Die Zukunft ist flach - die Absatzzahlen auch

29.11.2001
Der Markt für Plasmamonitore steht noch am Anfang. Bedingt durch den hohen Preis konnten sich diese Bildschirme bislang nur im professionellen Umfeld etablieren. Nun soll auch der Consumer-Markt angegriffen werden.

Die Zeichen stehen schlecht: In den vergangenen Monaten sanken die Absatzzahlen bei Plasmamonitoren in Europa noch stärker als von den Unternehmen erwartet. Nach einem Einbruch von 20,6 Prozent im zweiten Quartal 2001 auf 15.137 verkaufte Geräte folgte ein weiteres enttäuschendes Quartal mit einem Rückgang von 1,84 Prozent auf nur noch 14.864 in Westeuropa. Zu den wenigen Gewinnern in diesem Markt zählte NEC mit einem besonders starken Wachstum von etwa 45 Prozent. Damit sicherte sich der japanische Konzern die Marktführerschaft in Europa.

Was die Wachstumsraten betrifft, bietet Europa ein sehr unterschiedliches Bild: Während sich die Umsatzzahlen in Deutschland, Holland, Spanien, Österreich und der Schweiz positiv entwickelten, sieht es im übrigen Europa recht trübe aus. Der nordeuropäische Markt wies mit minus 34 Prozent im dritten Quartal das schwächste Ergebnis auf. Auch in Frankreich muss-ten die Plasmaproduzenten einen Rückgang um 19,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal hinnehmen.

Der Umsatz in Belgien und Luxemburg bricht sogar um 40,7 Prozent ein, und in UK und Irland wurden immerhin "nur" 4,8 Prozent weniger als im Vorquartal verkauft. Als Gründe für diesen Rückgang sieht das Marktforschungsinstitut Interconnection vor allem die schlechte Wirtschaftslage und die fehlenden Perspektiven in den europäischen Mitgliedsstaaten.

In Deutschland dagegen konnte NEC durch seinen Deal mit der Shell-Tankstellenkette profitieren. Rund 600 Monitore wurden auf einen Schlag im dritten Quartal verkauft. Mit diesem Deal hat sich NEC auch in Deutschland mit 25 Prozent Marktanteil die Marktführerschaft gesichert, gefolgt von Panasonic mit 16 Prozent.

Manager in der Zwickmühle

Die Hauptanwendungsgebiete von Plasmamonitoren liegen im professionellen Bereich. Und dieser Markt bleibt nicht unberührt von der zurzeit herrschenden Lethargie der europäischen Wirtschaft. Die Manager stecken in der Zwickmühle: Sie müssen unpopuläre Maßnahmen wie beispielsweise Stel-lenstreichungen vornehmen und dabei auch die Einwände der Interessenvertreter einbeziehen.

In dieser Situation ziehen viele Manager die Notbremse und streichen die Marketingbudgets massiv zusammen. Diese Streichung ist zwar günstig für die Beschäftigten, wirkt sich aber negativ auf den Umsatz von Präsentationstechniken wie Plasmamonitore aus. Und dieser Trend soll auch noch im vierten Quartal 2001 anhalten.

Die Auguren von Interconnection gehen für das vierte Quartal von einem weiteren Umsatzrückgang auf 13.800 Stück aus. Aber schon im ersten Quartal 2002 soll nach Meinung der Analysten mit ein wenig freundlicheren Zahlen zu rechnen sein. Eine richtige Trendwende erwarten sie aber nicht vor Mitte des nächsten Jahres. Dann glauben sie sogar an quartalsmäßige Wachstumsraten von rund 30 Prozent.

Wachstumsmotor Heimkino

Klaus Lippert, Produktmanager Plasmamonitore bei Pioneer, sieht im Heimkinomarkt einen der größten Wachstumsmotoren für Plasmadisplays. "Zur Fußballweltmeis-terschaft 2006 wird in Deutsch- land eine Million Plasmadisplays in den Wohnzimmern stehen", lautet seine kühne Prognose. Pioneer selbst setzt auf den Heimkinomarkt mit seinem 50-Zoll-Display mit integriertem Tuner. Allerdings kostet das Gerät zurzeit rund satte 28.000 Mark. Vom diesjährigen Weihnachtsgeld werden sich nur wenige ein solches Gerät tatsächlich leisten können. Auch andere Hersteller wie etwa Panasonic haben den Home-Markt entdeckt. Im Gegensatz zu Pioneer bietet Panasonic aber keine Rundumlösung an. Zusätzlich zum Display muss der Anwender noch spezielle Hardware, sprich einen Tuner kaufen, damit der Monitor zu Hause als Fernseher dienen kann.

