Die Zukunft des Speichermarktes

13.01.2000
Im letzten Jahr begann für die Preise von Speichermodulen eine wirkliche Berg- und Talfahrt. Wie sieht der Speichermarkt in den nächsten Jahren aus? Kingston-Gründer John Tu gibt Antwort.

Als die dramatischste Veränderung in unserem Leben sehe ich die Explosion der digitalen Technologie. Traditionsgemäß sah man die Computer-Indus- trie als den Markt, aber auch das verändert sich mit der immer stärkeren Ausdehnung der digitalen Revolution in immer mehr Bereiche unseres Lebens. Diese Explosion hat auf Kingston als Unternehmen einen sehr starken Einfluss, da ein Wachstum der digitalen Welt gleichzeitig ein Wachstum an Speicherbedarf nach sich zieht.

Die ursprüngliche Speichertechnologie erfuhr einen rapiden Anstieg an technologischer Weiterentwicklung: Von FPM zu EDO, dann zu SDRAM und jetzt zu Rambus und Virtual Channel - und das alles innerhalb von ein paar Jahren. Jede Stufe dieser Technologie erforderte immer mehr Investitionen als die vorangegangene Stufe. Mit den vielfältigen Technologien, die in nächster Zeit auf den Markt kommen, ist es unmöglich, nur einen Produkttyp zu fokussieren. Wir können es uns nicht leisten, "alle Eier in einen Korb zu legen", wenn nicht klar ist, in welche Richtung der Markt sich bewegen wird, welche Technologie vom Markt bevorzugt werden wird. Was Kingston betrifft, war unsere Mission immer, den Markt mit denjenigen Speichermodulen zu bedienen, die den Bedürfnissen entsprechend gebraucht wurden. Demgemäß müssen wir alle Technologien unterstützen. Kingston war das erste Unternehmen, das große Investitionen in die Fertigstellung von Rambus getätigt hat. Aufgrund des hohen Investitionsniveaus und des Fehlens einer klaren technologischen Richtung im Speichermarkt allgemein wird die Zukunft für Memory-Hersteller sowohl verwirrend in Bezug auf die Technologie als auch finanziell schwierig.

Aus Sicht der Halbleiterindustrie werden sich die nächsten zwei Jahre auszeichnen. Ich kann keine Meinung für einen längeren Zeitraum äußern, weil sich dieser Markt zu schnell verändert. Heute können wir den Preis der SpeicherChips als stabil betrachten. Noch vor einigen Monaten waren die Preise alles andere als das. Wir sahen Preiserhöhungen im PC100-Bereich (die derzeit vorherrschende Technologie) von 3 be- ziehungsweise 4 Dollar auf 20 Dollar pro Chip. Im Moment ist die Nachfrage geringer, aber der Komponentenpreis ist bei ungefähr 10 Dollar stabil geblieben und nicht wieder auf das frühere Niedrigniveau gesunken. Darin sehe ich bestätigt, dass genügend Kapazitäten vorhanden sind.

Schwierige Zeiten in der Halbleiterindustrie

In den vergangenen Jahren haben wir sehr schwierige Zeiten in der Halbleiterindustrie gesehen. Als Ergebnis wurden keine Investitionen in neue Produktionsstätten getätigt. Die Halbleiterindustrie sieht sich natürlich mit den gleichen Problemen konfrontiert wie die Modul-Hersteller: Sie müssen alle zukünftigen Technologien unterstützen, die möglicherweise auf den Markt kommen werden. Um dies zu gewährleisten, kann man derzeit festzustellen, dass Fabriken von einer zur anderen Technologie umgestellt werden, aber nicht, dass neue gebaut werden, um neue Technologien zu unterstützen. Die neue Technologie von heute ist Rambus, und der Output (der Prozentsatz der Produktion, die die letzte Inspektion als "gutes Produkt" erfolgreich durchlaufen hat) liegt nur im Bereich von 50 Prozent. Wenn die derzeitigen Produktions-Straßen von der heutigen Technologie auf Rambus umgestellt werden und der Output von Rambus nicht den Erwartungen entspricht, bedeutet das eine umfassende Verminderung der gegenwärtigen Produktion. Das gesamte Produktions-Volumen wird während dieser Übergangsphase unsicher.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Umsätze gingen, als wir auf das Jahr 2000 zusteuerten, zurück, aber die Preise sind stabil geblieben und ein Kapazitätsübermaß ist nicht verfügbar. Deshalb komme ich zu der Überzeugung, dass, nachdem der Umsatz in diesem Jahr wieder steigen wird, wir ein sehr gutes Jahr vor uns haben, das sich auch bis 2001 fortsetzen wird. Das gilt sowohl für die Halbleiterindustrie als auch für Kingston als Unternehmen.

www.kingston.com

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