Zwischen Flagshipstores und Online-Händlern

Die Zukunft der Warenhäuser

Uwe Ritschel schreibt als Experte zu den Herausforderungen des  Einzelhandels. In seiner nunmehr fünfzigjährigen Tätigkeit hat er alle Facetten der Branche kennengelernt. Sein Weg führte vom Einkäufer und Abteilungsleiter bis ins Management eines großen Handelsunternehmens. Ritschel beschäftigt sich mit den Chancen und Risiken durch die Digitalisierung des Handels. Damit ist er heute ein gefragter Experte für Händlergemeinschaften und City-Marketing.

Kaufhof auf dem Weg zur Spitze

Auch Kaufhof hatte es in den 80er und 90er Jahren nicht einfach. Die billigsten Preise gab es nun am Stadtrand. Damit konnte man nicht mehr punkten. Trading up war gefragt. Das ging aber auch nicht ohne die Schließungen von 25 unrentablen Filialen ab. Eine Reihe kleinerer Filialen konnte jedoch überleben, in dem sie an größere, umsatzstärkere Filialen angeschlossen wurden. Der Einkauf wurde zentralisiert und die Umstellung auf ein aussagekräftiges Warenwirtschaftssystem brachte den entscheidenden Vorsprung.

1994 konnte Kaufhof den Konkurrenten Horten übernehmen. Horten war damals das kleinste der vier großen Warenhausunternehmen, aber sie waren damals schon ihrer Zeit weit voraus. Bereits 1988 wurden die Filialen in Münster und Heidelberg auf das neuartige Galeria-Konzept umgestellt. Hellere Räume, breitere Gänge und kleinere Beschilderung waren die äußeren Merkmale. Die Häuser wurden gediegener und nicht wie damals noch üblich, mit Billigware überschüttet. Damit bekamen diese Filialen ein eigenes, neues Gesicht und stachen aus der anonymen Masse hervor.

Nach der Übernahme der Firma Horten durch die Kaufhof Warenhaus AG, landete der damalige Aufsichtsrat dann noch einen Überraschungs-Coup:

In dem nun größer gewordenen Unternehmen hatten nicht mehr die alten Kaufhof-Manager das sagen, nein, der Aufsichtsrat bestellte den Horten-Manager Wolfgang Kraus zum Vorstand Verkauf und Werbung. Kraus hatte das Galeria-Konzept bei Horten maßgeblich mit entwickelt und sollte es nun auch auf den Kaufhof übertragen. Die Warenhäuser wurden nach und nach auf den neuesten Stand gebracht und bekamen dann zu Belohnung den grünen Galeria-Bogen. "Ich freu mich drauf", war fortan das Motto. Der Kaufhof festigte damit seine Marktposition und hob sich nun auch einrichtungsmäßig von Karstadt und anderen Mitbewerbern ab.

Das alles war möglich, weil die Metro Group schon 1980 die ersten 24,9 Prozent der Kaufhof Warenhaus AG erwerben konnte. 1986 gingen weitere 26,1 Prozent an das ehemalige Selbstbedienungs-Großmarktunternehmen und 1996 wurde die Übernahme zu 100 Prozent vollzogen.

"Die Metro hat dem Kaufhof das Rechnen beigebracht" so wurde damals gespottet. Da das Unternehmen zuvor den vier großen Banken in Deutschland gehörte, spielte Geld keine Rolle. Das galt besonders, wenn man sich dieses Geld bei seinen Eigentümern leihen durfte. Je mehr Geld aufgenommen wurde, desto mehr verdienten die Banken. Der Zinssatz war der höchste im deutschen Einzelhandel. Das hatte unter der Führung der Metro nun ein Ende. Ab sofort wurde mit spitzem Bleistift gerechnet. Überbestände wurden abgebaut und Kostendisziplin wurde oberstes Gebot. Damit war man für die Zukunft gerüstet.

Die Ära Kraus endete 2004, seine Aufgabe war erfüllt. Galeria Kaufhof hatte sich zu einer Marke entwickelt und hatte Karstadt in allen Belangen hinter sich gelassen. Sein Nachfolger, Ralf Püttmann, war 20 Jahre jünger und hatte nun die Aufgabe, dem Galeria Konzept ein noch anspruchsvolleres Gesicht zu geben. Was in den 90er Jahren aktuell war musste nun für das neue Jahrtausend weiter entwickelt werden.

Mittlerweile hatten die Flagships der großen Marken die Maßstäbe in der Innenstadt gesetzt. H&M hat die Marktführerschaft bei den jungen Kunden gewonnen und Mega-Stores von Adidas, Boss oder Tommy Hilfiger beherrschen das Bild der großen Städte. Püttmann wollte sich an diesen Vorbildern orientieren, ohne jedoch die Jahrzehnte langen Bindungen der Stammkundschaft zu gefährden.

Zudem galt es in Städten wie Berlin, Frankfurt, Köln oder München so aufzutreten, wie die es die neue, junge Generation erwartet. Ja, eine ganz neue Generation von Kunden ist herangewachsen. Das Smartphon bestimmt den Takt der Zeit. Alles ist immer und sofort greifbar. Jeder Modetrend geht blitzschnell per You Tube um die Welt. Internet, Facebook und Twitter sind ständige Begleiter. Amazon, Ebay und Zalando haben den Einkauf revolutioniert.

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