Die Zugpferde für den IT-Handel 1997 heißen Internet und Intranet

04.11.1997

MÜNCHEN: Die deutschen IT-Fachhändler wittern wieder Morgenluft. Für das laufende Geschäftsjahr wagt zwar niemand euphorische Prognosen, so schlimm wie das letzte kann es aber nach Ansicht der vom Marktforschungsunternehmen TechConsult in Kassel befragten IT-Händler und handeltreibenden Dienstleister nicht werden. Große Erwartungen setzen die Befragten vor allem in den Vertrieb von Internet- und Intranet-Lösungen.

Das kann doch unmöglich so weitergehen wie im vergangenen Jahr", schimpfte noch auf der CeBIT im März ein großer norddeutscher Anbieter von Computerhardware. "1996 war für mich und viele Kollegen eines der härtesten - und ich bin seit über zehn Jahren im Markt!" Seine Erwartung an 1997: "Es wird, nein muß, wieder aufwärts gehen. Nicht stürmisch, wahrscheinlich noch nicht mal richtig schnell, aber doch merklich. Hoffe ich doch."

Mit dieser Hoffnung steht er nicht alleine da: Laut einer von ComputerPartner in Auftrag gegebenen Umfrage geht die Hälfte der deutschen Händlerschaft davon aus, daß sich die Umsätze des vergangenen Jahres in 1997 steigern lassen werden. 37 Prozent der Befragten üben sich in vorsichtiger Zurückhaltung und erwarten gleichbleibende Geschäftsergebnisse. 16 Prozent der Händler allerdings fürchten insgesamt Umsatzrückgänge.

Computershops erwarten eine Umsatzsteigerung von elf Prozent

Doch alles in allem ergibt die Befragung ein zuversichtliches Stimmungsbild, die Händlerschaft rechnet im Schnitt mit einer Umsatzsteigerung von etwa fünf Prozent. Erfreulich vergnügt zeigen sich die im Vorjahr ziemlich gebeutelten Computershops - sie tanzen mit ihrer Erwartung einer Umsatzsteigerung in Höhe von elf Prozent - im positiven Sinne - aus der Reihe.

Mit hohen Gewinnen rechnet 1997 offenbar niemand

Weniger erfreulich sehen die Erwartungen der Händler hinsichtlich ihrer Margen aus. Gerade einmal ein Drittel der Befragten rechnet überhaupt mit nennenswerten Gewinnsteigerungen, sie setzen dabei vorrangig auf das Geschäft mit dem Service und dem Zubehörmarkt. Über die Hälfte der Händler gibt sich laut Umfrage bereits mit einer Gewinnstagnation zufrieden und 15 Prozent rechnen mit deutlichen Verlusten im Vergleich zum ohnehin schlechten Vorjahr. Insgesamt, so ergibt die Befragung, wird es aber wohl zu einer marginalen Gewinnsteigerung von zwei Prozent gegenüber 1996 kommen.

Alle führen Krieg, nur die Systemhäuser profitieren

Von den rund 170 befragten IT-Händlern (Brachenaufteilung siehe Fußnote auf Seite 16) sprechen fast 80 Prozent den Systemhäusern in 1997 die größten Wachstumschancen zu. Diese würden aufgrund ihrer Spezialisierung auf Service und Maintenance ein höheres Gewinnpotential aufweisen als die Kollegen aus anderen Geschäftssparten, besonders die aus der Hardwarebranche. Vor allem im Business-Bereich, so die fast einhellige Einschätzung der Befragten, nehme man wohl gerne das Supportangebot der Systemhäuser in Anspruch und den Preis dafür in Kauf.

Die Kauf-/Versandhäuser, Computershops, Bürovollsortimenter und der Elektrofachhandel dagegen führen laut TechConsult-Ergebnis einen derartig offensiven Preiskrieg, daß deren Erfolgsprognosen dadurch ernsthaft in Frage gestellt seien.

Internet und Intranet lösen Multimedia als Branchenfavoriten ab

Wenn sich in irgendeinem Produktumfeld noch Geld verdienen läßt, so die befragten Händler, dann in den neuen Bereichen Internet und Intranet. In diesem Jahr, so spekulieren die meisten, werden diese Systeme in Deutschland ihren Siegeszug antreten. Die Kassen sollen klingeln. Auch die damit verbundenen Service- und Beratungsfolge-geschäfte treiben den Händlern die Dollarzeichen ins Auge. Voraussetzung ist natürlich, daß die Branche sich schnellstmöglich auf die neuen Erfordernisse der Kunden vorbereitet und entsprechendes Know-how anbieten kann.

Multimedia - noch im letzten Jahr das Modewort der Saison - gilt zwar immer noch als Wachstumsmarkt, hat aber an Zugkraft eingebüßt. Gerade einmal 12 Prozent der Befragten glauben noch an klingelnde Kassen durch dieses Segment. Höhere Erwartungen stellen die Händler da eher schon an die Multimedia-Extension-MMX-Technologie aus dem Hause Intel.

Vor allem Anbieter von Spielen - also vorrangig die Händlerschaft im Consumerbereich - hoffen auf Umsatzwachstum durch die beschleunigte Grafik-, Video- und Audioverarbeitung.

Weniger fröhliche Zeiten erwarten Novell-Puristen: Windows NT wird nach Meinung der Befragten Netware den Rang ablaufen und sich als Standard etablieren. (du)

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