Während der Käufer bei Pioneer nur ein 50-Zoll-Display als Heimgerät erwerben kann, kann er bei Panasonic zwischen zwei Gerätetypen wählen. Die kleinere Ausführung mit 42 Zoll kostet etwa 14.500 und der große Bruder mit 50-Zoll-Bildschirm rund 32.000 Mark. Eine große Kaffeekette hat den Plasmamonitor nun auch für den Consumer entdeckt. Zum Weihnachtsgeschäft startet Tchibo eine große Aktion und will 111 Plasmabildschirme für jeweils 11.111,11 Mark anbieten. Dieser Schnäppchenpreis kann nach Ansicht der Konkur-renz nur durch den Einsatz älterer Displays erzielt werden. In den lüfterlosen Geräten sollen sich Displays von Fujitsu befinden, und sie sollen in Ungarn montiert worden sein.

Trotzdem ist nach Ansicht von Insidern bei diesem Preis kaum Marge drin. Die Geräte werden nur durchgeschoben. Aber diese Aktion könnte auch die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf Plasmamonitore lenken. Nach Ansicht vieler Hersteller ist bei den heutigen Preisen noch Luft drin, sodass diese Geräte in nächster Zeit deutlich billiger werden dürften. Erst ab EV-Preisen unter 10.000 Mark beziehungsweise 5.000 Euro haben die Plasmamonitore eine gute Chance auf dem Heimmarkt.

Lebenserwartung der Plasmas

Ohne Zweifel ist ein Plasmamonitor empfindlicher als ein CRT-Gerät. Ein großes Manko dieser Displays ist das Einbrennen des Bildschirminhaltes. Das Einbrennen des Bildes geschieht nur, wenn über längere Zeit immer derselbe Inhalt auf dem Monitor gezeigt wird. Besonders auffällig ist der Effekt auf den großen Anzeigetafeln der Flughäfen zu beobachten. Hier zeigen die Displays teilweise über Stunden immer die gleiche Information. Besonders während der ersten 100 bis 1.000 Betriebsstunden ist der Monitor in dieser Beziehung stark gefährdet.

Einige Hersteller altern ihre Displays deshalb künstlich vor. Trotzdem ist beim Betrieb der Monitore Vorsicht geboten. Präsentationen sollten nicht immer das Firmenlogo an der gleichen Stelle zeigen. Sonst kann man nach wenigen Stunden das Logo auch im ausgeschalteten Zustand noch prima erkennen. Mit integrierten Softwarelösungen versuchen die Hersteller, das Einbrennen zu verhindern. Feststehende Bilder werden dabei zum Beispiel unmerklich um wenige Pixel verschoben.

Beim Home-Cinema-Einsatz spielt dieser Effekt allerdings keine Rolle, da hier keine stehenden Bilder zu erwarten sind. Bis auf diesen Effekt sind Plasma-Displays erfreulich widerstandfähig. Die mittlere Lebenserwartung - das heißt die Leuchtkraft des Monitors ist auf die Hälfte gesunken - beträgt bei modernen Displays rund 30.000 Stunden.

www.nec.de

www.panasonic.de

www.pioneer.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Zukunft der Plasmamonitore steht und fällt mit dem Verkaufspreis. Solange die magische Grenze von 10.000 Mark nicht unterschritten wird, ist und bleibt der Monitor im Heimbereich ein Prestigeobjekt, das sich nur wenige leis-ten können. Bei Präsentationen hat sich der Plasma seine Marktstellung redlich erkämpft und auch verdient. Wenn im nächsten Jahr die Konjunktur wieder anzieht, dürfte auch das Geschäft mit den Displays besser werden. (jh)

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