreichere technologische Basis darstellt, sondern zudem Grundlage für ein erfolgreiches Business-Modell (neben anderen) sein kann.

Wohlgemerkt nur die Grundlage: Was man nun im Einzelnen mit Linux und Open-Source-Software anstellt und wie man dies im Markt platziert, ist die spannende Frage. Linux an sich kann nicht Selbstzweck eines Unternehmenskonzeptes sein, daher liegen Sie mit Ihren Anmerkungen zur Situation der Suse AG teilweise richtig.

Wir selbst verkaufen gewerblichen Kunden Netzsicherheit und -verfügbarkeit im Hochpreissegment. Als klassische GmbH vor fünf Jahren gestartet, wachsen wir um den Faktor Zwei per annum, weil wir eben unsere hohe Umsatzrendite voll re-investieren. Dieses Business-Modell macht uns unabhängig von externen Geldgebern. Über die Geschicke der GmbH entscheiden wie vor knapp fünf Jahren immer noch die vier Gesellschafter.

Der Markt für den Einsatz von Linux und Open-Source in den Bereichen Netzwerke, Sicherheit und Hochverfügbarkeit ist schnell wachsend, und wir wachsen entsprechend mit. Im Rahmen von Kundenprojekten setzen wir Linux und Open-Source-Software bevorzugt ein, haben aber auch so manche Check-Point-Firewall-1 unter Windows NT laufen.

Die Zeit der Glücksritter am Neuen Markt auch im Bereich Linux ist sicherlich vorbei. Und wer von Anfang an nach den Regeln der Old Economy gearbeitet hat, hat heute kaum Probleme. Von solchen Unternehmen gibt es einige in Deutschland. Sie sind vielleicht nur nicht so bekannt, weil sie nicht mit geliehenem Geld umfangreiche Werbefeldzüge gestartet haben.

Dr. Johannes Loxen,

Geschäftfüher der SER Net Service Network GmbH, Göttingen.

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