Die Zukunft magneto-optischer Wechselspeicher bleibt ungewiss

25.05.2001
Außer in Japan führen magneto-optische (MO) Wechselplattenlaufwerke weltweit ein klassisches Nischendasein. Die Handvoll verbliebener MO-Laufwerkshersteller geht jetzt erneut in die Offensive. Leistungsfähigere Produkte, neue Einsatzbereiche und überarbeitete Vermarktungskonzepte sollen der MO-Technologie letztendlich doch noch zu breiter Akzeptanz verhelfen.

Man könnte es das "Transrapid-Syndrom" nennen: Eine nahezu revolutionäre und hochgelobte Technologie hat es trotz aller Anstrengungen nicht geschafft, sich am Markt zu etablieren. Ist die MO-Technologie ihrer Zeit voraus? Haben die MO-Hersteller an den tatsächlichen Bedürfnissen der Anwender vorbei entwickelt? Oder haben sie vielleicht doch nur auf die falschen Vertriebs- und Marketing-Konzepte gesetzt? Fragen, auf die Produzenten magneto-optischer Wechselplattenlaufwerke seit nicht weniger als 15 Jahren plausible Antworten suchen.

Immer weniger MO-Anbieter

In der Vergangenheit sind viele Fehler gemacht und Chancen versäumt worden, räumt Thomas Bengs, Produktmanager Magneto-optical Products bei der Fujitsu Deutschland GmbH, ein. Statt den Nutzen der MO-Technologie anhand von konkreten Anwendungslösungen in den Vordergrund zu stellen, beschränkten sich die Marketing-Kampagnen der MO-Hersteller zu oft darauf, stolz technische Spitzenwerte zu präsentieren, lautet Bengs Erkenntnis.

Das bis dato geringe Interesse bei potenziellen Anwendern hat Spuren hinterlassen. Von ehemals sechs Herstellern von 3,5-Zoll-MO-Laufwerken sind mit Olympus, Konica und Fujitsu nur drei übrig geblieben. Noch einschneidender ist die Situation bei den hochkapazitiven 5,25-Zoll-MO-Produkten. Mit Sony und Maxoptix gibt es hier heute gerade einmal zwei Anbieter. Während Konica und Olympus ihre Aktivitäten derzeit ausschließlich auf den japanischen Markt konzentrieren, haben Fujitsu, Sony und Maxoptix ihre Ambitionen, den amerikanischen und europäischen Markt zu erobern, noch nicht ad acta gelegt.

Potenziale in neuen Segmenten

Etwa 2,3 Millionen MO-Laufwerke wurden den Analysen der International Data Corporation (IDC) zufolge im Jahr 2000 weltweit verkauft. Nicht weniger als 70 Prozent davon allerdings in Japan. Lediglich zehn Prozent der weltweit vertriebenen MO-Laufwerke entfielen auf den europäischen Markt. Hier liegt nach Auffassung von Fujitsu Produktmanager Bengs ein enormes und weitgehend unerschlossenes Potenzial, insbesondere in gänzlich neuen Marktsegmenten.

"Mit unseren, teilweise mit Firewire-Schnittstelle ausgerüsteten Laufwerken wollen wir neben dem Soho-Video-Markt vor allem auch die Bereiche TV-Broadcasting, Video-/Movie-Produktion, SettopBoxen, DTP, Web-Design, Multimedia-Produktionen und Digital Imaging ansprechen", erklärt Bengs. Neue Impulse für den Consumer- und Soho-Markt verspricht sich Fujitsu neben einem aggressiven Pricing von einer Kooperation mit dem einstigen Erzrivalen Iomega. Der amerikanische Wechselplatten-Spezialist wird ab sofort von Fujitsu entwickelte magneto-optische Laufwerke unter eigenem Brandname vertreiben.

Produktentwicklung geht weiter

Gleichzeitig treiben die verbliebenen Hersteller die Entwicklung neuer Modelle konsequent voran. Auf der diesjährigen Cebit hat Fujitsu den Prototyp eines gemeinsam mit Sony entwickelten 3,5-Zoll-MO-Laufwerks präsentiert. Das Produkt der neuen MO-Generation verfügt über eine Kapazität von 2,3 GB und soll ab Herbst verfügbar sein. Neben Fujitsu haben auch Olympus und Konica angekündigt entsprechende Laufwerke zu produzieren. Trotz Entwicklungsbeteiligung, wird Sony dieses Produkt allerdings nicht herstellen, sondern ausschließlich als Medienlieferant fungieren.

Sony hatte sich bereits vor Jahren entschlossen seine Aktivitäten auf das Marktsegment der hochkapazitiven 5,25-Zoll-MO-Drives zu konzentrieren. Das neueste Modell mit der Bezeichnung SMO-F561 kann bis zu 9,1 GB auf einem Datenmedium speichern und wird nach eigenen Angaben in Kürze verfügbar sein.

