E-Commerce

Die Zukunft des Fachhandels liegt im Netz



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Stationärer ITK-Handel unter Druck

Legt man die von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ins Feld geführte kritische Masse von zehn Prozent Online-Umsatzanteil zugrunde, dürfte sich der IT-Handel schon längst in einem fortgeschrittenen Umbruch befinden: Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Niederrhein liegt der E-Commerce-Anteil im Handelssegment Elektronik und Elektroartikel bereits bei rund 16 Prozent.

"Viel Laufkundschaft in einem Laden ist auch für Hersteller attraktiv, wenn sie den Kunden neue Produkte nahebringen wollen." Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG.
"Viel Laufkundschaft in einem Laden ist auch für Hersteller attraktiv, wenn sie den Kunden neue Produkte nahebringen wollen." Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG.
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Zumindest die Vorstandschefs der traditionsreichen CE-Verbundgruppen lassen sich von dieser Entwicklung nicht aus der Ruhe bringen. Fast unisono erklärten Expert-Chef Volker Müller und sein Kollege Benedict Kober von Euronics anlässlich der jeweiligen Frühjahrsmessen ihrer Kooperationen, der heutige Online-Anteil substituiere nur den Teil des Branchenumsatzes, der in früheren Zeiten dem Versandhandel zugekommen sei.

Während man sich mit dieser Betrachtungsweise bemüht, die Umsatzentwicklung im Online-Handel kleinzureden, lässt sich dieser Trend in anderen Bereichen kaum mehr ignorieren: So beträgt der E-Commerce-Anteil im Segment Computer und Computerzubehör laut der Hochschule Niederrhein bereits mehr als 20-Prozent.

"Wir realisieren durch unsere stationären Standorte Umsatzeffekte, die über die in den Läden realisierten Umsätze hinausgehen." Olaf Siegel, Geschäftsführer der Cyberport GmbH.
"Wir realisieren durch unsere stationären Standorte Umsatzeffekte, die über die in den Läden realisierten Umsätze hinausgehen." Olaf Siegel, Geschäftsführer der Cyberport GmbH.
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Betrachtet man die Umsatzentwicklung der stationären Händler, so hat diese Entwicklung bereits ihre Spuren hinterlassen. Am schlimmsten hat es Euronics getroffen: Nach sechs Jahren Wachstum in Folge musste die Verbundgruppe im Geschäftsjahr 2010/11 einen Umsatzrückgang von sieben Prozent hinnehmen. Es folgten 2011/12 ein Minus von drei Prozent sowie in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 ein weiterer Einbruch um zwölf Prozent.

Schwer tut sich auch der Wettbewerber Electronic Partner (EP): Nachdem die Verbundgruppe, zu der auch die Elektromarktkette Medimax gehört, 2011 beim Umsatz stagnierte, kam EP im zurückliegenden Jahr auf ein mühsames Wachstum von einem Prozent.

Deutlich zu spüren bekam die Marktentwicklung schließlich über lange Zeit hinweg der Retail-Marktführer Media-Saturn: Seit 2009 gelang es der Metro-Tochter in Deutschland nur noch, durch die Eröffnung neuer Standorte zu wachsen. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2012 schaffte es der Retailer, diesen Negativtrend mit einer radikalen Strategiewende umzukehren: Media Markt und Saturn orientieren sich mit ihren stationären Preisen inzwischen am Online-Preisniveau - mit entsprechenden Folgen für das Geschäftsergebnis. So brach der Vorsteuergewinn von Media-Saturn im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent ein.

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