Zwischen Flagshipstores und Online-Händlern

Die Zukunft der Warenhäuser

Uwe Ritschel schreibt als Experte zu den Herausforderungen des  Einzelhandels. In seiner nunmehr fünfzigjährigen Tätigkeit hat er alle Facetten der Branche kennengelernt. Sein Weg führte vom Einkäufer und Abteilungsleiter bis ins Management eines großen Handelsunternehmens. Ritschel beschäftigt sich mit den Chancen und Risiken durch die Digitalisierung des Handels. Damit ist er heute ein gefragter Experte für Händlergemeinschaften und City-Marketing.

Neue Ära mit Hudson's Bay Company

In dieser Zeit kommt die Hudson's Bay Company (HBC), ein kanadischer Warenhauskonzern, nach Deutschland und will mit der Galeria Kaufhof in den europäischen Markt vorstoßen. Für Karstadt ist das nun das Ende aller Träume. Der ehemalige Marktführer ist endgültig auf sich allein gestellt. Bezeichnend dafür war die Meldung, dass bereits wenige Tage später eine neue Immobilie für die Firmenzentrale in Essen gesucht wurde. Die neue Hauptverwaltung benötigt dann nur noch 20.000 bis 25.000 m² statt bisher 65.000 m².

Das sagt viel über den Aderlass der noch bevorsteht. Karstadt muss seine verbliebenen Kräfte bündeln um am Markt weiter bestehen zu können. Galeria Kaufhof kann jedoch aus dem Vollen schöpfen. Der neue Eigentümer, die Hudson's Bay Company ist ein erfolgreiches Warenhausunternehmen in Kanada und den USA. Hier gibt es Synergien zu beiden Seiten. In Ladenaufmachung und Werbung kann man viel von den Amerikanern lernen.

Auch im Online-Geschäft sind uns die Kaufleute jenseits des Atlantiks weit voraus. Kaufhof, und das ist nicht zu unterschätzen, wird wieder von Warenhaus-Fachleuten geführt. Der Unternehmenserfolg in Deutschland schlägt auch auf das Gesamtergebnis der Gruppe durch. Der deutsche Beitrag von Galeria Kaufhof zu HBC ist mit über 30 Prozent Anteil am Gesamtumsatz mehr als ein wichtiges Standbein.

Die Entwicklung in Deutschland wird für HBC in den nächsten Jahren von ganz besonderer Bedeutung sein. In der Metro Group lag der Anteil zuletzt unter fünf Prozent. Alle Investitionen gingen in die Expansion des Selbstbedienungs-Großhandels auf die osteuropäischen Märkte. Das Warenhaus war nur noch ein Randgeschäft. Nun steht Kaufhof wieder im Focus des Handelns.

HBC möchte in Europa Fuß fassen und dazu ist ein Erfolg in Deutschland die erste Voraussetzung. HBC- Chef Richard Baker, der in Kanada den Titel eines "Gouverneur" trägt, hat zuvor schon große Übernahmen mit Erfolg gestemmt. 2006 kaufte er die amerikanische Traditionshauskette Lord & Tailor, 2008 übernahm er die Hutson's Bay Company und vor zwei Jahren dann die amerikanischen Nobel-Kaufhäuser Saks Fifth Avenue.

Nach jeder Übernahme wurde kräftig investiert, um die Unternehmen auf den neuesten Stand zu bringen. Ein solches Vorgehen ist auch für den Kaufhof zu erwarten. Bislang wurden die Investitionen immer durch eine Beleihung der Immobilien finanziert.

Auch Kaufhof hat einen riesigen Schatz von 1A Immobilien in den Innenstädten mitgebracht. Karstadt hingegen hat bereits alle seine Filetstücke veräußert. Middelhoff, Berggruen, Benko und die Sigma-Holding haben das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist. Ohne einen strategischen Partner wird es in der Zukunft noch schwerer werden. Für die Mitarbeiter wäre zu wünschen, dass endlich ein Weg in eine gesicherte Zukunft gefunden wird. Neue Konzepte sorgten wieder für mehr Frequenz und die Innenstädte würden dadurch noch attraktiver werden.

Die Warenhäuser bleiben bestehen

Der Online-Handel wird deswegen nicht an Attraktivität verlieren, aber der stationäre Einzelhandel muss endlich ein Teil davon werden. Smartphones und Tablets sind heute in erster Linie zur Recherche da. Wer hat was, jetzt und abholbereit in meiner Nähe? Die Kaufentscheidungen, die früher erst im Laden gefallen sind, werden heute im Wohnzimmer oder in der S-Bahn getroffen.

Der Kunde geht also immer mehr ganz gezielt dahin, wo er seine Wünsche am schnellsten und am besten erfüllt sieht. Das ist die Chance des innerstädtischen Handels. Wer im Netz schnell gefunden wird, die Ware vorrätig hat und dem Kunden dann noch ein tolles Einkaufserlebnis bieten kann, der wird auch in Zukunft seine Geschäfte machen.

Die Warenhäuser bleiben bestehen, auch wenn sie möglicherweise nicht mehr untereinander konkurrieren. Bestimmte Sortimente werden ins Internet abwandern, aber da, wo Entertainment angesagt ist, wo man Ware sehen, fühlen und ausprobieren kann, wo man shoppen mit Cappuccino oder Latte Macchiato verbindet, da wird sich auch der Kunde wieder wohlfühlen. Galeria Kaufhof ist auf dem besten Wege, ihren Teil dazu beizutragen. (rw)

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