Der Schlüssel zu der hohen Datendichte ist ein neues MSR (Magnetically Induced Super Resolution) genanntes Aufzeichnungsverfahren. Es bewirkt eine besondere Hitzeverteilung im Auftreffpunkt des Laserstrahls und ermöglicht es, zusammen mit einer speziellen Magnetisierung, auch Datenbits zu lesen, die kleiner sind als die Spot-Größe des Strahls. Trotzdem bleibt die Abwärtskompatibilität zu früheren ISO-kompatiblen MO-Medien mit geringerer Kapazitäten erhalten.

5,25-Zoll-MO-Laufwerke für Medien mit Kapazitäten von 2,6 und 5,2 GB bietet ebenfalls der US-Hersteller Maxoptix an.

In Zeiten neuer Speicherarchitekturen wie NAS und SAN gewinnen nach Auffassung von Maxoptix effiziente Skalierbarkeit und niedrige Kosten zunehmend an Bedeutung. Das Unternehmen hat sich deshalb auf die Integration optischer Speicher in automatische Wechselsysteme, so genannte Jukeboxen, spezialisiert. "Hochkapazitive optische Laufwerke sind Schlüsselkomponenten für skalierbare Datenmanagementsysteme. Sie bieten eine unerreichte Vielseitigkeit als Online-, Nearline-, Backup- und Archivmedium", verdeutlicht Maxoptix Europachef Brian Blanchard. (sd)

www.fujitsu-europe.com

www.storagebysony.com

www.maxoptix.com

ComputerPartner-Meinung:

Trotz aller vordergründiger Initiativen der verbliebenen MO-Anbieter: Zumindest in den USA und Europa ist die Zeit, 3,5-Zoll-MO-Laufwerke als optische Mainstream-Produkte zu etablieren, abgelaufen. "Die Gewinner bei optischen Speichern sind DVD-ROM und beschreibbare CD- bzw. DVD-Technologien. Klar auf der Verliererstraße befinden sich CD-ROM und 3,5-Zoll-Magneto-optical", lautet das Resümee von Simon Shephard, zuständiger IDC-Analyst EMEA Optical. Er prognostiziert für Europa rückläufige Umsatzzahlen.

Eine Erkenntnis, zu der, zumindest hinter den Kulissen, wohl auch immer mehr MO-Anbieter kommen. Das sogenannte MO-Forum, 1996 von den führenden MO-Herstellern gemeinsam gegründete Marketingplattform, hat seine Schlüsse gezogen. Während man auf der japanischen Web-Seite (www.mo-forum.gr.jp/english) weiterhin über Neuigkeiten rund um die MO-Technologie informiert, wurde die europäische Web-site (www.mo-forum.com) mittlerweile geschlossen. (sd)

Hintergrundinformation

MO-Standards stoßen an Grenzen

Angesichts weiterhin explodierender Kapazitätsansprüche wächst der Druck auf die Entwicklungslabors der MO-Hersteller. 40, 80 oder gar 100 GB auf einem optischen Wechselmedium unterzubringen, lauten die Vorgaben. Eine Herausforderung, die mit traditionellen MO-Technologien analog zur bestehenden ISO-Spezifikation definitiv nicht realisierbar ist.

Ultra Density Optical (UDO) heißt ein von Sony entwickeltes optisches Aufzeichnungsformat, das kürzlich offiziell als MO-Nachfolgetechnologie vorgestellt wurde. Bezüglich der neuen Medien setzt Sony dabei auf die bekannte Phase-Change-Technologie, wie sie heute bereits bei CD-RW- und DVD-RAM-Laufwerken zum Einsatz kommt. Ende 2002 sollen nach Sony-Angaben die ersten UDO-Laufwerke mit Speicherkapazitäten bis zu 40 GB in den Handel gelangen. Alternativ sollen sowohl "write once" als auch "rewritable" Medien angeboten werden.

Noch in diesem Jahr will Maxoptix seine MO-Nachfolgetechnologie namens Optical Super Density (OSD) präsentieren, die ebenfalls eine Speicherkapazität von 40 GB bietet. Auch hier hat man sich endgültig von bestehenden MO-Standards und damit verbundenen Abwärtskompatibilitäten verabschiedet. Im Gegensatz zu Sony setzt Maxoptix zwar weiterhin auf eine magneto-optische Aufzeichnung, verwendet allerdings sowohl ein neues optisches Abtastsystem als auch komplett anders strukturierte MO-Medien. Bereits im Jahr 2002 wird nach Vorstellungen der Verantwortlichen die zweite Generation von OSD-Laufwerken verfügbar sein, die unter Verwendung von blauen Lasern dann Speichermengen von 80 bis 100 GB pro Medium erlaubt. (sd)

www.storagebysony.com

www.maxoptics.com

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